Battlefield Hardline im Test

Das ist ja quasi eine Premiere! Erstmals arbeitet seit langem nicht DICE an Battlefield, sondern die Dead Space-Entwickler vom Studio Visceral Games. Mit neuen Ansätzen, jeder Menge Communityarbeit und einem völlig neuen Spielkonzept will man die Leute ködern und alles wesentlich besser machen als die bisherigen Teile der Reihe. Aber was bleibt vom ehemaligen Plan übrig? Kann man wirklich die Battlefield Revolution starten oder ist Battlefield Hardline nicht mehr als ein Rohrkrepierer?

Der Singleplayer

Jedes Mal, wenn ein neuer Ego-Shooter mit klarem Multiplayer-Fokus erscheint, also im Klartext Battlefield oder Call of Duty, steht in sämtlichen Mitteilungen, dass der Singleplayer noch nie dagewesene Action bieten und zur Konkurrenz unvergleichbar sein soll. Doch meistens wird einem derselbe Einheitsbrei geboten wie schon im Jahr zuvor. Bei Battlefield Hardline ist das eigentlich anders. Denn normalerweise übernimmt man die Rolle eines Supersoldaten, der quasi im Alleingang einen korrupten Staat, Terroristen oder beides in einem aufhält. Bei Battlefield Hardline wollte man nicht diesem ewigen Klischee folgen, sondern hat sich stattdessen für einen Polizisten auf Verbrecherjagd entschieden. Als Vorbild dienten da die aktuell berühmten Serien wie CSI, True Detective oder auch Criminal Minds.

hardline 4

Wie bitte? Serien? Richtig gehört! Denn Battlefield Hardline führt eine episodische Erzählung ein, in der ihr euch quasi von einer Episode zur nächsten hangelt. Gut, das klingt wesentlich besser, als es letztendlich ist, denn im Endeffekt ist es nicht mehr als ein kurzer Cut zwischen jeder Folge, in der eine Zusammenfassung der nächsten Episode gegeben wird. Eine kurze “Das nächste Mal bei Battlefield Hardline”-Sequenz beim Beenden des Singleplayers sowie eine entsprechende umgekehrte Version beim Start. Besonders kreativ präsentiert dies Visceral also nicht. Warum man nicht einfach eine zentrale Entscheidung pro Episode eingebaut hat, die eine Begebenheit der nächsten Folge ändert, verstehe ich nicht. Das hätte den Wiederspielwert erhöht und tatsächlich einen Sinn in die episodische Erzählung eingehaucht. Denn seien wir mal ehrlich, die harten Sprünge in der Geschichte von Battlefield 3, 4 oder Call of Duty waren letztendlich kein Unterschied in der Erzählweise.

Bad Cops, Bad Cops

Grundsätzlich spielt ihr in der Kampagne einen Polizisten im Drogendezernat von Miami, der dem lokalen Drogenverbrechen den Garaus machen will. Das funktioniert mal mehr und mal weniger gut, so gehen einige Einsätze für Inspektor Mendoza schief. Im Grunde genommen habt ihr aber als Polizist auf den Straßen von Miami die Möglichkeit euch wie Rambo durch alles durchzuballern, euch vorbeizuschleichen, oder aber die Personen allesamt festzunehmen. Der KI ist relativ egal wie ihr vorgeht, denn die stellt sich die meiste Zeit ohnehin strunzdoof an, rennt aus der Deckung raus, verharrt in einer Ecke oder lässt sich ohne Gegenwehr einfach direkt festsetzen. Etwas unrealistisch sind die Festnahmen ebenfalls, denn anstatt dass ihr nur wenige Leute festnehmt und den Rest mit non-lethal weapons wie Luftgewehren, Tasern oder Pfefferspray k.o. gehen lässt, wäre wohl dem tatsächlichen Polizeileben zu sehr nachempfunden, und so liegen oftmals 10 oder mehr Gegner gefesselt am Boden rum. Das Spiel motiviert euch aber auch bestimmte Gegner direkt festzunehmen, da für manche Personen ein Haftbefehl vorliegt. Festnahmen lohnen sich aber, denn für die gibt es wesentlich mehr Punkte, für die es dann im Anschluss neue Waffen gibt, die ihr im Singleplayer nutzen dürft. Für Abschüsse gibt es dann weniger Punkte.

hardline5

In Battlefield Hardline sind Panzer und ähnliches Geschichte. Es bleiben schnelle Sportwägen und gepanzerte Autos

