Investmentweek

Warum der neue Private-Equity-Hype riskanter ist, als viele denken

06. Oktober 2025, 19:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
Warum der neue Private-Equity-Hype riskanter ist, als viele denken
Foto: InvestmentWeek
Neue Anlageklasse mit Haken: Neobroker wie Trade Republic ermöglichen Private-Equity-Investments ab 1 Euro – doch Anleger binden ihr Kapital oft acht bis zwölf Jahre und haben nur eingeschränkten Zugriff.
Private Equity wird als lukrative Anlagemöglichkeit für alle beworben, birgt aber erhebliche Risiken. Lernen Sie, warum Illiquidität und Gebühren die Renditen schmälnen können.

Einstieg in eine Welt, die bisher verschlossen war

Was jahrzehntelang nur Pensionsfonds, Family Offices und Milliardären offenstand, soll nun auch für Kleinanleger zugänglich sein: Investitionen in nicht börsennotierte Unternehmen, sogenannte Private-Equity-Fonds. Anbieter wie Trade Republic, Nao oder Scalable Capital werben offensiv mit diesem Versprechen – teils schon ab einem Einsatz von einem Euro.

Die Idee klingt verlockend: Statt sich mit volatilen Aktienmärkten herumzuschlagen, können Privatanleger in Firmen investieren, die oft als „Hidden Champions“ gelten – hochprofitabel, wachstumsstark, aber nicht börsennotiert. „Wir demokratisieren eine Anlageklasse, die bisher nur einer kleinen Elite offenstand“, heißt es aus der Fintech-Szene.

Doch hinter dem Marketing steckt ein kompliziertes und mitunter riskantes Konstrukt, das viele Anleger unterschätzen.

Hohe Rendite – aber nur auf dem Papier

„Bis zu 14 Prozent Rendite jährlich“ – mit solchen Versprechen werben Anbieter wie Nao. Auch Trade Republic spricht von zweistelligen Erträgen, die sich mit Private Equity erzielen lassen. Tatsächlich liegt die historische Durchschnittsrendite vieler PE-Fonds über der von Aktienindizes. Doch diese Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen.

Erstens sind sie stark von der Qualität des Fondsmanagements abhängig – und die Streuung ist enorm. Während Top-Fonds tatsächlich 15 oder 20 Prozent pro Jahr erwirtschaften können, schreiben andere tiefrote Zahlen. Zweitens sind die versprochenen Renditen vor allem theoretischer Natur: Sie basieren auf langfristigen Prognosen, nicht auf garantierten Auszahlungen.

Dazu kommt: Die Investitionen sind illiquide. Wer sein Geld einmal eingezahlt hat, ist meist acht bis zwölf Jahre gebunden. In dieser Zeit gibt es keine Möglichkeit, kurzfristig auf Marktentwicklungen zu reagieren – und wer früher raus will, muss teils deutliche Abschläge in Kauf nehmen.

Kapital für Jahre blockiert

Der entscheidende Unterschied zu Aktien oder ETFs: Bei Private-Equity-Investments fließt das Kapital nicht kontinuierlich, sondern wird je nach Bedarf von den Fonds abgerufen und später wieder ausgeschüttet. Die Laufzeiten betragen meist viele Jahre – häufig ein Jahrzehnt oder länger.

„Viele Anleger unterschätzen, dass sie hier nicht in ein börsennotiertes Wertpapier investieren, das sie jederzeit verkaufen können“, warnt Nico Auel, Vorstand von Munich Private Equity.

„Wer investiert, muss verstehen, dass dieses Geld über Jahre gebunden ist – und dass man nicht einfach rauskommt, wenn man es sich anders überlegt.“

Zwar werben Anbieter mit sogenannten Evergreen-Fonds, die theoretisch unbegrenzt laufen und flexiblere Rückgabemöglichkeiten bieten sollen. Doch auch hier gilt: Rückzahlungen sind nur auf Antrag und nach teils mehrjährigen Haltefristen möglich. Und selbst dann kann es vorkommen, dass Fondsmanager Auszahlungen verschieben oder nur mit Abschlägen erlauben, wenn zu viele Anleger gleichzeitig verkaufen wollen.

Marketing trifft Realität

Die Art und Weise, wie Neobroker die Anlageklasse bewerben, stößt bei Branchenkennern auf Kritik. Trade Republic ließ jüngst den Rapper Luciano in einer Werbekampagne erklären, wie Private Equity funktioniert – ein Versuch, das Thema hip und massentauglich zu machen.

