Filmische Kreativität im Lockdown
Wie Greenscreen und Filmora auch zuhause bunte Videos ermöglichen
Aufgrund der anhaltenden Corona-Krise müssen auch ambitionierte Filmemacher und Vlogger größtenteils zuhause bleiben und dürfen ihrer Kreativität nicht unter freiem Himmel freien Lauf lassen. Das ist zwar schade, doch es gibt andere Möglichkeiten, mit denen die Hintergründe im Video frei bestimmt werden können. Die beliebteste davon ist der sogenannte Greenscreen - dieser grüne Hintergrund kann digital ausgetauscht werden.
In der Filmbranche nennt sich dieser Effekt Chroma Keying. Alles Wichtige rund um die Greenscreen-Funktion, die besten Programme und ein kleines Tutorial verrät dieser Überblick.
Wie funktioniert ein Greenscreen Video und was brauche ich dafür zuhause?
Dass die Worte Greenscreen und Chroma Key heute synonym mit dem Austausch des Hintergrundes geworden sind, das liegt vor allem an digitalen Kameras. Filmklassiker wie "Mary Poppins" wurden gar mit einem Yellowscreen und einer abenteuerlichen Prismalinse vor der Kamera gedreht.
Um einen Greenscreen zu verwenden braucht es in der Praxis nur einen ebenen grünen Hintergrund. Dieser kann aus Stoff bestehen, Teil eines Faltschirms sein, eine Papierleinwand oder eine grün gestrichene Wand. Wichtig ist, dass der Hintergrund möglichst plan ist und keine Falten wirft.
Außerdem sollte der Hintergrund eben ausgeleuchtet sein, entweder über eine Lichtzange (Licht von beiden Seiten), ebenes Licht von oben oder aber Tageslicht. Etwas Abstand zum Greenscreen ist auch äußerst hilfreich, da so kein Schatten auf dem Greenscreen entsteht. Auf Produktionsseite bedarf es sonst nur noch einer Kamera und schon kann es losgehen. Um den Hintergrund auszutauschen braucht es natürlich noch das richtige Schnitt- bzw. Compositingprogramm.
Die besten Greenscreen-Programme
Ein Greenscreen Video besteht immer aus (mindestens) zwei Ebenen. Zunächst wird im Video der Hintergrund durch einen Chroma Key entfernt, anschließend wird das Video auf einen neuen Hintergrund gesetzt. Hierfür können verschiedene Programme zum Einsatz kommen.
Auf dem Mac sind das etwa das kostenlose iMovie, das kostenpflichtige Final Cut Pro X oder die bekannten Produkte von Adobe – Premiere und After Effects. Der Windows Movie Maker hingegen bietet nur limitierte Greenscreen-Fähigkeiten.
Mit das beste Programm für Greenscreen-Funktionen ist Filmora. Die Softwrae ist für Mac OS und Windows verfügbar und besitzt ebenfalls einen Chroma Key Effekt. Wondershare Filmora 9 ist eine App mit kostenloser Testversion, in der sich über detaillierte Einstellmöglichkeiten auch weniger optimale Greenscreen-Aufnahmen bearbeiten lassen.
Eine vergleichsweise einfache Anwendung der Greenscreen-Technik ist das Erstellen von Video-Tutorials. Wie das in Wondershare Filmora funktioniert, zeigt unsere Anleitung Schritt für Schritt am konkreten Beispiel eines Video-Tutorials.
Vor Grün lernen - ein Video Tutorial mit Filmora erstellen
1.
Sind die Aufnahmen vor dem Greenscreen gemacht, müssen diese gemeinsam mit den gewünschten Hintergrundvideos in ein Projekt bei Filmora importiert werden. Natürlich funktionieren auch Fotos als Hintergrund. Wer häufiger sehr ähnliche Video Tutorials erstellt und immer auf dieselben Hintergründe zurückgreift, kann seien Hintergrunddateien immer im selben Projekt liegen lassen und so den Arbeitsprozess vereinfachen.
2.
Sind alle Dateien importiert, müssen diese in die Timeline gezogen werden. Wichtig ist, dass der Hintergrund in Videospur 1 und der Vordergrund in Videospur 2, der Spur darüber, liegt. Sollen mehrere Greenscreen-Aufnahmen kombiniert werden, so werden diese weiter darüber gezogen. So können räumlich unabhängig mehrere Moderatoren in ein Video gezogen werden oder Filmemacher können sich klonen. Das ist lediglich eine Frage des Timings, aber eine tolle Möglichkeit, auch mit Social Distancing noch gemeinsam Videos zu machen.
3.