Alles in allem wirkt der Singleplayer aber dreckig und billig. Technisch ist er auch keine Meisterleistung, denn die Grafik bleibt hinter der des Vorgängers zurück. Wobei die Grafik im Singleplayer sogar noch wesentlich hübscher ist als die im Multiplayer, zumindest auf dem Testsystem PS4. Der Sound wirkt wie binnen weniger Minuten zusammen geschustert. Die Stimmen schwanken sehr in der Qualität. Wobei man originale Schauspieler als Motion Capturing verwendete und ihre entsprechen Synchronsprecher die Vertonung übernehmen. Qualitativ sollte das eigentlich in der oberen Liga mitspielen, wirkt aber leider schlecht für den deutschen Markt lokalisiert. Auch die Sprecherrolle von Gangsterrapper Kollegah ändert da leider nichts. Aber für kurzweilige Einstimmung auf das Thema Cops gegen Gangster passt die Kampagne, allzu hohe Qualitätsansprüche sollte man aber auf keinen Fall stellen.

Der Multiplayer

Als mein persönlicher Testlauf des Singleplayers abgeschlossen war, entschied ich mich dann dafür endlich den Multiplayer anzutesten. Ehrlich gesagt war meine Erwartung nach dem leicht trashigen und unschönen Singleplayer ziemlich hoch, denn ich habe mir gedacht, dass man die im Singleplayer eingesparte Zeit doch mit Sicherheit im Multiplayer einplante. Außerdem machte Visceral Games in den Beta-Phasen von Battlefield Hardline einiges richtig. Man hörte auf die Verbesserungsvorschläge der Community. Bei einem Event lud man sogar bekannte Battlefield Let’s Player ein, um sie nach den entscheidenden Dingen der Battlefield Reihe zu befragen. Das Ergebnis sollte eigentlich ein astreiner Shooter werden, der im Multiplayer alle Tugenden eines gut funktionierenden Multiplayer-Systems erfüllt.

Die Gangster sind im Spielmodus Überfall ständig auf der Flucht

Bisher ging es bei Battlefield in der Regel immer um den Kampf zweier Nationen. Das ist mit Battlefield Hardline erstmals anders, denn hier geht es um den Kampf zwischen Polizei und Gangstern um jede Menge Kohle, schnelle Autos und Drogen. Genau daran sind, zumindest in der Theorie, auch die Spielmodi angelegt. Fassen wir einmal die Spielmodi zusammen.

Eroberung

Na bitte, unser standardmäßiger Battlefield-Modus. Zwei Teams starten an zwei unterschiedlichen, meist gegenüberliegenden Positionen und müssen Punkte auf der Map erobern. Den Modus gibt es in den Varianten klein und groß, mit jeweils unterschiedlichen Maps. Was kann man an diesem Modus schon groß falsch machen? Zumindest bei der Größe der Map macht Battlefield Hardline einen entscheidenden Fehler. Denn die Maps sind oft zu schlauchig. In manchen Fällen sind die Maps so angelegt, dass das Team mit einem bestimmten Startpunkt sofort die Oberhand hat und das andere Team dieser Führung nur noch verzweifelt hinterher rennt. Außerdem sind die meisten Maps nicht für die klassischen 64 Spieler ausgelegt. Ansonsten endet das einfach in unendlichen Ballereien und ständigen Toden. Alles in allem funktioniert dieser Modus aber einigermaßen, das typische Battlefield-Gefühl halt, wenn auch mit einigen Macken.

Blood Money

Mein anfänglicher Favorit, da ich den schon in der Beta ausführlich zocken konnte. An sich eine schöne Idee: In der Mitte steht eine gigantische Geldlieferung, natürlich wollen sich die Gangster da bedienen. Aber die Cops haben die Aufgabe das Geld sicher zu stellen. Und so beginnt ein hitziges Gefecht um einen gigantischen Geldstapel. In der Beta, als es noch keine besonders bevorteilten Waffen gab, funktionierte das auch noch prima. Jetzt artet das Gefecht eher zu einem Fest für Camper, Granatschmeißer und Schweren-Waffen-Fans aus. Man muss schon sehr taktisch vorgehen, wenn man nicht mal eben das halbe Team verlieren möchte, welches sich gerade an dem Geldstapel bedient. Eigentlich wäre es klug, wenn nur ein kleiner Teil der Spieler den Tresor oder Stapel plündert und der Rest des Teams das absichert. Im Endeffekt rennen aber alle wie blöd auf den Stapel zu, klauen Geld, fahren zurück und sterben auf dem Weg. Übrigens haben beide Teams auch die Möglichkeit, sich aus dem Fluchtwagen des anderen Teams zu bedienen. Hier liegt ebenfalls eine große Fehlerquelle, denn das aktive Geld sammeln bringt mehr Punkte als die Verteidigung. Etwas Belohnung für Teamwork würde nicht schaden, gerade weil es in diesem Spielmodus unerlässlich ist.