„Private Equity ist keine Bühne für Marketinggags“, sagt Auel. „Es geht nicht um kurzfristige Showeffekte, sondern um eine langfristige Anlageentscheidung mit erheblichen Risiken.“

Denn auch die Kostenstruktur ist alles andere als trivial: Verwaltungsgebühren von mehr als zwei Prozent jährlich sind keine Seltenheit, hinzu kommen erfolgsabhängige Gebühren, Kauf- und Verkaufsgebühren. Bei Nao etwa fallen beim Einstieg zwei Prozent und beim Ausstieg weitere 0,79 Prozent an – Kosten, die die Nettorendite deutlich schmälern können.

Illusion der einfachen Diversifikation

Viele Anbieter verkaufen die neue Anlageklasse als Chance, das eigene Portfolio breiter aufzustellen und an der Wertschöpfung erfolgreicher Mittelständler zu partizipieren. Tatsächlich sind 88 Prozent aller Unternehmen weltweit nicht börsennotiert – ein enormes Potenzial.

Doch es gibt ein Problem: Je weiter Private Equity für den Massenmarkt geöffnet wird, desto größer ist die Gefahr einer „adversen Selektion“. Kleinanleger mit weniger Informationen und Verhandlungsmacht laufen Gefahr, mit Fonds von geringerer Qualität abgespeist zu werden, während institutionelle Investoren weiterhin Zugang zu den besten Deals behalten.

Zwar betonen Anbieter wie Trade Republic oder Liqid, dass ihre Kunden dieselben Vehikel nutzen wie Großinvestoren. Ob dies langfristig auch bei steigender Nachfrage und wachsendem Wettbewerb so bleibt, ist allerdings offen.

Chancen nur für informierte Anleger

Private Equity kann für wohlüberlegte Portfolios ein wertvoller Baustein sein – gerade wegen der langfristigen Ausrichtung und der Möglichkeit, an der Entwicklung nicht börsennotierter Wachstumsunternehmen zu partizipieren. Doch der Zugang über Neobroker und Fintechs sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um eine komplexe Anlageklasse handelt, die Wissen, Geduld und Risikobereitschaft erfordert.

Wer nur auf zweistellige Renditeversprechen hereinfällt, riskiert eine unangenehme Überraschung. Die neue Demokratisierung der privaten Märkte ist weniger eine Revolution für alle – und mehr ein Angebot für jene, die genau verstehen, worauf sie sich einlassen.

