IT-Fachkräftemangel in Deutschland: Ein Paradoxon zwischen Rückgang und Verschärfung
Die Anzahl der unbesetzten IT-Positionen in Deutschland hat sich auf rund 109.000 verringert, eine deutliche Abnahme im Vergleich zu den 149.000 offenen Stellen vor zwei Jahren. Dennoch sprechen die befragten 855 Unternehmen nicht von einer Trendwende; 85 Prozent beklagen weiterhin einen Mangel an IT-Spezialisten, während sich nur eine Minderheit von vier Prozent über einem Überangebot äußert. Mit Blick auf die Zukunft erwarten 79 Prozent eine Verschärfung der Situation, lediglich vier Prozent rechnen mit einer Entspannung.
Laut Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst wirkt die wirtschaftliche Abschwächung zusammen mit geopolitischen Unsicherheiten bremsend auf Neueinstellungen, was teilweise sogar zum Abbau von IT-Stellen führt. Gleichzeitig schreitet die Digitalisierung unaufhörlich voran, quer durch Unternehmen sowie öffentliche Verwaltungen und Behörden, wodurch der Bedarf an IT-Expertise wächst.
Ein weiteres Problem stellt der demografische Wandel dar. Die Babyboomer, eine bedeutende Generation von Fachkräften, beginnen, in den Ruhestand zu treten, wobei der Nachwuchsstock nicht in gleichem Maße nachrückt. Als mögliche Lösungsansätze sieht jedes zwölfte Unternehmen einen verstärkten Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), wobei die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt derzeit unsicher bleiben. 27 Prozent der Firmen glauben, dass KI zum Stellenabbau führen wird, während 42 Prozent an einen erhöhten Fachkräftebedarf aufgrund von KI-Einführung glauben.
Die geopolitische Landschaft bringt jedoch auch Gelegenheiten mit sich. Für deutsche Unternehmen verbessert sich der Zugang zu internationalen IT-Fachkräften. So empfinden 45 Prozent der Firmen die Vereinigten Staaten unter Präsident Trump als weniger attraktiv für internationale Talente, und 21 Prozent erkennen Chancen, mehr Spezialisten aus den USA zu gewinnen. Zudem sehen 27 Prozent bessere Möglichkeiten, Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern für Deutschland zu gewinnen anstelle von US-Engagements.

