Globale Verhandlungen zu Plastikabkommen: Ein Wettlauf gegen die Zeit
In Genf finden derzeit entscheidende Verhandlungen über ein global bindendes Abkommen zur Reduzierung der Plastikverschmutzung statt. Angesichts der Tatsache, dass sich Mikro- und Nanoplastik bereits in nahezu jedem Lebensbereich von Erde und Mensch manifestiert haben, stehen die Delegierten unter erheblichem Druck, eine wirksame Lösung zu erarbeiten. Der ecuadorianische Botschafter Luis Vayas Valdivieso, Leiter der Konferenz, betont die Dringlichkeit der Lage und spricht von der Möglichkeit, die 'Zukunft der Umweltgeschichte' grundlegend zu verändern.
Doch die Uneinigkeit zwischen den mehr als 160 teilnehmenden Ländern könnte eine der größten Hürden darstellen, wie Unep-Chefin Inger Andersen einräumte. Während die Europäische Union bereits mit Vorstößen wie dem Verbot von Einwegplastik eine Vorbildrolle eingenommen hat, bleibt fraglich, ob ähnlich strikte Maßstäbe weltweit Anklang finden. Moritz Jäger-Roschko von Greenpeace hebt die globale Dimension des Problems hervor, da sich Mikroplastik durch Winde und Meeresströmungen weltweit verbreitet und die EU somit keine abgeschottete Insel der Sauberkeit darstellen könne.
Laut Unep produzierte die Menschheit allein im letzten Jahr beeindruckende 500 Millionen Tonnen Plastik, von denen ein Großteil schnell zu Müll wird. Ohne sofortige Maßnahmen könnte sich diese Menge bis 2060 verdreifachen. Die Aktualität und Brisanz der Folgen für Umwelt und Gesundheit unterstreicht Stefan Krause von der Universität Birmingham, der vor den gesundheitlichen Auswirkungen von Mikroplastik, selbst schon in den frühesten Lebensphasen, warnt.
Ein ehrgeiziger Vertrag soll die Produktion, Gestaltung und Entsorgung von Plastik adressieren. Während sich über 100 Länder klar für eine Begrenzung der Plastikproduktion aussprachen, bleibt der Widerstand vonseiten der ölproduzierenden Staaten stark. Diese fordern in erster Linie eine Fokussierung auf Müllmanagement und Recycling.
Das Resultat dieser Verhandlungen könnte nächstes Jahr in einer diplomatischen Konferenz zur Unterzeichnung führen, jedoch werden die Ratifizierungen einzelner Staaten einige Jahre in Anspruch nehmen. Trotz der komplizierten Verhandlungssituation bleibt die Hoffnung bestehen, dass ein international bindendes Abkommen zur drastischen Reduzierung der Plastikverschmutzung erzielt wird.

