Ukrainische Armee unter Druck: Die Südfront in der Schwebe
Nach erfolglosen Vorstößen im Osten der Ukraine sieht sich das Militär nun auch im Süden, im Gebiet Saporischschja, mit zunehmendem Druck konfrontiert. Laut Berichten der Heeresgruppe Süd, veröffentlicht über Facebook, erleben die Frontabschnitte bei Olexandriwka und Huljajpole schon seit mehreren Tagen intensive Gefechte. Die ukrainischen Einheiten werden durch schwere Artillerieangriffe und unter dem Einsatz aller verfügbaren Waffensysteme zurückgedrängt.
Die strategischen Rückzüge aus den Orten Nowouspeniwske, Nowe, Ochotnytsche, Uspeniwka und Nowomykolajiwka verdeutlichen die aktuelle Lage. Auch bei den Ortschaften Jablukowe, Riwnopillja und Solodke bleibt die Situation brisant. Ein massiver Artilleriebeschuss, bei dem etwa 2.000 Geschosse auf die Stellungen niedergingen, zwang die Truppen zu einem zehn Kilometer umfassenden Rückzug.
Der russische Angriff zielt auf die Einnahme der Kleinstadt Huljajpole von Osten her. Parallel dazu bestehen Bemühungen, nördliche Nachschubrouten nach Pokrowske im Gebiet Dnipropetrowsk zu kappen. Die strategisch wichtige Siedlung liegt nur knapp zehn Kilometer von der jetzigen Frontlinie entfernt und wird regelmäßig von russischen Drohnen beschossen.
Militäranalysten berichten von russischen Durchbrüchen und gewähren Einsicht in die Eroberungsgewinne. Hauptgründe dafür sind die momentan dünn besetzten ukrainischen Linien, die unter starkem Soldatenmangel leiden, sowie die überlegene russische Drohnenkapazität.
Im Oktober erreichten die registrierten Fälle von Fahnenflucht neue Höchststände. Schätzungen gehen weit über 20.000 Fälle hinaus. Dazu kommen Berichte über gewaltsame Rekrutierungen im Landesinneren, die dennoch auf starken Widerstand stoßen. Kiews Fähigkeit, monatlich bis zu 30.000 neue Soldaten zu rekrutieren, steht konträr zur Realität der über 1.200 Kilometer langen Front. Hier sind nur rund 200.000 der über eine Million Mann umfassenden ukrainischen Streitkräfte aktiv im Einsatz, während die russische Seite mit bis zu 700.000 Soldaten auf ukrainischem Boden operiert.
Dieses komplexe Kräfteverhältnis verdeutlicht den anhaltenden und herausfordernden Kampf der Ukraine gegen die seit Jahren andauernde russische Invasion, wobei insbesondere die ostukrainischen Regionen Charkiw und Donezk unter permanentem Druck stehen.

