Investorenklima im Wandel: Barclays-Studie sieht Bedrohung für britische Wasserinfrastruktur durch Thames Water-Krise

Die Schieflage von Thames Water könnte laut einer Umfrage von Barclays Research weitreichende Konsequenzen für die Wasserunternehmen in Großbritannien und andere lebensnotwendige Infrastrukturen nach sich ziehen. Eine deutliche Mehrheit von drei Vierteln der befragten Investoren erkennt bei einem Ausfall des nicht börsennotierten Wasserversorgers ein industrieübergreifendes Ansteckungsrisiko, so die Analysten Dominic Nash und Peter Crampton von Barclays in einer Mitteilung am Dienstag.

Die Kosten für die Aufnahme von Schulden könnten branchenweit steigen, in einer Zeit, in der - Mooy's Ratings zufolge - in den Jahren 2025 bis 2030 Investitionen in Höhe von 45 bis 50 Milliarden britische Pfund notwendig seien. Das jetzige Dilemma von Thames Water, der größten britischen Wasserfirma, die 16 Millionen Menschen versorgt, könne laut Barclays signifikante Sektorauswirkungen haben. Die Investoren warnten, dass das Infragestellen der Bonität von Thames Water und herbe Verluste für die Besitzer von Senior-Opco-Anleihen dazu führen könnten, dass Anleger das Resilienz- und Nachhaltigkeitsversprechen des britischen Wasserregulierungssystems infrage stellen.

Die Opco-Bonds, also Anleihen der betreibenden Gesellschaft, die einer Kontrolle durch Ofwat unterliegt, wurden bisher als besonders sicher angesehen. Jedoch hat die derzeitige Lage von Thames Water diese Annahme herausgefordert.

Nach Bekanntwerden von Notfallplänen, laut derer Kreditgeber bei einer möglichen vorübergehenden Verstaatlichung des Unternehmens mit Verlusten von bis zu 40 Prozent rechnen müssten, zeigte sich der Kapitalmarkt nervös. Selbst erstklassige Anleihen innerhalb der "regulatorischen Abschottung" der Wasserversorger werden nun mit erheblichen Abschlägen gehandelt. Distressed-Debt-Fonds wie Elliott Management hoffen indes darauf, dass die letztendlichen Verluste nicht so schwer wiegen werden.

Im Rahmen des Fünfjahresplans, den der britische Regulator vorschreibt, muss Thames Water zusätzliche 3 Milliarden Pfund an Kapital aufbringen, um gravierende Lecks und Abwasserprobleme in den Griff zu bekommen. Nichtsdestotrotz verweigern Investoren, darunter Pensionsfonds wie USS und Omers sowie chinesische und Abu Dhabi Sovereign Wealth Fonds, weitere Investitionen und bezeichnen das Unternehmen aufgrund einschränkender Regulierungen als "uninvestierbar".

Die Befragung von Barclays, an der fast 80 Kredit- und Eigenkapitalinstitutionen teilnahmen, ergab außerdem, dass 70 Prozent der Investoren die Regulierung von Ofwat als hinderlich für Kapitalattraktion erachten. 79 Prozent erwarten, dass die Wasserunternehmen ihre regulatorischen Ziele bis 2030 verfehlen werden, was wiederum bestehende Leistungsprobleme bei Unternehmen mit niedriger Rendite verschärfen und sie somit unattraktiver für Kapitalinvestitionen machen könnte.

Laut Barclays glauben fast zwei Drittel der befragten Investoren, dass die schlechte Performance im Wassersektor auch das Interesse an anderen Infrastrukturen wie Gas und Strom negativ beeinflussen könnte.

Water UK, Verband der britischen Wasserindustrie, wies darauf hin, dass die Situation als Alarmsignal zu betrachten sei und Ofwat seine Vorgehensweise überdenken müsse. Thames Water hingegen enthielt sich eines Kommentars.

Ofwat, der britische Wasserregulator, betonte in einer Erklärung, dass die kommende Regulierungsperiode umweltpolitische und kundenbezogene Prioritäten in den Mittelpunkt der Wasserwirtschaft stellen werde. Es sei essentiell, Investitionen anzuziehen und gleichzeitig fair gegenüber den Zahlern der Wasserrechnungen zu bleiben. Die Wasserversorger müssten die erwartete Leistung bringen und im Sinne der Kunden geführt werden. (eulerpool-AFX)

Finanzen / Business
[Eulerpool News] · 23.04.2024 · 19:37 Uhr
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