Investmentweek

Kann das Nahles-Modell den Stellenabbau stoppen?

17. Dezember 2024, 10:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
Die Arbeitsmarkt-Drehscheiben der Bundesagentur für Arbeit sollen Entlassungen in der Industrie abfedern. Doch die Umsetzung ist holprig, und die Ergebnisse bleiben bislang überschaubar.

Deutschland steckt mitten in einem industriellen Umbruch, und der Arbeitsmarkt ächzt unter den Folgen. Tausende Stellen werden gestrichen, Produktionsstätten geschlossen oder ins Ausland verlagert.

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat unter ihrer Chefin Andrea Nahles ein ambitioniertes Ziel: mit sogenannten „Arbeitsmarkt-Drehscheiben“ Entlassungen in der Industrie abzufedern und Beschäftigte direkt in neue Jobs zu vermitteln.

Das Modell klingt nach einer eleganten Lösung für ein komplexes Problem. Doch die Realität sieht anders aus: Zögernde Unternehmen, fehlende Kooperation und unklare Ergebnisse werfen die Frage auf, ob das Nahles-Modell wirklich der große Wurf ist.

Das Problem: Stellenabbau ohne Perspektive

In der deutschen Industrie schrumpfen die Beschäftigtenzahlen dramatisch. Allein im verarbeitenden Gewerbe und im Bau gingen innerhalb eines Jahres 110.000 Stellen verloren – Tendenz steigend. Thyssenkrupp, BASF und viele andere Unternehmen planen umfangreiche Entlassungen.

Gleichzeitig sind in anderen Branchen Stellen unbesetzt. Gesundheitswesen, öffentlicher Dienst und sogar einige Industrieunternehmen wie Rheinmetall suchen händeringend nach Personal. Doch die Anforderungen an Qualifikation und Gehaltserwartungen klaffen oft weit auseinander.

Die Arbeitsmarkt-Drehscheiben sollen Entlassungen abfedern, doch die BA liefert weder Zahlen zu Erfolgen noch zu den Kosten des Programms.

Andrea Nahles sieht die Lösung in Arbeitsmarkt-Drehscheiben: Unternehmen sollen frühzeitig mit der BA kooperieren, um betroffene Mitarbeitende direkt in neue Stellen zu vermitteln – idealerweise, bevor sie arbeitslos werden.

So funktioniert die Arbeitsmarkt-Drehscheibe

Die Idee ist simpel: Wird ein Stellenabbau angekündigt, meldet sich das Unternehmen bei der BA. Gemeinsam werden die Qualifikationen der betroffenen Mitarbeitenden analysiert, potenzielle neue Arbeitgeber identifiziert und nötige Weiterbildungen organisiert. Ziel ist ein nahtloser Übergang in einen neuen Job.

In der Theorie klingt das vielversprechend, doch die Praxis zeigt: Viele Firmen melden geplante Entlassungen erst spät, oder gar nicht. Vertrauen und Kooperation sind entscheidende Hürden, wie Nahles selbst einräumt.

Lesen Sie auch:

Evonik plant historischen Umbau: 7000 Stellen vor dem Aus
Der Chemiekonzern Evonik plant den umfassendsten Umbau seiner Geschichte. Bis zu 7000 Stellen sollen wegfallen, darunter auch Hunderte von Führungspositionen. Zwei neue Geschäftssegmente sollen die Zukunft sichern.

Erste Ergebnisse: Ein Tropfen auf den heißen Stein

Aktuell befinden sich die Arbeitsmarkt-Drehscheiben noch in der Pilotphase. Rund 30 Projekte wurden bundesweit gestartet, doch die Vermittlungen sind bislang überschaubar. Zahlen dazu? Fehlanzeige. Weder die Anzahl vermittelter Mitarbeitender noch die Kosten des Programms werden statistisch erfasst.

Einzelne Erfolge, wie die Vermittlung von Karstadt-Beschäftigten zur Deutschen Rentenversicherung, sind die Ausnahme. Große Entlassungswellen, etwa bei Opel in Bochum 2014, zeigen hingegen, wie schwierig derartige Programme sein können: Von 2.600 Beschäftigten fanden damals nur 260 eine neue Stelle.

