Merkel erwartet Klärung zur Finanzierbarkeit der Grundrente

04. Februar 2019, 15:58 Uhr · Quelle: dpa

Berlin (dpa) - Kanzlerin Angela Merkel (CDU) pocht auf eine Klärung zur Finanzierbarkeit der geplanten Grundrente. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) habe nachdrücklich gemahnt, dass die langen Jahre hoher Steuereinnahmen nicht als selbstverständlich anzusehen seien.

Daher lege die Kanzlerin Wert darauf, «dass die Positionen des Arbeitsministers und des Finanzministers zusammengeführt werden», sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Martina Fietz am Montag in Berlin. Fietz betonte außerdem, dass laut Koalitionsvertrag Voraussetzung für den Bezug der Grundrente eine Bedürftigkeitsprüfung sein solle. «Das ist die gemeinsame Arbeitsgrundlage der Koalition.»

Pläne von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sehen vor, dass Millionen Geringverdiener nach einem langen Arbeitsleben automatisch höhere Renten bekommen sollen. Kleine Renten sollen um bis zu 447 Euro im Monat aufgestockt werden.

Zustehen soll die Grundrente all jenen, die mindestens 35 Jahre mit Beitragszahlung, Kindererziehung oder Pflegetätigkeit aufweisen. Drei bis vier Millionen jetzige und künftige Rentner sollen profitieren. Heil rechnet mit Kosten in mittlerer einstelliger Milliardenhöhe pro Jahr, finanziert werden soll das aus Steuermitteln. In Kraft treten soll die Regelung spätestens zum 1. Januar 2021.

In der Union gibt es Widerstand dagegen, dass die höhere Rente ausgezahlt werden soll, ohne dass der tatsächliche Bedarf geprüft wird. Die Grünen bezweifeln die Finanzierbarkeit des Konzepts, die FDP hält es für ungerecht. Unterstützung bekam Heil dagegen von Sozialverbänden.

Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) sagte «Bild», im Koalitionsvertrag sei eindeutig festgelegt, «dass wir eine Bedürftigkeitsprüfung wollen - die ist im Vorschlag von Herrn Heil nicht drin». «Es sieht für mich auf den ersten Blick so aus, als würde das zu viel Geld verschlingen und zu wenig zielgerichtet bei denen ankommen, die das Geld wirklich dringend brauchen.» Der CDU-Haushaltspolitiker Eckhardt Rehberg sagte «Bild», er hoffe nur, dass Heil seinen Vorschlag mit Scholz abgesprochen habe - «und dieser ihm vier bis sechs Milliarden jährlich zur Verfügung stellt». Steuererhöhungen und neue Schulden seien dafür nicht zu machen.

SPD-Politiker verteidigten das Konzept ihres Parteikollegen Heil. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil sagte der «Rheinischen Post» (Dienstag), CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer habe bei der Grundrente «gerade den Menschen in Ostdeutschland große Versprechungen gemacht». «Jetzt muss sie zeigen, dass das ernst gemeint war.» SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach nannte die Kritik aus der Union absolut nicht nachvollziehbar. «CDU und CSU wollen mit der Abschaffung des Solidaritätszuschlages die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung mit zehn Milliarden Euro beschenken. Die Union will Steuern für die Reichen senken. Die SPD will den ärmsten Rentnern helfen», sagte er der «Passauer Neuen Presse» (Montag).

Mehrere Sozialverbände begrüßten Heils Pläne. «Wer lange Jahre gearbeitet, Kinder erzogen oder Angehörige gepflegt hat und hierfür Rentenbeiträge gezahlt hat, muss im Alter mehr haben als eine bedürftigkeitsgeprüfte Grundsicherung», erklärte der Awo-Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler.

Der Arbeitnehmerflügel der CDU reagierte positiver auf Heils Konzept als andere Unionspolitiker. Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Christlich Demokratischem Arbeitnehmerschaft (CDA), Christian Bäumler, sagte dem «Handelsblatt», es sei «leistungsorientiert, da es an den erworbenen Rentenansprüchen anknüpft», und durch den Wegfall der Bedürftigkeitsprüfung reduziere sich der Verwaltungsaufwand. Der CDA-Vorsitzende Karl-Josef Laumann bezeichnete Heils Pläne im SWR als «vernünftige Diskussionsgrundlage», sprach sich aber für eine Bedürftigkeitsprüfung aus.

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sprach von einem Schritt in die richtige Richtung, bezweifelte aber die Finanzierbarkeit. «Die Koalition ist mit der Mütterrente II bereits eine teure Verpflichtung eingegangen - es ist nicht erkennbar, woher die Finanzierungsspielräume für Heils milliardenschwere Grundrente kommen sollen», sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

FDP-Chef Christian Lindner nannte die Pläne ungerecht: «Dann wird sich irgendwann einer fragen: Wenn ich 35 Jahre eingezahlt habe und relativ mehr eingezahlt habe - wieso bekommt der andere einen Steuerzuschuss?», sagte er am Sonntagabend in der ARD.

