Zwei Jahrzehnte EU-Erweiterung: Osteuropäische Arbeitskräfte festigen ihren Platz im deutschen Markt
Zwei Jahrzehnte nach dem historischen Schritt der EU-Osterweiterung zeigt eine Analyse des Ifo-Instituts, dass sich die Zahl der Beschäftigten aus jenen Beitrittsländern auf dem deutschen Arbeitsmarkt auf 820.000 erhöht hat – ein signifikanter Anstieg um 670.000 seit der Aufhebung der Arbeitnehmerfreizügigkeitseinschränkungen Mitte 2010. Entgegen der Sorgen, die Arbeitsmarktintegration könnte zu Lasten deutscher Beschäftigter gehen, betont der stellvertretende Leiter des Dresdner Ifo-Instituts, Joachim Ragnitz, in einer jüngsten Mitteilung die gegenteilige Entwicklung. Die Zuwanderer sind häufig in Sektoren beschäftigt, die aufgrund von niedrigen Löhnen oder anspruchsvollen Arbeitsbedingungen für inländische Arbeitskräfte weniger attraktiv sind.
Die Statistik verdeutlicht, dass die Arbeitskräfte aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten bestimmte Branchen bevorzugen: 14 Prozent sind im Verkehrs- und Logistiksektor tätig, 11 Prozent arbeiten in der Zeitarbeit und ein weiteres Elftel findet Beschäftigung im Baugewerbe. In diesen Feldern ist ihr Beschäftigungsanteil bedeutend höher als der Durchschnitt von 2,4 Prozent am gesamten deutschen Arbeitsmarkt.
Bei der nationalen Herkunft steht Polen an der Spitze. Fast zwei Drittel der osteuropäischen Arbeitskräfte in Deutschland kommen aus diesem Land. Weitere bedeutende Kontingente stellen Ungarn und Tschechien dar, während Malta, Zypern und Estland mit weniger als 0,5 Prozent der Beschäftigten kaum eine Rolle spielen.
Dennoch sei der Einfluss dieser Beschäftigten auf die Fachkräftelücke in Deutschland begrenzt. Ragnitz unterstreicht, dass die vorwiegend mittelqualifizierten Arbeitskräfte kaum in anspruchsvollen Tätigkeiten vertreten sind. Dies hängt damit zusammen, dass höher qualifizierte Fachkräfte lohnenswerte Karriereperspektiven in ihren Heimatländern haben. Zudem liegt das Durchschnittseinkommen der osteuropäischen Arbeitnehmer in Deutschland mit 2.580 Euro monatlich deutlich unter dem gesamtdeutschen Median, ein Aspekt, der den vermehrten Zuzug von qualifizierten Fachkräften hemmen könnte. (eulerpool-AFX)