Böhmer: Keine türkischen Gymnasien nötig

Berlin (dpa) - Die Forderung des türkischen Ministerpräsidenten Tayyip Erdogan, türkische Gymnasien in Deutschland einzurichten, stößt weiter auf Kritik.

«Ich glaube nicht, dass es die Integration fördern würde, wenn wir türkische Gymnasien einrichten, in denen der Unterricht in türkischer Sprache abgehalten wird», sagte der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach (CDU) dem «Kölner Stadt-Anzeiger». Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), sagte am Donnerstag in Berlin: «Es gibt bereits türkische Gymnasien in unserem Land. Spezielle Bildungsangebote für türkischstämmige Kinder und Jugendliche fördern aber nicht die Integration.»

Bosbach betonte, so etwas fördere nicht die Integration, sondern die Bildung von Parallelgesellschaften. Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses betonte: «Wer hier auf Dauer leben will, der muss die deutsche Sprache in Wort und Schrift erlernen und zu Integrationszwecken gemeinsam mit den deutschen Nachbarkindern in die Schule gehen.» Maria Böhmer sagte: «Wir möchten, dass Schule ein Ort der Begegnung und des Miteinanders ist.» Integration gelinge, wenn Menschen aus verschiedensten Herkunftsländern gut miteinander auskämen. Gerade in der Schule würden dafür die Weichen gestellt.

Erdogan hatte in einem «Zeit»-Interview eine bereits im Februar 2008 in Köln erhobene Forderung nach Einführung türkischsprachiger Schulen in Deutschland wiederholt. «In der Türkei haben wir deutsche Gymnasien - warum sollte es keine türkischen Gymnasien in Deutschland geben?» Er begründete seinen Vorstoß mit den Sprachproblemen vieler der 2,7 Millionen in Deutschland lebenden Menschen mit türkischen Wurzeln. Kommende Woche empfängt Erdogan Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu einem Besuch in der Türkei.

Die Integrationsbeauftragte der SPD-Fraktion, Aydan Özoguz, warf Erdogan ein Spiel mit Emotionen vor. Sie sagte am Donnerstag im ZDF-«Morgenmagazin», der Premier steche in eine «offene Wunde». «Leute mit Migrationshintergrund werden oft nicht fair behandelt an deutschen Schulen.» Dennoch entbehre der Vorschlag jeder Grundlage. «Natürlich muss man Deutsch können, um erfolgreich zu sein.»

Die ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün sagte dem «Kölner Stadt-Anzeiger»: «Türkische Gymnasien sind für die Schüler eine Sackgasse. Um in Deutschland erfolgreich zu sein, muss man gut Deutsch können. In der Lebenswirklichkeit der Kinder ist Deutsch die Alltagssprache.» Türkische Gymnasien seien deshalb kontraproduktiv.

International / Deutschland / Türkei
25.03.2010 · 11:43 Uhr
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