240 Jobs weg: Solaris kämpft ums Überleben
Es war ein unerwarteter Schlag: Am 27. September wurden die Mitarbeitenden der Solaris Bank zu einem dringenden Meeting gerufen. Der CEO, Carsten Höltkemeyer, machte es kurz und schmerzhaft: Im Zuge einer Restrukturierung muss ein Drittel der Belegschaft gehen.
Etwa 240 der rund 700 Mitarbeitenden verlieren ihren Job. Für viele kam das aus dem Nichts – und die Frage nach dem „Warum?“ blieb unbeantwortet.
Warum jetzt die Entlassungen?
Solaris ist ein Fintech, das große Ambitionen hatte. Seit der Gründung 2015 wollte das Unternehmen zur führenden Plattform für „Embedded Finance“ in Europa werden – das bedeutet, dass andere Unternehmen Finanzprodukte wie Kreditkarten oder Kredite über Solaris anbieten können. Doch die Realität hat das Wachstum gebremst: 2023 schrieb das Unternehmen einen Verlust von 178 Millionen Euro.
Die Fintech-Branche kämpft aktuell mit vielen Herausforderungen. Nach Jahren des rasanten Wachstums hat die Kombination aus wirtschaftlicher Unsicherheit und steigenden Zinsen zu einem Rückgang geführt. In der Folge mussten viele Startups, die sich stark auf Investoren verlassen, ihre Geschäftsmodelle überdenken. Auch Solaris trifft es jetzt.
Kein klarer Plan für die Zukunft
Was die Entlassungen für die Zukunft von Solaris bedeuten, bleibt unklar. Das Unternehmen hat bereits erklärt, dass es nicht nur darum geht, Stellen zu streichen, sondern auch seine Arbeitsweise grundlegend zu überdenken. Doch konkrete Details zur neuen Strategie gibt es kaum.
„Wir planen, einen Plan zu machen“, so drückt es ein entlassener Mitarbeiter sarkastisch aus.
Besonders bitter ist, dass viele Mitarbeitende über die Jahre hart gearbeitet haben, um das Unternehmen groß zu machen – und nun das Gefühl haben, dass ihre Arbeit nicht gewürdigt wird. „Die haben uns ausgequetscht wie Zitronen und schmeißen uns jetzt weg“, sagt ein ehemaliger Mitarbeiter.
Welche Geschäftsbereiche werden bleiben?
Während die Entlassungen unumgänglich scheinen, stellt sich die Frage, auf welche Geschäftsbereiche Solaris künftig setzen wird. Bereits klar ist, dass das sogenannte EMI-Geschäft (Electronic Money Institute) eingestellt wird.
Dieser Bereich entstand nach der Übernahme der britischen Firma Contis – ein Plan, der nicht aufging. Solaris trennt sich von Contis und behält nur ein kleines Team.
Zukünftig will sich Solaris stärker auf große Kunden aus der Mobilitäts- und Technologiebranche konzentrieren. Produkte wie Konten, Kreditkarten und Kredite stehen weiterhin im Fokus. Auch Partnerschaften mit ausgewählten Fintechs, wie etwa mit dem österreichischen Unternehmen Bitpanda, sollen bestehen bleiben.
Ein schwerer Weg zur Profitabilität
Solaris steht nun vor einer doppelten Herausforderung: Das Unternehmen muss sich neu aufstellen und gleichzeitig profitabel werden. Das ist nicht einfach in einer Branche, die stark auf Innovationen und schnelles Wachstum angewiesen ist.
Mit den aktuellen Entlassungen folgt Solaris jedoch einem Weg, den bereits andere Fintechs wie N26 und Trade Republic gegangen sind. Beide Unternehmen haben in den letzten Jahren ebenfalls Personal abgebaut, um ihre Kosten zu senken.

