„Der wichtigste Schutz ist ein gutes Selbstwertgefühl.“
Interview mit den Erfinderinnen des Kinderschutz-Rap

13. November 2025, 11:43 Uhr · Quelle: LifePR
„Der wichtigste Schutz ist ein gutes Selbstwertgefühl.“
Foto: LifePR
MuT-Zentrum 2025
Der Kinderschutz-Rap von Sonja Blattmann und Karin Derks lehrt Kinder, ihre Grenzen zu wahren und Gefühle ernst zu nehmen. Im neuen Ravensburger-Buch werden diese Botschaften durch Bilder und Rhythmus spielerisch vermittelt.

Ravensburg, 13.11.2025 (lifePR) - „Nein ist Nein! Das gilt für Groß und Klein“: So geht der Kinderschutz-Rap von Sonja Blattmann und Karin Derks. Das gleichnamige Pappbilderbuch ist jetzt bei Ravensburger erschienen. Im Interview sprechen die Autorinnen und Gründerinnen des MuT-Zentrums über kindliche Gefühle, die Kraft von Reim und Rhythmus und erklären, wie Eltern gesundes Körpergefühl unterstützen können.

Kinder stärken und Erwachsene aufklären – darum geht es in Ihrer Präventionsarbeit zu sexualisierter Gewalt. Was wollen Sie in Schulen, Kindergärten und bei Elternabenden vor allem vermitteln?
Sonja Blattmann: Im Fokus steht immer, das Kind in seiner Persönlichkeit zu stärken. Wenn es um die Prävention von sexualisierter Gewalt geht, ist das am wirkungsvollsten. Kinder, die ihre Grenzen kennen und über ihre Kinderrechte Bescheid wissen, holen sich in schwierigen Situationen schneller Hilfe.

Was können Eltern und andere Bezugspersonen tun, um Kinder zu stärken?
Karin Derks: Das beginnt bei der eigenen Haltung: Respekt gegenüber anderen und gegenüber sich selbst sollte immer die Basis sein. Im Umgang mit Kindern ist das besonders wichtig. Es geht ja nicht nur um Berührungen, die ein Kind mag oder nicht mag, sondern insgesamt um Selbstbestimmung.

Sonja Blattmann: In der Erziehung bedeutet das: Ein Kind darf nein sagen, wenn es etwas nicht möchte. Aber ebenso darf die erwachsene Bezugsperson Grenzen setzen. Dabei sollte mir als Erwachsene immer bewusst sein, dass ich Macht habe – allein schon, weil ich 30 Jahre älter bin. Diese Macht nicht zu missbrauchen, sondern liebevoll und klar damit umzugehen, ist das Ziel. So schaffe ich Verbindung. Wenn das gelingt, dann gelingt es auch eher, über Tabuthemen zu sprechen.

Was sind bei Eltern die größten Tabuthemen?
Karin Derks: Viele Eltern verunsichert es sehr, wenn Kinder Fragen zum Körper stellen oder wenn sie wissen wollen: Wie bin ich entstanden? Da gibt es oft ein Missverständnis bei den Eltern. Manche denken, sie müssten minutiös erklären, wie erwachsene Sexualität abläuft. Aber darum geht es nicht. Wichtig ist, die Fragen der Kinder zu ihrem eigenen Körper ernst zu nehmen und zu beantworten.

Sonja Blattmann: Dazu gehört auch, Körperteile zu benennen: Die Nase und die Ohren, aber auch den Popo, den Penis oder die Vulva. Kinder merken dann: Über meinen Körper und die damit verbundenen Empfindungen darf ich sprechen. Und das ist die Grundlage für ein gutes Selbstwertgefühl. Wir denken bei Prävention immer: Kinder müssen nein sagen können. Das ist auch wichtig. Aber der wichtigste Schutz ist ein gutes Selbstwertgefühl.

In Ihrer Arbeit setzen Sie Musik und Theater ein, insbesondere den Kinderschutz-Rap. Warum?
Karin Derks: Wenn ich etwas in Rhythmus und Reim oder in Bewegungen umsetze, wird es besonders lange erinnert. Das zeigen die Präventionsforschung und unsere eigene, langjährige Erfahrung. Genau da setzt der Kinderschutz-Rap mit seinen fünf Kernbotschaften an. „Meine Gefühle sind richtig und wichtig! Deine Gefühle sind richtig und wichtig!“, so beginnt der Rap. Es geht weiter mit den eigenen Grenzen, guten und schlechten Geheimnissen, Helfen oder Hilfe holen und mit dem Wissen über den eigenen Körper.

