Wahlkampfstrategien unter der Lupe: Union spielt alte Karte der "Großen Koalition"
Zu Beginn der Wahlkampfsaison setzt die Union auf eine bemerkenswerte taktische Ausrichtung: die Perspektive einer möglichen Regierungsbildung zwischen CDU/CSU und SPD als Kampfansage an die bestehende Ampelkoalition. Mit dieser Strategie bieten die Ministerpräsidenten Boris Rhein und Markus Söder der Regierung und insbesondere den Grünen eine Steilvorlage für Gegenangriffe. Die parlamentarischen Widersacher könnten diese Gelegenheit nutzen, um den Fokus auf die aus ihrer Sicht problematischen Koalitionszeiten unter Angela Merkel zu lenken, in denen Versäumnisse in der Sicherheits-, Energie-, Migrations- und Wirtschaftspolitik stattfanden.
Diese Vorwärtsverteidigung der Union könnte als durchsichtiges Manöver gewertet werden, das dazu dient, von eigenen Schwächen abzulenken. Indes lässt sich nicht von der Hand weisen, dass die Argumentation durchaus Substanz besitzt. Die Phase großer Koalitionsbildungen wird retrospektiv häufig in ein kritisches Licht gerückt. Inmitten der aktuellen politischen Herausforderungen erscheint der Verweis auf frühere Regierungsbündnisse somit als doppelschneidiges Schwert, das sowohl punktuell treffsichere Argumente als auch Angriffsfläche für politische Kontrahenten bereitstellt. Die Frage bleibt, ob diese Taktik den erhofften Erfolg im Wahlgeschehen zeitigen wird oder als Selbsttor der Union endet. (eulerpool-AFX)