Zubau von Windkraft an Land steigt deutlich an, politische Ziele jedoch noch nicht erreicht
Der Ausbau der Windkraft an Land in Deutschland hat im vergangenen Jahr einen deutlichen Aufwärtstrend verzeichnet. Mit rund 745 neu errichteten Windrädern und einer Gesamtleistung von etwa 3,57 Gigawatt wurden fast 50 Prozent mehr Windkraftanlagen gebaut als im Vorjahr. "Die Richtung stimmt", betonte Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer des Verbands VDMA Power Systems. Dennoch klafft eine Lücke zwischen dem aktuellen Ausbau und den politischen Zielen. Es müssen weiterhin bestehende Hürden beseitigt werden.
Dieser Aufwärtstrend resultierte aus dem Abbau alter Windräder. Der sogenannte Netto-Zubau betrug im vergangenen Jahr etwa 3 Gigawatt. Im Rekordjahr 2017 wurden insgesamt 5,3 Gigawatt an neuer Leistung installiert. Ende 2023 befanden sich insgesamt 28.677 Windräder mit einer Gesamtleistung von rund 61 Gigawatt in Deutschland. Des Weiteren wurden 1.382 neue Windräder genehmigt, jedoch noch nicht errichtet - eine Steigerung von 73 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Den Prognosen der Verbände zufolge soll der Zubau im Jahr 2024 mehr als 4 Gigawatt betragen. Dennoch wird das Ziel des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, die installierte Leistung von Windenergieanlagen an Land bis 2025 auf 69 Gigawatt zu steigern, voraussichtlich nicht erreicht werden. Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Bundesverbands Windenergie, stellte fest, dass eine deutliche Lücke zu dem politischen Ziel bestehe.
Windräder an Land spielen eine Schlüsselrolle in der Strategie der Bundesregierung zur Erreichung der Klimaschutzziele und zur Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Energien wie Kohle und Gas. Das Ziel der Bundesregierung lautet, dass bis 2030 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen stammen sollen. Derzeit beträgt der Anteil etwas mehr als die Hälfte. Mit einem Anteil von 26,5 Prozent an der Stromerzeugung war die Windenergie an Land im Jahr 2023 der wichtigste Energieträger in Deutschland.
Sollte das Ziel für 2030 nicht erreicht werden, könnte dies zur Konsequenz haben, dass klimaschädliche Kohlekraftwerke länger betrieben werden müssen. Die Branchenvertreter machten deutlich, dass das Ziel noch erreicht werden könne, aber nur mit mehr Anstrengungen.
Weiterhin besteht ein Nord-Süd-Gefälle beim Ausbau der Windkraft. Schleswig-Holstein war im Jahr 2023 mit einer installierten Leistung von 1,2 Gigawatt der Spitzenreiter und trug 34 Prozent zum Gesamtausbau bei. Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg folgten auf den weiteren Plätzen. Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und Sachsen wiesen laut der Branche eine geringe installierte Leistung auf. Insbesondere in Bayern mangelt es laut Heidebroek an politischem Willen.
Die Verbände mahnten eine schnelle Umsetzung von Bundesgesetzen in den Ländern und Kommunen an, um mehr Tempo beim Ausbau der Windkraft zu ermöglichen. Es werden immer noch zu wenig Flächen zur Verfügung gestellt, und die Genehmigungsverfahren dauern immer noch zu lange. Rendschmidt wies auf Probleme bei der Genehmigung von Schwerlasttransporten von Windradkomponenten hin, die die Projekte verzögern und die Umsetzung erschweren. Heidebroek betonte, dass die Genehmigung für einen Schwerlasttransport in den Niederlanden 15 Tage dauere, während es in Deutschland 3 bis 4 Monate seien.
"Um unsere Klimaziele zu erreichen, müssen wir schneller neue Anlagen bauen und in Betrieb nehmen", betonte Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland. "Nur mit ausreichend sauberer Energie aus Wind und Sonne können wir die notwendige Transformation schaffen. Alle Sektoren - von Gebäuden über Verkehr bis hin zur Industrie - sind darauf angewiesen. Ohne mehr Windkraft geht dem Klimaschutz in Deutschland bald die Puste aus." (eulerpool-AFX)