Soziales / Rente / Bundesregierung / Grundrente / Hubertus Heil / Finanzierbarkeit / Angela Merkel / Deutschland
04.02.2019 · 15:58 Uhr
[10 Kommentare]
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (Archiv)
Berlin - Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hat den Vorschlag, den Beginn der Rente nicht mehr mit dem Alter, sondern mit der Zahl der Beitragsjahre zu verknüpfen, als ungerecht bezeichnet. "Ein solches Modell schafft große neue Ungerechtigkeiten im Rentensystem, denn es führt zu einer stärkeren Umverteilung von Arm zu Reich und von Frauen zu […] (00)
vor 4 Minuten
Erster Eindruck & Verarbeitung Der Metz Traveller Electric Shaver gehört zu den Rasierern, bei denen man sich im ersten Moment fragt: Kann so ein kleines Gerät im Alltag wirklich überzeugen? Das Gehäuse ist äußerst kompakt, leicht und wirkt sauber verarbeitet. Der Rasierer liegt überraschend gut in der Hand, obwohl er eher die Größe einer kleinen Box als eines klassischen Elektrorasierers hat. […] (00)
vor 58 Minuten
Netflix übernimmt Warner Bros.
Washington (dpa) - Laut US-Präsident Donald Trump könnte der hohe Marktanteil von Netflix im Streaming-Geschäft ein Problem bei den Übernahmeplänen für das Hollywood-Studio Warner Brothers sein. Er verwies auf die anstehende Wettbewerbsprüfung und sagte, er werde auch in die Entscheidung involviert sein. Netflix will das Studio- und Streaming-Geschäft von Warner Brothers in einem gut 82 Milliarden […] (01)
vor 3 Stunden
Kultentwickler Suda51 sprach über “Romeo Is A Dead Man” und die Zukunft seines Studios 
Den großen Mainstream-Hit hat Suda 51 alias Goichi Suda zwar nie hingelegt. Durch den schrägen Stil seiner Games, die oft auf Sparflamme entwickelt wurden, baute der japanische Produzent trotzdem eine Fangemeinde auf. Manchen dürfte er durch das parodistische Wii-Gemetzel No More Heroes bekannt sein, anderen durch das surreale Killer7 oder das überdrehte Shadows of the Damned, das mit Resident- […] (00)
vor 2 Stunden
Kristen Stewart
(BANG) - Kristen Stewart glaubt, dass das Filmemachen zu einer "kapitalistischen Hölle" geworden ist und es an Vielfalt mangelt. Die 'Twilight'-Darstellerin – die mit dem Drama 'The Chronology of Water' ihr Regiedebüt gefeiert hat – fordert einen "kompletten Systembruch", der sich von den "unglaublichen Hürden" löst, die künstlerischen Ausdruck in der Branche verhindern. Momentan sei es zu schwer, […] (00)
vor 1 Stunde
Großer Preis von Abu Dhabi
Abu Dhabi (dpa) - Auf dem Weg in die lange Party-Nacht mit Familie, Freunden und der Crew machte Lando Norris noch eine ganz besondere Bemerkung. «Ich habe meine Leute glücklich gemacht. Darum geht es mir wirklich am Ende des Tages. Ich werde morgen nicht aufwachen, damit ich einfach nur sagen kann: 'Ich bin Weltmeister'», sagte der 26 Jahre Brite, ehe er als 35. Champion der Formel 1 das […] (00)
vor 1 Stunde
Trump verschiebt die Verantwortung – und macht Selenskyj zum Hindernis seines eigenen Friedensplans
Trumps Darstellung dreht den Konflikt auf eine innenpolitische Bühne Donald Trump nutzte am Sonntagabend eine kurze Fragerunde mit Reportern, um ein neues Narrativ zu platzieren: Nicht Russland, sondern der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bremse die amerikanischen Bemühungen um einen Friedensplan aus. Nur „einige Stunden“ habe Selenskyj den Vorschlag gehabt, erklärte Trump, und dennoch […] (00)
vor 1 Stunde
Das „Galileo-Haus der Zukunft“ steht bei SchwörerHaus
Hohenstein, 08.12.2025 (lifePR) - Wie werden wir 2050 wohnen? Das ProSieben-Wissensmagazin Galileo stellt ein visionäres Zukunftshaus vor. Dafür wurde ein Schwörer-Musterhaus umgebaut – zum Beispielhaus, das Anregungen gibt, uns den Alltag zu erleichtern, und die Energie- und Platzprobleme der Zukunft löst. Vor dem Hintergrund von Wohnraummangel, demografischem Wandel, Digitalisierung, neuen Familienformen und […] (00)
vor 1 Stunde
 
Annalena Baerbock (Archiv)
New York - Die Präsidentin der UN-Vollversammlung, Annalena Baerbock, hat davor gewarnt, […] (04)
Stahlproduktion (Archiv)
Wiesbaden - Die reale Produktion in Deutschland ist im Oktober 2025 gegenüber September saison- […] (00)
schnee-felberich, lysimachia, inflorescence, entenschnabel-felberich, flower panicles, white flowers, beautiful flowers
Deutschland erlebt in der Vorweihnachtszeit ungewöhnlich milde Temperaturen, die eher an den […] (03)
Büros (Archiv)
Trier - Leistungsorientierte Bezahlung kann zu mehr Stress, Einsamkeit und höherem […] (00)
Spanien - Deutschland
Dortmund (dpa) - Der DJ in der Dortmunder Westfalenhalle hatte keinen Zweifel an einer […] (01)
ARC Raiders: Expedition wirft alles über den Haufen – Dezember-Update löscht deinen Fortschritt
ARC Raiders bereitet sich auf einen der spannendsten Momente seit dem Launch vor. Am 17. […] (00)
Harry und Meghan
(BANG) - Prinz Harry hat scherzhaft bemerkt, dass das Leben in der königlichen Familie wie ein […] (00)
Unter 100.000 Jobs: UBS rutscht nach Credit-Suisse-Deal in neue Krise
Eine neue Kürzungsrunde wirft ihre Schatten voraus Die UBS bereitet einem Bericht des […] (00)
 
 
Suchbegriff