Generative KI als Booster für Deutschlands Industrieproduktivität
Eine gerade veröffentlichte Untersuchung zeichnet ein zukunftsfrohes Bild für die deutsche Industrie: Die Anwendung generativer Künstlicher Intelligenz (KI) könnte zu einem beachtlichen Produktivitätssprung führen. Das vom Institut IW Consult in Kooperation mit Google durchgeführte Forschungsprojekt, dessen Ergebnisse kürzlich in Berlin vorgestellt wurden, verweist auf ein Potential zur Steigerung der Bruttowertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe um bis zu 7,8 Prozent. Mit anderen Worten, ein Zuwachs von 56 Milliarden Euro wäre durch den Einsatz dieser Technologie möglich. Unter Bruttowertschöpfung versteht man dabei den Mehrwert, der durch die Produktion von Waren und Dienstleistungen nach Abzug aller Vorleistungen entsteht.
Generative KI-Systeme sind in der Lage, neue, eigenständige Inhalte zu erschaffen. Dazu zählen Texte, Bilder, Videos und Musik, aber ebenso komplexe Programmcodes. Das Besondere ist dabei, dass die Anweisungen in natürlicher Sprache erfolgen können und keine spezifische Programmierung notwendig ist. Ein markantes Beispiel für die Fortschritte auf diesem Gebiet ist der von OpenAI entwickelte Chatbot ChatGPT, welcher im November 2022 auf den Markt kam. Google steigt ebenfalls in diesen Zukunftsmarkt ein und präsentiert mit Gemini eine eigene Dialogplattform, die in direkte Konkurrenz zu ChatGPT tritt.
Die Studienergebnisse des IW-Institutstochterunternehmens lassen jedoch auch auf bedeutsame Veränderungen im Arbeitsmarkt schließen. Insbesondere Akademiker und Büroangestellte im verarbeitenden Gewerbe müssen mit Einflüssen der KI auf ihre Arbeitstätigkeit rechnen. Es wird geschätzt, dass hier circa 0,6 Millionen Beschäftigte von einer starken Veränderung betroffen sein könnten. Weitere 4,1 Millionen könnten in ihrer Arbeit unterstützt werden, etwa in der Codeoptimierung oder im Produktdesign. Hingegen scheint KI für etwa 3,3 Millionen Arbeitsstellen in klassischen Industriejobs, wie Reparatur- oder Wartungsaufgaben, weniger relevant, da diese Tätigkeiten nur begrenzt automatisierbar sind.
Des Weiteren hat sich laut Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, die reale Arbeitsproduktivität in einigen Branchen seit 2018 kaum gesteigert. Auf lediglich 0,4 Prozent plus pro Jahr wird der Zuwachs taxiert. Die Einführung generativer KI verspricht diesbezüglich eine sogenannte KI-Dividende und damit sichere Produktivitätsvorsprünge auf internationalen Märkten.
Die Studie bestätigt zudem, dass über die Hälfte der deutschen Industriebetriebe bereits jetzt KI-Technologie nutzen, was den Durchschnitt der deutschen Wirtschaft von 17 Prozent klar übersteigt. Künstliche Intelligenz wird vorrangig zur Systemautomatisierung (42 Prozent), Texterstellung (31 Prozent) und Datenauswertung (24 Prozent) eingesetzt. Mit einer Wertschöpfung von 781 Milliarden Euro und fast acht Millionen Beschäftigten ist das verarbeitende Gewerbe essentiell für die deutsche Wirtschaft – mit einem Anteil von mehr als 20 Prozent liegt Deutschland im internationalen Vergleich weit vorn. Die gesamte Wertschöpfung durch KI für die deutsche Wirtschaft wird auf 330 Milliarden Euro geschätzt. (eulerpool-AFX)
