Ein Ritter schlägt zurück: Warum der Kingdom Come-Macher Obsidians Sci-Fi-Epos als „statisch und geskriptet“ verdammt
Obwohl The Outer Worlds 2 ein starkes Veröffentlichungsjahr für die Xbox Game Studios krönt und bei Kritikern auf breite Zustimmung stößt, gibt es eine prominente Gegenstimme, die lauter hallt als die einhelligen Lobeshymnen. Während einige Tests die erzählerische Finesse, die verzweigten Pfade und das befriedigende Gunplay priesen, was zu einem soliden Metascore von 84 führte, sieht Daniel Vávra, der visionäre Director hinter dem nicht minder gefeierten Kingdom Come: Deliverance 2, die Sache gänzlich anders. Nach dem Durchspielen vergab er auf Twitter eine ernüchternde Sieben von Zehn und drückte seine tiefe Traurigkeit über den Zustand von Obsidian Entertainment aus.
Ein Plädoyer gegen die Stagnation
In einer Brandrede an die Entwickler von einstigen Meisterwerken wie Fallout: New Vegas legte Vávra den Finger tief in die Wunde der kreativen Stagnation. „Das Unternehmen und die Leute, die uns eines meiner Lieblingsspiele aller Zeiten beschert haben, waren selbst nach 15 Jahren und mit dem ganzen Geld von Microsoft sowie den neuesten technologischen Fortschritten nicht in der Lage, eine einzige neue Spielmechanik zu entwickeln, die diese bewährte, aber uralte Formel an einen neuen Ort bringen könnte.“ Provokant forderte er seine Follower auf, nur eine einzige neue Idee zu nennen, die nicht schon vor über 25 Jahren in Klassikern wie Deus Ex oder den originalen Fallout-Titeln zu finden war.
Der Ruf nach einer lebendigen Welt
Vávras Frustration gipfelte in einem leidenschaftlichen Appell, der das Herz seiner eigenen Designphilosophie offenbart. „Gebt mir eine lebendige, simulierte Welt! Echte Nichtlinearität!“, rief er aus. Er verlange nach mehr als nur „Beutekisten, Wartungsschächten, Ladebildschirmen und Level-Grinding in einer statischen, geskripteten Welt.“ Als ihm entgegengehalten wurde, dass viele der ursprünglichen Talente das Studio längst verlassen hätten, konterte er scharf: „Nicht wirklich. Viele der Schlüsselpersonen und Gründer sind immer noch verantwortlich.“ Es ist der unverkennbare Ruf nach einer tiefgreifenden, systemischen Spielerfahrung, die über das bloße Abarbeiten von Inhalten hinausgeht.
Zwei Welten, ein Genre
Es klingt fast so, als ob Vávra nach einem Spiel verlangt, das seiner eigenen Schöpfung weitaus näherkommt. Während die Branche längst bewiesen hat, dass mehr als genug Platz für beide Arten von Erlebnissen existiert – das straff inszenierte Action-RPG mit verzweigter Erzählung auf der einen und der immersive Mittelalter-Sandkasten mit unglaublicher Detailtiefe auf der anderen Seite –, schwingt in Vávras Kritik eine tiefere Sehnsucht mit. Es ist die Sehnsucht einiger Fans nach ambitionierteren Projekten aus dem Hause Obsidian, vielleicht einer Rückkehr zu Pillars of Eternity mit einem Budget, das einem Baldur’s Gate 3 ebenbürtig wäre. Vorerst müssen sich Fans von The Outer Worlds 2 jedoch mit der Ankündigung von zwei Story-Erweiterungen begnügen, deren Inhalt noch im Dunkeln liegt.


