Disarstar: Hamburger Rapper zwischen Wut und Verletzlichkeit mit "Hamburger Aufstand"
Der Hamburger Rapper Disarstar, mit bürgerlichem Namen Gerrit Falius, hat mit seinem neuen Album "Hamburger Aufstand" ein Werk geschaffen, das tief unter die Haut geht. Am 29. August 2025 veröffentlicht, markiert das Album einen weiteren Meilenstein in der Karriere des 31-Jährigen, der sich seit Jahren mit gesellschaftskritischen Texten und einer unverkennbaren Authentizität in der deutschen Rap-Szene etabliert hat. Dieses Mal zeigt er sich persönlicher denn je, pendelt zwischen roher Wut und berührender Verletzlichkeit und schafft so ein Album, das nicht nur musikalisch, sondern auch emotional ein Volltreffer ist.
Ein Album, das aus dem Alltag entsteht
Die Entstehungsgeschichte von "Hamburger Aufstand" ist ebenso ungewöhnlich wie passend für Disarstar. Viele Texte schrieb der Rapper früh morgens im Hamburger Volkspark, wo er im Auto saß, Beats hörte und auf die erste Zeile wartete. Erst wenn diese stand, ging er mit seinem Hund spazieren. Diese Routine, monatelang wiederholt, prägt die 14 Tracks des Albums, die mit einer Spielzeit von rund 40 Minuten kompakt, intensiv und ohne unnötige Spielereien auskommen. Die Umgebung des Volksparks und die Arbeit in der Werkstatt spiegeln sich in den Songs wider – es ist ein Album, das nach Hamburg riecht, nach Asphalt, Kampf und Neuanfang.
Gesellschaftskritik als roter Faden
Disarstar bleibt seiner Linie treu: Gesellschaftskritik ist auch auf "Hamburger Aufstand" allgegenwärtig. Er rappt über Ungleichheit, politische Spannungen und die Herausforderungen des Lebens in einer Stadt, die für ihn Heimat und gleichzeitig Kampfplatz ist. Besonders deutlich wird dies in Tracks wie "Meine Söhne geb ich nicht", wo er sich klar gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht positioniert. Seine Haltung ist unmissverständlich, wie er in einem Interview mit Bayern 2 betonte:
Lieber besetzt als tot.
Diese Worte unterstreichen, wie tief seine Überzeugungen in seiner Musik verwurzelt sind. Auch die Single "Weiße mit Dreads", die bereits vorab erschien, zeigt seine Fähigkeit, kulturelle und soziale Themen bissig, aber reflektiert anzugehen.
Persönliche Abgründe und emotionale Tiefe
Was "Hamburger Aufstand" jedoch von früheren Werken abhebt, ist die Offenheit, mit der Disarstar seine eigenen Kämpfe thematisiert. Er spricht über vergangene Zeiten, in denen Alkohol und Konflikte seinen Alltag prägten, und über den Weg, den er zurückgelegt hat, um sich neu zu erfinden. Diese Verletzlichkeit macht das Album zu einem intimen Einblick in sein Leben. Es ist kein Zufall, dass viele Fans und Kritiker es als sein bisher persönlichstes Werk bezeichnen. Die Balance zwischen harten, wütenden Versen und Momenten der Selbstreflexion schafft eine emotionale Achterbahnfahrt, die den Hörer nicht kalt lässt.
Kollaborationen und musikalische Vielfalt
Ein weiteres Highlight des Albums sind die Kollaborationen, die Disarstar gezielt einsetzt, um seinen Sound zu bereichern. Besonders erwähnenswert ist der gemeinsame Track mit Pöbel MC, der in sozialen Medien bereits für Begeisterung sorgt. Musikalisch bleibt Disarstar seinem Stil treu, setzt auf klassische Beats und verzichtet auf überflüssige Effekte. Die Produktion ist roh, direkt und unterstreicht die Botschaften der Texte, ohne sie zu übertönen.
Ein Album, das Hamburg atmet
Der Titel "Hamburger Aufstand" ist Programm. Disarstar fängt die Essenz seiner Stadt ein – die rauen Ecken, die sozialen Spannungen, aber auch die unbändige Energie, die Hamburg ausmacht. Es ist ein Album, das nicht nur Fans von Rap anspricht, sondern jeden, der sich mit den Themen Ungerechtigkeit, persönlicher Wandel und gesellschaftlicher Widerspruch auseinandersetzt. Mit diesem Werk beweist Disarstar einmal mehr, dass er nicht nur ein Rapper, sondern auch ein Chronist seiner Zeit ist, der mit jedem Song ein Stück Realität aufschlüsselt.

