Hintergrund: Diktatorendämmerung - der Wandel von 1989

02. Februar 2011, 23:05 Uhr · Quelle: dpa

Berlin (dpa) - Nach dem Sturz des tunesischen Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali geraten auch andere arabische Langzeit-Herrscher in Bedrängnis. Die Massenproteste der Opposition in Nordafrika und dem Nahen Osten erinnern an den Zusammenbruch der kommunistischen Regime in Osteuropa vor mehr als 20 Jahren.

Auch damals begann der Kampf gegen die Unterdrückung in einem Land - in Polen. Doch die Sehnsucht nach Freiheit und Demokratie griff rasch auf weitere Staaten des Ostblocks über. Wiederholt sich die Geschichte heute in Ägypten, Jemen, Jordanien und Syrien?

POLEN: Streikende Werftarbeiter in Danzig (Gdansk) brachten den Stein ins Rollen. 1980 erzwangen sie mit der Solidarnosc die Gründung der ersten freien Gewerkschaft im Ostblock. Die Führung in Warschau reagierte im Dezember 1981 mit der Ausrufung des Kriegsrechts unter General Wojciech Jaruzelski. Die Gewerkschaft wurde wieder verboten, viele Oppositionelle landeten hinter Gittern. Im August 1988 wurde die Solidarnosc nach neuen landesweiten Streiks wieder zugelassen. Nach Gesprächen am Runden Tisch von Februar bis April 1989 mussten die Kommunisten die Macht zunächst teilen und schließlich abgeben. Am 24. August 1989 wurde Tadeusz Mazowiecki als Nachfolger von General Czeslaw Kiszczak der erste nichtkommunistische Regierungschef in Osteuropa seit vier Jahrzehnten.

UNGARN: Der Begriff «Stille Revolution» beschreibt den reibungslosen Übergang vom Einparteienstaat zur Demokratie in Budapest. Nach marktwirtschaftlichen Reformen wurden von September 1987 an mehrere Oppositionsgruppen zugelassen. Nach dem Rücktritt des seit 1956 amtierenden Parteichefs Janos Kadar verzichteten die Kommunisten im Januar 1989 auf ihre Führungsrolle im Staat, ein Runder Tisch öffnete das Land weiter nach Westen. Am 27. Juni durchschnitten Ungarns Außenminister Gyula Horn und sein österreichischer Kollege Alois Mock symbolisch den Stacheldraht des Eisernen Vorhangs. Am 10. September erlaubten Ungarns Behörden die freie Ausreise über die offene Grenze. Innerhalb weniger Stunden nahmen 12 000 DDR-Bürger diesen Weg nach Westen.

DDR: Über Jahre war der Frust der DDR-Bürger stetig gewachsen: Unterdrückung, Überwachung und der wirtschaftliche Niedergang des Landes erzeugten wachsende Kritik an der Staatspartei SED. Mit der zunehmenden Liberalisierung der Sowjetunion unter KPdSU-Generalsekretär Michail Gorbatschow wurde die Kritik in der DDR an der eigenen Staatsführung immer lauter. Als im Frühjahr 1989 bekannt wurde, dass die SED für die Fälschungen bei der Kommunalwahl verantwortlich war, gingen immer mehr Menschen auf die Straße. Vom September an bildeten sich Neues Forum, Demokratischer Aufbruch und andere Oppositionsgruppen. Die Flucht von DDR-Bürgern wurde zum Massenexodus. Am 8. und 9. Oktober konnten gewaltsame Polizeieinsätze gegen Regimekritiker am 40. Jahrestag der DDR die Proteste («Wir sind das Volk») nicht mehr eindämmen. Am 18. Oktober trat Erich Honecker zurück. Am 23. Oktober versammelten sich 250 000 Demonstranten in Leipzig, am 4. November eine halbe Million in Berlin. Am 9. November fiel die Mauer und der Zusammenbruch des einstigen Musterlandes im Ostblock beschleunigte sich. Seit dem 3. Oktober 1990 sind beide deutsche Staaten vereinigt.

TSCHECHOSLOWAKEI: Proteste gegen die gewaltsame Niederschlagung einer Studentendemonstration im November 1989 wurden zur Massenbewegung gegen die kommunistische Herrschaft. Die bis dahin reformunwillige KP-Führung sprach sich für einen Dialog aus. Die folgende «Samtene Revolution» sorgte für einen schnellen Wandel. Am 28. November wurde Alexander Dubcek, die Symbolfigur des gewaltsam niedergeschlagenen «Prager Frühlings» von 1968, Parlamentspräsident. Am 29. Dezember wurde der seit den 70er Jahren mehrfach inhaftierte Regimekritiker Vaclav Havel als Nachfolger von Gustav Husak zum ersten nichtkommunistischen Staatspräsidenten seines Landes seit 1948.

RUMÄNIEN: Am 16. und 17. Dezember blutig niedergeschlagene Proteste von Arbeitern und Studenten in den westrumänischen Städten Timisoara und Arad entwickelten sich zum Flächenbrand, der das ganze Land erfasste. Der bis dahin allmächtige Herrscher Nicolae Ceausescu sah sich mit offenem Aufruhr konfrontiert. Am 21. Dezember brachen in Bukarest Straßenkämpfe zwischen Oppositionellen und Einheiten des Geheimdienstes Securitate aus. Ceausescu wurde gestürzt und am 25. Dezember hingerichtet. Mit dem Reformkommunisten Ion Iliescu an der Staatsspitze blieb die Lage noch für mehrere Jahre politisch und wirtschaftlich instabil.

Unruhen / Regierung / Ägypten
02.02.2011 · 23:05 Uhr
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