Selbst Andrea Nahles gesteht ein: „Das ist oft ein zähes Geschäft.“

Gewerkschaften und Unternehmen bremsen

Auch Gewerkschaften sehen das Modell kritisch. Evelyn Räder vom Deutschen Gewerkschaftsbund warnt, dass Beschäftigungssicherung im bisherigen Unternehmen oft keine Rolle spiele. Viele Betroffene müssten auf schlechter bezahlte Stellen ausweichen, was den Fachkräftemangel zusätzlich verschärfen könnte.

Ein weiteres Problem: Frühverrentungen und hohe Abfindungen. Gerade größere Unternehmen wie Volkswagen setzen auf diese Praxis, statt Mitarbeitende durch Drehscheiben in neue Jobs zu bringen.

„Das ist angesichts des Fachkräftemangels der falsche Weg“, sagt Nahles.

Erfolgsgeschichten und Herausforderungen

Dennoch gibt es Beispiele, die Mut machen. Beim Automobilzulieferer Continental soll ein gesamtes Werk geschlossen und die Beschäftigten in Unternehmen wie Siemens und Rheinmetall vermittelt werden. Erste Verträge wurden bereits unterzeichnet, doch der Prozess läuft schleppend.

Andere Betriebe lehnen die Zusammenarbeit mit der BA komplett ab. Nahles berichtet von Zulieferern, die geplante Stellenstreichungen nicht melden und auf Eigeninitiative setzen. Hier stößt das Modell an klare Grenzen.

Finanzen / Wirtschaft
[InvestmentWeek] · 17.12.2024 · 10:00 Uhr
[3 Kommentare]
trading, investing, stocks, options, dow, nasdaq, downtown, profit, tesla, bitcoin, blockchain, nft, crypto, seascape, nature, gme, gamestop, amc, speculation, crash, market, rich, tesla, nft, nft, nft, nft, nft, crypto
Binance-Gründer dominiert Bitcoin- und Gold-Debatte Während der Binance Blockchain Week in Dubai traten Schiff und CZ in einer hochkarätigen Debatte über den Wert von Bitcoin im Vergleich zu Gold gegeneinander an. Schiff verteidigte Gold als sicheres, stabiles und greifbares Asset, während der Binance-Gründer ein überzeugendes Argument für Bitcoins Akzeptanz, Nutzen, Wert und globale Reichweite […] (00)
vor 29 Minuten
Danny da Costa (Archiv)
Mainz - Borussia Mönchengladbach hat am 13. Bundesliga-Spieltag beim 1. FSV Mainz 05 mit 1: 0 gewonnen. Den entscheidenden Treffer erzielte Danny da Costa in der 58. Minute unglücklich ins eigene Tor, nachdem Tabakovic den Ball an seinen Rücken abgefälscht hatte. In einer zunächst zögerlichen Partie hatten beide Teams in der ersten Halbzeit wenige zwingende Chancen. Ein frühes Tor der Fohlen durch […] (00)
vor 40 Minuten
Afrikas werden zu Kohlenstoffschleudern: Wie ein ganzer Kontinent seine CO₂-Bilanz verändert
Afrikas Wälder befinden sich an einem kritischen Wendepunkt. Jahrzehntelang galten sie als zuverlässige Kohlenstoffsenken: dichte Regenwälder, weitläufige Feuchtgebiete und ausgedehnte Baumflächen entzogen der Atmosphäre CO₂ und banden den Kohlenstoff in Holz, Laub und Böden. Aktuelle Untersuchungen zeigen jedoch, dass sich dieses Bild verändert. Satellitendaten, verstärkte Feldbeobachtungen und […] (00)
vor 5 Stunden
Das Starship der Raumfahrtfirma SpaceX
San Francisco (dpa) - Elon Musks Raumfahrtfirma SpaceX hat Investoren einem Medienbericht zufolge einen Börsengang in der zweiten Jahreshälfte 2026 in Aussicht gestellt. Zugleich erwäge SpaceX, dass einige Mitarbeiter und frühe Geldgeber Aktien verkaufen können, schrieb die Website «The Information». SpaceX solle dabei insgesamt mit 800 Milliarden Dollar (gut 687 Mrd Euro) bewertet werden, hieß es […] (00)
vor 1 Stunde
Portfolio-Erweiterung bei Raw Fury:  Sci-Fi-Puzzle und Roguelite-Shooter im Line-up
Während des PC Gaming Show: Most Wanted Showcase hat Raw Fury, der schwedische Indie-Publisher hinter Titeln wie dem mit dem Golden Joystick Award ausgezeichneten Blue Prince, The Séance of Blake Manor, Call of the Sea, Sable und anderen, spannende Neuigkeiten zu seinen kommenden Spielen angekündigt. Zu den Ankündigungen gehörten neue Publishing-Partnerschaften mit dem Entwickler Exnilo Studio […] (00)
vor 3 Stunden
Paramount+ verlängert «Landman» um dritte Staffel
Die Verlängerung des Ölindustrie-Dramas kommt nach den ersten drei Folgen. Die neuen Geschichten werden wohl noch warten müssen. Paramount+ hat die Serie Landman vorzeitig um eine dritte Staffel verlängert. Die Nachricht kommt, während Staffel zwei erst drei Episoden veröffentlicht hat, Folge vier erscheint am 7. Dezember. Das Format von Taylor Sheridan entwickelt sich damit weiter zu einem der Eckpfeiler des Paramount+-Originalportfolios. […] (02)
vor 4 Stunden
FSV Mainz 05 - Bor. Mönchengladbach
Mainz (dpa) - Slapstick-Eigentor statt One-Hit-Wonder: Für den FSV Mainz 05 hat sich die sportliche Talfahrt auch unter Interimstrainer Benjamin Hoffmann fortgesetzt. Die Rheinhessen verloren zum Auftakt des 13. Spieltags der Fußball-Bundesliga gegen Borussia Mönchengladbach mit 0: 1 (0: 0) und bleiben mit sechs Punkten Tabellenletzter. Vor 30.500 Zuschauern besiegelte Danny da Costa mit einem unglücklichen Po- […] (00)
vor 54 Minuten
Startschuss für Bohrgenehmigungen: Zündet hier auch bald die erste Kursrakete?
Lüdenscheid, 05.12.2025 (lifePR) - Future Fuels Inc. (ISIN: CA36118K1084 | WKN: A40TUW). Future Fuels oder das Unternehmen, freut sich bekannt zu geben, dass es offiziell das Genehmigungsverfahren für Bohrungen in seinem zu 100 % unternehmenseigenen Uranprojekt “Hornby Basin” eingeleitet hat, das sich etwa 95 Kilometer südwestlich von Kugluktuk (Nunavut) befindet. Der wichtigste Vermögenswert […] (00)
vor 4 Stunden
 