Überfall

Endlich ein Modus, der wie die Faust aufs Auge passt. Die Verbrecher müssen, limitiert auf 100 Versorgungspunkte, einen Gegenstand klauen und sicher abtransportieren lassen. Großen Lob an diesen Modus, er funktioniert prima. Die beiden Seiten sind herrlich ausgeglichen und es macht sowohl als Cop als auch als Gangster Spaß. Im Zuge eines Überfalls müssen einzelne Punkte abgegrast werden. Die Polizei muss jeweils den Träger aufhalten und die Tasche sicherstellen, das dauert allerdings seine Zeit und so haben auch die Gangster einen fairen Zeitraum, um nicht zu verlieren. Ein Modus, den ich immer wieder gerne zocke, weil er den Kampf zwischen Cops und Gangstern am besten übermittelt. Einziges Manko: Es gibt keine Zivilisten, also keine Atmosphäre. Mir hätte es gefallen, wenn man die Möglichkeit gehabt hätte, Zivilisten festzunehmen und als Geisel freizulassen. Hier hätte man sich beispielsweise an Payday ein Beispiel nehmen können. Hier können Geiseln genommen werden um seine gefangenen Kameraden freizulassen. Ein großer Modus wie die Überfälle von Payday wäre perfekt gewesen.

Hotwire

Eigentlich einer der Vorzeige-Modi für Battlefield Hardline. Hier geht es darum Auto als mobile Kontrollpunkte zu halten. Wer mit seiner Karre dem Gegner davonfahren kann, punktet für das eigene Team. Das gegnerische Team hat die Aufgabe die Karren zu zerstören und entsprechend selber zu punkten. Auch hier ist die Motivation gering dem Gegner am Punkten zu hindern. Denn selbst wenige Sekunden Fahrt mit einem Fluchtauto bringen schon etliche Punkte mehr als Zerstören der gegnerischen Wägen. Insgesamt aber ein Modus, der einigermaßen funktioniert, jedoch keine riesige Abwechslung bietet. An sich schade.

Fadenkreuz

Kommen wir zu den einzigen beiden rundenbasierten Modi, die sich jeweils sehr an Counter Strike orientieren. Der erste hört auf den Namen Fadenkreuz. Die Polizei muss in diesem Modus einen Kronzeugen eskortieren, die Gangster müssen diesen ausschalten. An sich ein cooler Modus, jedoch hat die Polizeiseite es etwas einfacherer. Denn notfalls lenkt das Team ab und der Informant rennt einfach durch. So geht es schnell zu Ende, wenn der Informant sich schlau verhält.

Rettung

Ein weiterer Modus, der sich an Counter Strike orientiert. Hier müssen Geiseln aus den Klauen der Gangster befreit werden. Wie auch schon im Modus Fadenkreuz gibt es hier insgesamt 10 Spieler, das macht 5 auf beiden Seiten. Es kommt das gut funktionierende Counter Strike-Prinzip auf. Also ebenfalls ein Modus, den man absolut weiterempfehlen kann, auch wenn es kein wirklich kreativer und neuer Modus ist. Aber sehen wir das an dieser Stelle einmal nicht als Kritikpunkt.

hardline

Die Modi sind zwar nicht Battlefield-typisch, sind aber auch keine bombastischen Neuerungen. Insgesamt machen aber die Änderungen an der Balance den Unterschied zum bisherigen Battlefield. So sind einige Unterschiede bei den Klassen, die jetzt auf die Namen Operator, Mechanic, Enforcer und Specialist hören. Der Operator ist der klassische Heiler mit Sturmgewehr, der Mechaniker hat Neuerdings die Eigenschaft die Wiedereinstiegspunkte zu setzen, trägt dafür keinen Raketenwerfer mehr. Der Enforcer ist der Versorger des Teams und kommt selbst mit schwerem MG oder Schrotflinte daher. Der Specialist ist der getarnte Sniper, der mit einigen Verbesserungen für das Team daherkommt. Übrigens gibt es noch die Sonderrolle Hacker, mit der ihr eurem Team außerhalb vom Kampf bestimmte Boni verleihen könnt. Alternativ könnt ihr auch die Aktivitäten der Gegner stören. An sich eine witzige Idee, wird aber nicht oft angewandt und fällt so auch kaum ins Gewicht.