Ein Doppelklick auf den oberen Clip mit dem Greenscreen öffnet das Bearbeitungsmenü. Chroma Key Effekte sind bei Filmora unter dem Begriff Greenscreen zusammengefasst, ein Klick auf das Kontrollkästchen aktiviert den Effekt. Dieser ist standardmäßig auf das Hellgrün eines Greenscreens ausgelegt, die Farbe kann jedoch auch angepasst werden. Der Color-Picker ermöglicht es, das Grün des individuellen Hintergrunds als Sample festzulegen. Das ist in den meisten Fällen eine gute Idee und hilft auch dabei, andere Farben als Grün zu entfernen.
4.
Die Einstellmöglichkeiten werden über die Schieberegler Offset, Toleranz, Kantenstärke und Weiche Kanten feinjustiert.
Das Kontrollkästchen Alphakanal schaltet lediglich die Ansicht um. Über den Alphakanal lässt sich auf einen Blick sehen, was nach dem Chroma Key Effekt noch im Bild ist und was entfernt wurde. Diese Ansicht ist einfacher und übersichtlicher als die fertige Montageansicht, bei der sich schnell Fehler einschleichen können.
Die Funktionen Offset und Toleranz definieren, wie klar der Hintergrund den Greenscreen ersetzt und welche grünen Bereiche noch als Greenscreen definiert werden. Diese Regler sind etwa dann wichtig, wenn der Greenscreen nicht optimal ausgeleuchtet oder faltig ist.
Kantenstärke und weiche Kanten hingegen trennen Vordergrundobjekte mal schärfer und mal weniger scharf vom Hintergrund. Das ist etwa dann relevant, wenn feine Details (wie Haare) vor dem Greenscreen aufgenommen wurden. Weiche Kanten helfen vor allem dann dabei, zwei Ebenen optisch zu verschmelzen, wenn der Hintergrund sehr viel heller als der Vordergrund ist.
5.
Sollte der Greenscreen nicht groß genug sein, um den ganzen Hintergrund abzudecken oder sich ein Licht- oder Mikrofonstativ ins Bild eingeschlichen haben, können diese ganz einfach entfernt werden.
Ein Klick auf das Kontextmenü des Videoclips bietet die Option Zuschneiden und Zoomen. So kann der Bildausschnitt des Greenscreenclips frei gewählt werden. Das ist insbesondere dann praktisch, wenn daheim kein großer Greenscreen zur Verfügung steht. Besonders für Tutorials, in denen Moderator oder Vlogger sich nicht viel bewegen, ist das praktisch. Denn so können Mikrofon und Licht dichter am Subjekt platziert werden, was technisch bessere Bilder und sauberer klingenden Ton erlaubt. Und weil Zuschnitt und Zoom die Technik ganz einfach entfernen, sehen die Zuschauer diesen kleinen Trick nicht einmal.
6.
Passen Hintergrund und Vordergrund noch nicht ganz zusammen? Kein Problem, über Werte wie Kontrast, Farbton und Sättigung können die wichtigsten Bildwerte angeglichen werden. So wirkt das Ergebnis natürlicher und auch vor dem heimischen Greenscreen wirken Videos so als sei man im kühlen New York oder vor einem hitzigen Sonnenuntergang in Hawaii.
7.
Anschließend muss das Video nur noch als Projekt gespeichert werden, damit keine Änderungen verloren gehen. Über die Funktion Teilen wird das Video anschließend ausgegeben.
Mit Chroma Key Video raus aus dem Lockdown
Nicht ganz einfach vor beliebigen Hintergründen filmen oder im Urlaub oder mit Freunden filmen zu können, das ist ein großer Einschnitt für viele Content Creators. Aber solche Einschränkungen bieten auch immer die Möglichkeit, ihnen kreativ zu begegnen. Das ist die perfekte Gelegenheit, die Skills für das Filmen im Home Studio zu verbessern. Bessere Ausleuchtung für dem Hintergrund des Zimmers oder verschiedene Licht-Set-Ups in der Wohnung gehören ebenso dazu wie die Arbeit mit dem Greenscreen.
Gerade wegen seines einfachen Set Ups als Vorhang, Fotohintergrund oder ausziehbare Leinwand ist das eine tolle Option, um räumlich unabhängig und kostengünstig zu arbeiten. Das bedeutet, dass auch im Lockdown Kooperation problemlos möglich ist, dass Videos vor jedem verfügbaren Hintergrund, im Weltraum, in der digitalen Welt oder im Mikrokosmos entstehen können - der Kreativität sind also keine Grenzen gesetzt. Grün ist also gewissermaßen die Trendfarbe der Saison.

