Frosteinbruch zwingt deutsche Winzer zur Preisroulette
Die jüngsten Frosteinbrüche setzen deutschen Weinbaubetrieben nachhaltig zu und führen zu Besorgnis über die Zukunft vieler Weingüter. Expertenbefürchtungen zufolge stehen zahlreiche Winzer vor schwerwiegenden Herausforderungen, da nicht alle Unternehmen das Risiko durch eine Agrarversicherung abgesichert haben. Insbesondere kleinere Betriebe, die oft an Genossenschaften liefern, sind gefährdet. Der Schadenleiter der Allianz-Agrar-Pflanzenversicherung, Martin Heiß, prognostiziert einen gravierenden Strukturbruch in der Branche und schätzt, dass hunderte Betriebe die Wetterkapriolen nicht überstehen werden.
Das Wetterphänomen, gekennzeichnet durch Spätfrost im April nach einem milden Winter, führte in einigen deutschen Anbaugebieten zu erheblichen Ertragsausfällen. Während Ostdeutschland, Franken und die Moselregion mit schwerwiegenden Schäden und Verlusten von über 50 Prozent zu kämpfen haben, sind größere Anbaugebiete wie Rheinhessen und die Pfalz weniger stark betroffen.
Die Konkurrenz durch internationale Winzer zwingt deutsche Weingüter zu einer marktorientierten Preissetzung. Trotz der bedrohlichen Situation, sind Preiserhöhungen aufgrund des globalen Preisdrucks nicht automatisch umsetzbar, wie Frank Schulz vom Deutschen Weininstitut erläutert. Dies ist vor allem deshalb schwierig, weil deutsche Winzer nicht isoliert agieren, sondern auf den Weltmarkt angewiesen sind.
Darüber hinaus stellt sich für die Weinbranche eine zusätzliche Herausforderung durch die Inflation, welche die Kaufkraft der Verbraucher schwächt. Wenngleich der durchschnittliche Preis für heimische Weine im Lebensmitteleinzelhandel auf 4,51 Euro pro Liter anstieg, greifen Konsumenten häufiger zu günstigeren internationalen Weinen. Der Deutsche Weinbauverband und andere regionale Winzervereinigungen haben in Folge der Frosteinbrüche von Schäden berichtet. Während die Vereinigte Hagel den Schaden an Reben und Obst auf über 500 Millionen Euro beziffert, erwartet die Allianz-Agrar einen niedrigen zweistelligen Millionenbereich für die Schadenssumme.
Weinliebhaber müssen somit aufmerksam bleiben, ob und wie die deutschen Winzer mit kreativen Lösungen auf die Krise reagieren und welche preislichen Anpassungen sich daraus ergeben. (eulerpool-AFX)