Sonja Blattmann: Der Kinderschutz-Rap ist aus unserer Präventionsarbeit heraus entstanden. Unsere Projekte an Schulen oder in Kindergärten sind meistens in fünf pädagogische Einheiten gegliedert. Jede Einheit wird abschließend in einem zentralen Satz zusammengefasst. Irgendwann haben wir gemerkt: Diese fünf Kernbotschaften passen rhythmisch wunderbar zusammen. So entstand aus dem pädagogischen Konzept der Kinderschutz-Rap. Er erinnert auch die Erwachsenen daran: Guck hin! Nimm jedes Kind mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen ernst. Und lebe einen selbstbewussten Umgang mit dem eigenen Körper vor. Dann ist bereits viel Präventionsarbeit getan.

Im Ravensburger Verlag ist jetzt ein Pappbilderbuch zum Kinderschutz-Rap erschienen. Wie kam es dazu?
Karin Derks: Als eine Influencerin den Kinderschutz-Rap aufgegriffen hat, ging er plötzlich viral. Wir waren zuerst vollkommen überfordert, haben viele, auch seltsame Nachrichten bekommen. Aber es gab auch sehr nette Anfragen, wie den Vorschlag von Ravensburger den Rap als Kinderbuch umzusetzen.

Wie lassen sich die fünf Kernbotschaften in Bildern vermitteln?
Karin Derks: Zuerst waren wir skeptisch, ob sich der Rap für ein Pappbilderbuch ab drei Jahren eignet. In unserer Arbeit üben wir ihn mit etwas älteren Kindern. Aber die Entwürfe der Illustratorin Marina Halak haben uns überzeugt.

Sonja Blattmann: Marina hat es geschafft die Inhalte in Bilder zu fassen, die ganz nahe bei den Kindern sind. Sie hat eine besondere Fähigkeit, Gefühle zeichnerisch zu vermitteln – und zwar Kindergefühle! Das drückt sich in den Gesichtern aus, den Farben, der gesamten Harmonie der Illustrationen. Über einen QR-Code hinten im Buch gelangt man direkt zu unserem Video mit dem Kinderschutz-Rap. Auch wenn sich ein dreijähriges Kind den Rap inhaltlich noch nicht vollständig erschließen kann – durch die Bilder, den Rhythmus, die Bewegungen wächst es hinein.

Wie können Eltern oder Großeltern das Buch einsetzen?
Sonja Blattmann: Wir wünschen uns, dass es ein Lieblingskinderbuch werden darf, eines, das immer mit dabei ist und nicht für besondere Anlässe irgendwo oben im Schrank steht. Beim Anschauen der Bilder lassen sich Bezüge zum eigenen Erleben herstellen, zum Beispiel bei den Gefühlen. Da kann man fragen: Welches Gefühl kennst du, wie geht es dir? Das Kind kann auf eines der Bilder zeigen und man benennt gemeinsam die Gefühle. All das soll Spaß machen, nicht zu ernst, sondern spielerisch und fantasievoll sein.

Sonja Blattmannist Autorin, Kinderliedermacherin undSexualpädagogin. Als Mitbegründerin der Frauenberatungsstelle Lörrach 1992 sind Schutz und Stärkung von Kindern ihr größtes Anliegen. 1994 erschien ihr erstes Buch „Ich bin doch keine Zuckermaus“. Zusammen mit Karin Derks gründete sie 2011 das MuT-Zentrum für Gewaltprävention.

Karin Derksist Musikerin,Theaterpädagoginund Regisseurin. Sie studierte Musik, unterrichtete viele Jahre an der Moerser Musikschule. 1979 gründete sie das TiM Moerser Kinder- und Jugendtheater, das sie 31 Jahre leitete. Heute ist sie zusammen mit Sonja Blattmann für das MuT-Zentrum online und live unterwegs. 2024 wurden beide für ihre Arbeit mit dem Landesverdienstorden Baden-Württemberg ausgezeichnet.

Medien & Kommunikation / Kinderschutz / Prävention sexualisierter Gewalt / Selbstwertgefühl / Kinderbuch
[lifepr.de] · 13.11.2025 · 11:43 Uhr
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