Finanzen / Private Equity / Risiken / Kleinanläger / Fonds
[InvestmentWeek] · 06.10.2025 · 19:00 Uhr
[0 Kommentare]
Kostenloses Stock Foto zu aktienmarkt, analyse, analysieren
HashKey Holdings Limited hat einen bedeutenden Schritt in Richtung einer öffentlichen Notierung als erster Krypto-Börse Hongkongs unternommen. Das Unternehmen hat seinen Börsengang (IPO) eingereicht und die Zeichnungsfrist für lokale und internationale Investoren eröffnet. Ein Novum für Hongkong Gemäß dem Prospekt bietet HashKey im globalen Verkauf 240,57 Millionen Aktien an, von denen etwas […] (00)
vor 42 Minuten
Rentenversicherung (Archiv)
Berlin - Die große Mehrheit der Deutschen traut der Koalition keine grundlegende Reform des Rentensystems zu. In einer Erhebung von Forsa für die Sender RTL und ntv gaben dies 83 Prozent der Befragten an. Nur 16 Prozent der Bundesbürger glauben demnach, dass es der Koalition aus CDU/CSU und SPD gelingen wird, in der aktuellen Legislaturperiode eine solche Reform zu verabschieden. Auch von den […] (00)
vor 25 Minuten
Whoopi Goldberg
(BANG) - Whoopi Goldberg ist zum zweiten Mal Urgroßmutter geworden. Die 70-jährige Schauspielerin verriet, dass ihr Enkel Mason Dean und dessen Freundin Hylee Whitley ihr erstes gemeinsames Kind auf der Welt begrüßt haben. Während der Aufzeichnung von 'The View' am Montag (08. Dezember) sagte sie: "Ich möchte heute damit beginnen, weil ich schöne Neuigkeiten vom Wochenende habe. Meine Familie hat […] (00)
vor 3 Stunden
Google - Hauptsitz Deutschland
Brüssel (dpa) - Die EU verdächtigt den US-Internetriesen Google, seine Künstliche Intelligenz rechtswidrig mit Online-Inhalten Dritter gefüttert zu haben. Die zuständige Europäische Kommission leitet daher eine Untersuchung wegen möglicher Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht ein. Konkret wirft die Behörde dem Tech-Riesen vor, den Inhalt von Urhebern ohne entsprechende Kompensation zu nutzen, um […] (00)
vor 3 Minuten
Von der Ablehnung zum Höhenflug: Wie der Microsoft Flight Simulator 2024 die PS5 eroberte
Manchmal braucht es mehr als nur eine gute Idee, um Mauern einzureißen; es braucht den richtigen Zeitpunkt und ein wenig Schützenhilfe von unerwarteter Seite. Dass der Microsoft Flight Simulator 2024 heute elegant auf der PlayStation 5 landet, wirkt fast wie ein Wunder, wenn man bedenkt, wie steinig der Weg dorthin war. Jorg Neumann, der visionäre Kopf hinter dem Franchise, lüftete kürzlich in […] (00)
vor 16 Minuten
Telekom zeigt die Melon Music Awards 2025
Die südkoreanischen Awards werden seit dem Jahr 2009 verliehen. Als beste männliche Gruppe sind unter anderem BoyNextDoor, Plave, Riize und Seventeen nominiert. Die Telekom holt eines der größten K-Pop-Events der Welt nach Deutschland: Die Melon Music Awards 2025 (MMA2025) werden am 20. Dezember erstmals hierzulande live übertragen. Die Preisverleihung aus dem Gocheok Sky Dome in Seoul läuft ab 9.00 Uhr deutscher Zeit im kostenlosen Livestream […] (00)
vor 2 Stunden
New York Knicks - Orlando Magic
Orlando (dpa) - Deutschlands Basketball-Star Franz Wagner wird den Orlando Magic in der NBA vorerst fehlen, hat aber nicht die befürchtete schwere Knieverletzung erlitten. Eine MRT-Untersuchung habe ergeben, dass der 24-Jährige sich das linke Sprunggelenk verstaucht habe, teilte sein Club mit. Seine Rückkehr hänge davon ab, wie er auf die Behandlung anspreche. NBA-Experte Shams Charania schrieb bei X, dass eine solche Verletzung in der […] (03)
vor 16 Stunden
Prismo Metals - Der Fokus verschiebt sich entscheidend
Hamburg, 09.12.2025 (PresseBox) - Wie bei vielen anderen Unternehmen verschiebt sich auch bei Prismo Metals (CSE: PRIZ, FRA: 7KU, WKN: A2QEGD) in diesen Tagen der interne Fokus zunehmend auf das Jahr 2026. Diesem sieht das Unternehmen sehr gespannt und optimistisch entgegen, denn schon im Januar soll ein neues Bohrprogramm gestartet werden. Es ist voll finanziert und wird dazu beitragen, dass […] (00)
vor 1 Stunde
 
Die mächtigen Unbekannten: Wer wirklich Einfluss auf die globale Zukunft hat
Der unsichtbare Architekt der indischen Wissensökonomie Shiv Nadar gehört zu den […] (00)
Baidu plant Mega-IPO für KI-Chip-Tochter Kunlunxin
Die Pläne sind offiziell: Der chinesische Technologiekonzern Baidu prüft einen Börsengang […] (00)
woman, crypto, bitcoin, digital, currency, coin, blockchain, happy, success, business, income, finance, gold
Jeder Krypto-Enthusiast wird sich mit Börsen beschäftigen, sei es zum Kauf, Verkauf, Transfer […] (00)
KI-Werbung von Google (Archiv)
Brüssel - Die EU-Kommission hat eine formelle Untersuchung gegen Google eingeleitet. Man wolle […] (01)
Kostenloses Stock Foto zu banknoten, bargeldlose gesellschaft, berlin
Berichten zufolge hat die zweitgrößte Bankengruppe Frankreichs damit begonnen, Kunden den […] (00)
Annika Lott, Xenia Smits und Aimée von Pereira (v.l.n.r.)
Dortmund (dpa) - Die Unterstützung seiner Schüler ist Bundestrainer und Lehrer Markus Gaugisch […] (05)
Ed Sheeran
(BANG) - Ed Sheerans Musik wird von "großen Gefühlsextremen" inspiriert. Der britische Sänger […] (00)
Anderson Cooper bleibt CNN erhalten
Der CNN-Nachrichtenveteran verlängert überraschend seinen Kontrakt. Anderson Cooper bleibt CNN treu – […] (00)
 
 
Suchbegriff