«Einfach himmlisch»: Idylle in der Einflugschneise
Fluglärm übertönt sonst alles in der 15 000 Einwohner zählenden Stadt in der Einflugschneise des Rhein-Main-Flughafens, einem der größten in Europa. Wegen der Aschewolke aus Island ist es seit Freitagmorgen bei bestem Wetter ungewohnt still. Auf dem Ortseingangsschild klebt ein Zettel: «Raunheim dankt Eyjafjallajökull» (dem isländischen Gletscher).
«Es ist jetzt wie in einem Kurort», sagt Armin Kerkmann. «Ein ganz anderes Lebensgefühl.» Er habe sogar im Garten gegessen, berichtet der Raunheimer: «Ein sehr seltenes Ereignis - aber ideal.»
Ungewöhnliches auch bei Furkan Selik: «Wir haben Fenster und die Balkontür auf», erzählt er. «Das passiert sonst sehr, sehr selten.» Auf einmal störten sogar Automotoren, die beim Krach der Flieger sonst kaum auffielen. «Wenn es so ruhig bleibt, ist es okay.»
Eine Passantin wird deutlicher: «Von mir aus kann das noch ein Vierteljahr so gehen», sagt sie. «Mich nerven die Flugzeuge.» Die Fenster könne sie so gut wie nie öffnen. «Und nachts ist es noch schlimmer.» Deshalb wolle sie Raunheim nach 35 Jahren in der Stadt verlassen. Sie sagt zu den Einwohnern, deren Alltag Fluglärm bedeutet: «Hier leben vor allem arme Leute, die unter dem Lärm zu leiden haben. Die Reichen kriegen davon ja nichts mit.»
Am Samstag hat die Lufthansa ein paar Maschinen ohne Passagiere nach Frankfurt geflogen - über Raunheim hinweg. Ein Condor-Flieger stört die Mittagsruhe am Sonntag. Sonst ist es nahezu idyllisch leise in der Stadt, die Gassen sind wie leer gefegt. Nur ein paar Spaziergänger und Fahrradfahrer nutzen den sonnigen Tag. Wie sie die Ruhe finden? «Einfach himmlisch», ruft eine Radlerin.
Doch es gibt auch Raunheimer, die der Ruhe nichts Besonderes abgewinnen können. «Wir sind an den Lärm gewöhnt», sagt Frau Welde. «Ich wohne seit 72 Jahren hier. Da hört man das nicht mehr.»
[Stadt]: Raunheim