Europa vor einem neuen kriegerischen Zeitalter, warnt Donald Tusk
In einer ernüchternden Einschätzung hat der polnische Regierungschef Donald Tusk die Bedeutung der russischen Invasion in der Ukraine hervorgehoben. In eine Ära, die er als 'Vorkriegszeit' beschreibt, sei Europa übergetreten. Tusk verdeutlichte in einem Interview mit dem deutschen Blatt 'Welt' und anderen europäischen Medien, dass dieses Zeitalter nicht nur eine Herausforderung, sondern vielmehr eine Realität darstellt, die mit dem Beginn des Ukrainekrieges vor über zwei Jahren eingeläutet wurde. Dieser Zustand erfordert von der jüngeren Generation, sich auf dauerhafte geopolitische Spannungen einzustellen. Besonders besorgniserregend sei die Unvorhersehbarkeit der aktuellen geopolitischen Lage, die ihresgleichen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht gefunden hat, so der ehemalige EU-Ratspräsident. Er beobachtet jedoch auch eine geistige Wende in Europa: Die unbedingte Notwendigkeit einer gemeinsamen Verteidigung gelte inzwischen als unumstößlich. Tusk führt Deutschland als Beispiel für einen fundamentalen Wandel an, wo derzeit ein politischer Wettstreit um die stärkere Unterstützung der Ukraine zwischen den großen Parteien, der CDU und SPD, stattfindet. Mit Blick auf die gezielte Nutzung von Migrantinnen und Migranten als geopolitisches Werkzeug durch Russland spricht sich Tusk für einen konsequenten Schutz der EU-Außengrenzen aus. Er plädierte für Verteidigungsbereitschaft zur Sicherung der territorialen und gesellschaftlichen Integrität Europas. Die gezielten und massenhaften Versuche der Grenzübertritte, orchestriert von Russland und Belarus, seien darauf ausgelegt, eine Destabilisierung herbeizuführen, in der innereuropäisch Grundrechte und -werte in Frage gestellt werden müssen. Tusks Appell ist eindeutig: Europa müsse auf derartige Herausforderungen so menschlich wie möglich reagieren. (eulerpool-AFX)