Kostenloses Stock Foto zu aktienmarkt, bargeldlos, berlin
Die Bitcoin-Kursvolatilität zieht erneut die Aufmerksamkeit auf MicroStrategy, das Unternehmen, […] (00)
trading, investing, stocks, options, dow, nasdaq, downtown, profit, tesla, bitcoin, blockchain, nft, crypto, seascape, nature, gme, gamestop, amc, speculation, crash, market, rich, tesla, nft, nft, nft, nft, nft, crypto
Ethereum hält sich fest über dem Niveau von $3.150, während sich der Markt nach […] (00)
bitcoin, currency, finance, coin, crypto, economy
Ethereum „Sharks“ haben seit Mitte November 450.000 ETH hinzugefügt Laut Daten von der On- […] (00)
Erneute Spurensuche am Fundort im Fall Fabian
Klein Upahl (dpa) - Die erneute Suche von Ermittlern nach möglichen Beweisstücken im Fall des […] (00)
ESC 2026: Israel bleibt im Wettbewerb
Die EBU bestätigt die Teilnahme Israels, doch Spanien und die Niederlande sagen die Teilnahme ab. Die […] (01)
Traurige Nachrichten aus Kanada: Eidos Montreal erneut von Entlassungswelle erfasst
Eidos Montreal, das renommierte kanadische Studio, welches uns Perlen wie Marvel’s Guardians of […] (00)
Hayley Williams hat zugegeben, dass es 'viele Male' gab, in denen sie 'nicht mehr hier sein wollte'.
(BANG) - Hayley Williams hat zugegeben, dass es "viele Male" gab, in denen sie "nicht mehr hier […] (00)
bitcoin, coin, icon, symbol, logo, bitcoin logo, currency, cryptocurrency, bitcoin, bitcoin, bitcoin, bitcoin, bitcoin, bitcoin logo, bitcoin logo, bitcoin logo
Wissenswertes: Solana bleibt bei 140$ stehen und ETF-Flüsse verändern die Liquidität, […] (00)
 
 
Suchbegriff