Ein Tiny Bookshop der besonderen Art: Erfolgsrezept aus der Kölner Spieleschmiede Neoludic
Was wie ein Tagtraum begann, hat sich für das Kölner Indie-Studio Neoludic als preisgekrönte Erfolgsgeschichte entpuppt. David Zapfe-Wildemann, Gründer des Studios, erlebte während einer Neuseeland-Reise 2019 eine Szene, die ihn dazu inspirierte, den Kurs seiner Karriere in der Spieleentwicklung zu überdenken. Angesichts der entspannten Atmosphäre eines Second-Hand-Buchladens stieg kurzzeitig der Gedanke auf, den Beruf zu wechseln und selbst Buchhändler zu werden. Doch dieser Gedanke nahm eine andere Gestalt in Form eines neuen Computerspiels an. Mit seinem Mitgründer Raven Rusch hat Zapfe-Wildemann schlussendlich das Indie-Studio Neoludic 2021 ins Leben gerufen.
Ihr Spiel „Tiny Bookshop“ feierte nun einen triumphalen Abend bei der Verleihung der Deutschen Entwicklerpreise, indem es in den Kategorien „Bestes deutsches Spiel“, „Bestes Indie Game“ und „Beste Grafik“ glänzte. Das idyllische Spiel, bei dem der Spieler in die Rolle eines Buchhändlers in einer Küstenstadt schlüpft und lokale Charaktere trifft, besticht durch seinen Fokus auf Entschleunigung und selbstbestimmtes Leben. In der Entwicklung des Spiels verarbeitet Zapfe-Wildemann seine Neuseeland-Erfahrung: eine Flucht in eine analoge, medienfreie Utopie, in der es keine Sieger oder Verlierer gibt. „Tiny Bookshop“ hebt sich mit seiner liebevollen Gestaltung und dem unverwechselbaren Stil als Hymne gegen die rasante Kapitalismuswelt hervor. Seit seiner Veröffentlichung im August, konnte es über 500.000 Mal verkauft werden – ein bemerkenswerter Erfolg für ein unabhängiges Studio wie Neoludic.
Neben „Tiny Bookshop“ erhielt auch „The Darkest Files“ von Paintbucket Games Anerkennung in den Kategorien „Bestes Gamesdesign“ und „Bestes Game Beyond Entertainment“. Das Berliner Studio Toukana Interactive wurde zudem als „Studio des Jahres“ ausgezeichnet.
Die turbulenten Zeiten der deutschen Computerspiele-Branche scheinen sich zu stabilisieren. Nachdem die Coronazeit eine Nachfragesteigerung brachte, folgte eine Delle aufgrund unbeständiger Förderpolitik und vorsichtiger Investoren. Doch nun verbessert sich die Lage: Mehr Unternehmen sehen die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Branche positiv. Mit der erheblichen Aufstockung des Fördertops auf 125 Millionen Euro im kommenden Jahr könnten die finanziellen Sorgen der Branche bald der Vergangenheit angehören. Um die dynamische Entwicklung der Branche weiter anzutreiben, ruft der Branchenverband Game in Anbetracht prall gefüllter Fördertöpfe die Studios auf, voller Elan neue und kreative Projekten anzugehen.