Was macht Hardline anders?

Der zentrale Unterschied ist das Fehlen von großen Fahrzeuggefechten. Klar ist das einerseits cool, denn man wird nicht alle paar Meter von einem übermächtigen Heliflieger getötet, andererseits fällt so eine entscheidende und interessante Komponente weg. Und welcher Battlefield-Fan mag keine Fahrzeugschlachten? Das ist essenziell in der Geschichte von Battlefield. Insgesamt gibt es nur Karren ohne viel Kawumms, die mit einem leichten MG oder einer Schießscharte ausgestattet sind. Selbst Panzer fehlen, die sich in Battlefield eigentlich  immer gut eingefügt haben. Und seien wir mal ehrlich: Wie viel “Battlefield” steckt in Battlefield, wenn man mit Polizeifahrzeugen durch die Straßen heizt?

Aber es gibt auch gute Neuerungen. So war bei Battlefield immer mein verhasster Moment, wenn ein Spieler die meisten Kills mit einem Raketenwerfer erzielte. Und das nicht etwa durch Fahrzeug-Kills, sondern indem er einfach stumpf mit Raketen auf Menschen schoss (was ich mir im echten Krieg nicht vorstellen möchte). In Battlefield Hardline werden schwere Waffen als feste Klassenwaffen entfernt. Es gibt also keine Spieler mehr, die einfach mit einem Raketenwerfer Alles in Grund und Boden ballern. Denn zu den Waffen muss man erst mal hinkommen. Und das andere Team hat auch eine gute Chance dran zu kommen.

hardline 2

Viele Dinge lassen sich mit dem in den Missionen verdienten Geld auch aufrüsten.

Die Technik in Battlefield Hardline

Technisch ist Battlefield Hardline nicht die Granate, die ich mir erhofft habe. Der Singleplayer ist schick, keine Frage. Detailliert, gut modelliert mit klugem Design. Auf dem Testsystem PS4 kommt Hardline mit einer Auflösung von 900p daher, auf der Xbox One sogar nur mit 720p. Das ist nichts, wofür sich der Entwickler auf die Schulter klopfen könnte, geht aber noch in Ordnung. Man merkt neben all dem Tearing leider an allen Ecken und Kanten, dass sie ausgefranst erscheinen. Schade, wo die letzten Teile im Ruf doch immer für fabelhafte Grafikbomben standen und den Standard ihrer Zeit vorgaben.

Im Multiplayer sieht das ganze noch etwas düsterer aus. Auch wenn die Modelle wieder sehr gut gelungen und die Details auch recht ordentlich sind, sieht man leider den Downgrade der Texturen auf der PlayStation 4 und Xbox One deutlich. Der Sound dagegen ist ordentlich. Nicht das beste, was man in Battlefield bisher gehört hat, aber auch nicht so schlecht, dass sich Visceral Games dafür schämen müsste.

The post Battlefield Hardline im Test appeared first on Next Gamer.

Gaming
[next-gamer.de] · 11.04.2015 · 13:33 Uhr
[0 Kommentare]
 
Estland: Moskau für GPS-Störungen verantwortlich
Tallinn (dpa) - Estlands Außenminister Margus Tsahkna hat dem benachbarten Russland […] (00)
eBay legt zu: Mehr Umsatz und Gewinn
eBay hat in seinem ersten Quartal 2024 finanzielle Ergebnisse veröffentlicht, die gemischte […] (00)
Take That: Ebenfalls Konzert in Manchester abgesagt
(BANG) - Take That und Keane sind die neuesten Künstler, die Shows in der neuen Co-Op Live […] (00)
BVB-Coach wirbt für Schlotterbeck-Comeback in DFB-Elf
Dortmund (dpa) - Trainer Edin Terzic von Borussia Dortmund hat sich für eine Rückkehr von […] (01)
«Criminal Minds: Evolution» geht im Juni weiter
Paramount+ sagte, dass die kommende neue Staffel von Criminal Minds: Evoltuion schon Im Juni kommt. Die […] (00)
XDefiant – Neues zum Start der Preseason
Ubisoft gab bekannt, dass die Preseason des Free-to-Play-Arcade-Shooters XDefiant am 21. Mai […] (00)
 
 
Suchbegriff

Diese Woche
Letzte Woche
Vorletzte Woche
Top News