Bahnchefwechsel: Schienensystem vor großen Herausforderungen
Bahnreisende müssen 2024 mit einer erheblichen Zunahme an Baustellen und den damit verbundenen Verspätungen rechnen. Die neue Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Evelyn Palla, enthüllte der Süddeutschen Zeitung gegenüber, dass zahlreiche Bahnanlagen weit früher saniert werden müssen als prognostiziert. Diese Entwicklung, so Palla, sei bisher in den Planungen des Konzerns nicht in ihrer vollen Schwere berücksichtigt worden. Seit dem Sommer sei deutlich geworden, dass Stellwerke, Schienen, Weichen und Oberleitungen rascher verschleißen als bisher angenommen. "Dieser negative Trend muss umgehend gestoppt werden", betonte Palla.
Die aktuelle Pünktlichkeit des Fernverkehrs liegt unter der 60-Prozent-Marke, was auch im kommenden Jahr fortbestehen könnte. Eine explizite Zielvorgabe für die Pünktlichkeit nannte Palla nicht, ließ jedoch durchblicken, dass 55 Prozent unzureichend wären. Die beschleunigte Alterung der Infrastruktur führt laut Palla zu einer beträchtlichen Zunahme von Langsamfahrstellen und ungeplanten Baustellen.
Für das Jahr 2025 rechnet die Bahn mit insgesamt 26.000 Baustellen, das sind 5.000 mehr als im Vorjahr, und die Zahl könnte 2024 auf über 28.000 steigen. Eine enorme Belastung für das ohnehin stark beanspruchte Schienennetz, dessen Situation nicht zuletzt bis 2026 herausfordernd bleiben wird. Ein stabiler Fahrplan soll spätestens dann etabliert werden. Evelyn Palla trat ihren Posten am 1. Oktober an und löste damit Richard Lutz ab, der die Deutsche Bahn vor ihrer Übernahme fast acht Jahre lang leitete.

