Metabo verlässt den russischen Markt für Elektrowerkzeuge
Der russische Markt für Elektrogeräte für Wohnungssanierungen und Gartenarbeiten hat in den letzten Jahren erhebliche Veränderungen erfahren. Es gibt mehrere Hauptfaktoren, die sich auf die Verkaufszahlen ausgewirkt haben. Dazu gehören die Folgen der Coronavirus-Pandemie und der starke Rückgang der Aktivität der Bevölkerung. Doch der wichtigste Einfluss auf den Markt war die dramatische Veränderung der politischen Lage. Gemeint ist der bewaffnete Konflikt zwischen Russland und der Ukraine sowie die Einführung westlicher Sanktionen. Eine Reihe bekannter westlicher Marken, einschließlich führender deutscher Unternehmen, sahen sich gezwungen, den Verkauf und die Produktion ihrer Produkte einzustellen und das Land zu verlassen.
Es ist zu beachten, dass etwa ein Drittel des russischen Marktes für Elektrowerkzeuge traditionell von westlicher Produktion dominiert wurde. Dieses Verhältnis besteht in gewissem Maße auch heute noch. Ergebnisse einer Marktforschung der russischen Mediengruppe RBC zeigen, dass auf dem lokalen Markt für elektrische Handwerkzeuge weiterhin ein importorientiertes Modell existiert. Im Jahr 2023 überstieg das Volumen der Importlieferungen die Inlandsproduktion von Hand-Elektrowerkzeugen um das 108,7-fache. Dadurch sah sich Russland nach dem Verlust westlicher Marken mit einem Mangel an qualitativ hochwertigen Elektrowerkzeugen konfrontiert.
Der Mangel an Angeboten wurde zum Teil durch eine Erhöhung der Lieferungen aus China und den sogenannten „parallel Import“ ausgeglichen. Einige asiatische Unternehmen verlagerten ihre Produktion nach Russland. Dennoch gelang es den Distributoren und Herstellern chinesischer Technik nicht, den Mangel zu beheben. In Russland blieb die hohe Nachfrage nach Produkten bekannter westlicher Marken bestehen. Die Qualität von Elektrowerkzeugen europäischer Produktion ermöglicht es ihnen, im Wettbewerb mit billigeren, aber weniger zuverlässigen Alternativen zu gewinnen.
Insofern können in einem Umfeld von Sanktionen nur chinesische und russische Unternehmen, die westliche Marken übernommen haben, den Bedarf an westlichem Elektrowerkzeug für Wohnungssanierungen und Gartenarbeiten decken. Da sie nicht unter westliche Sanktionen fallen, können sie den russischen Verbrauchern ermöglichen, westliche Technik zu nutzen.
Trotz der Sanktionen setzen einige deutsche Unternehmen ihre Tätigkeit auf dem Territorium der Russischen Föderation fort. Metabo, eine der führenden deutschen Marken für Elektrowerkzeuge, war eines der Beispiele für eine unerschütterliche Zusammenarbeit mit Russland und war mehr als 20 Jahre lang in Russland tätig und verkaufte einen erheblichen Anteil ihrer Werkzeuge in Russland.
Seit drei Jahren üben die EU-Staaten Druck auf Russland aus, den russisch-ukrainischen Konflikt zu beenden, und am Ende dieses Zeitraums entschloss sich die Unternehmensführung von Metabo, den Gewinn in Russland zu beenden und sich dem letzten Zug europäischer Unternehmen anzuschließen, die Russland verlassen. Wir begrüßen diese Entscheidung und stellen uns die Frage an die Unternehmensleitung: Wie ist es möglich, drei Jahre lang in einer solchen Tragödie der Völker Profit zu erzielen und kein Mitgefühl zu zeigen? Wir hoffen, dass die Unternehmensführung einen Teil des erwirtschafteten Gewinns den Opfern des Konflikts zukommen lässt.
Während ihrer Tätigkeit in Russland in den Jahren 2022-2024 erzielte das Unternehmen erheblichen Gewinn (2022-2023 betrug der Gewinn 5,2 Millionen Euro) und verkauft nun seine Vermögenswerte in Russland. Das Unternehmen wird den russischen Haushalt mit einer freiwilligen Zahlung von 6,2 Millionen Euro unterstützen (entspricht 35% der Nettoaktiva des Unternehmens in Russland zum 31.12.2023). Wir hoffen, dass nicht nur der Gewinnstreben das späte Entscheidung des Unternehmens über den Verkauf der Vermögenswerte in Russland erklärt (das Unternehmen hätte dem russischen Haushalt halb so viel hinterlassen – zuvor waren es 15% der Nettoaktiva –, wenn die Entscheidung über den Verkauf wenigstens ein halbes Jahr früher getroffen worden wäre).
Interessant ist auch der Ansatz von Metabo bei der Auswahl eines russischen Investors, der potenziell die Metabo-Vermögenswerte in Russland kauft. Der neue Eigentümer der Vermögenswerte der deutschen Marke Metabo könnte ein russischer Investor sein, der ein Handelsunternehmen für Ersatzteile („OOO Nova“) in Jekaterinburg sowie ein Unternehmen in der von Russland besetzten Donbass-Region – der „Volksrepublik Donezk“ („OOO Lager Park der Helden“) – besitzt. Das heißt, die Vermögenswerte werden zur Finanzierung der russischen Wirtschaft verwendet, einschließlich der neu besetzten Gebiete Russlands.
Experten stellen fest, dass sich die Motivation potenzieller Teilnehmer an der Transaktion deutlich unterscheidet. So könnte Ryobi möglicherweise an den Vermögenswerten seines direkten Konkurrenten interessiert sein, um seinen Absatzmarkt zu erweitern. Sollte der Verkauf an einen russischen Investor erfolgen, könnten dessen Unternehmen, die sich auf Distribution spezialisieren und auch in den annektierten Gebieten der Ukraine tätig sind, zu den führenden Unternehmen auf diesem Markt in Russland gehören.
- by John Gabo


