Türkei warnt vor Abbruch der Kontakte zu Israel

Istanbul (dpa) - Fünf Wochen nach der blutigen Übernahme eines türkischen Passagierschiffes spitzt sich die Konfrontation zwischen Israel und der Türkei weiter zu.

Der türkische Außenminister Ahmed Davotoglu drohte Israel mit einem Abbruch der diplomatischen Beziehungen, falls es sich nicht für den Vorfall entschuldige oder eine unabhängige Untersuchung akzeptiere. Israels Außenminister Avigdor Lieberman lehnte dies umgehend ab. «Wir haben nicht die Absicht, uns zu entschuldigen. Das Umgekehrte wäre das Richtige», sagte Lieberman am Montag während eines Besuchs in der lettischen Hauptstadt Riga.

Die Türkei hatte am Wochenende bereits ihre geplante Teilnahme an einer gemeinsamen Seeübung mit Israel abgesagt. Der türkische Luftraum bleibt für israelische Militärflugzeuge weiter gesperrt. Darüber hinaus hat die Türkei ihren Botschafter aus Israel zurückgerufen. Im Gegenzug haben nach israelischen Medienberichten zwei Drittel von rund 150 000 Israelis einen geplanten Urlaub in der Türkei storniert.

Ein israelisches Spezialkommando hatte am 31. Mai im Mittelmeer das türkische Passagierschiff «Mavi Marmara» mit mehr als 500 pro- palästinensischen Aktivisten an Bord gestürmt. Dabei waren 9 türkische Aktivisten getötet und mindestens 45 weitere zum Teil schwer verletzt worden. Israel wollte den Konvoi von insgesamt sechs Schiffen daran hindern, die Seeblockade vor dem Gazastreifen zu durchbrechen. Der Zwischenfall führte zur bislang größten Krise im Verhältnis der beiden strategischen Partner.

«Wir haben ihnen (Israel) den Ausweg gewiesen. Wenn sie sich auf Grundlage der Ergebnisse ihrer eigenen Untersuchung entschuldigen, wäre das für uns in Ordnung», sagte Davutoglu am Wochenende bei einem Besuch in Kirgistan weiter. «Sie wissen, was wir fordern. Wenn sie sich nicht entschuldigen wollen, dann sollten sie eine internationale Untersuchung akzeptieren.» Er deutete auch an, die Türkei könne weitere Sanktionen gegen Israel verhängen, sollte das Land nicht einlenken. Zuvor hatte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine Entschuldigung kategorisch ausgeschlossen. Auch eine Entschädigung der Verletzten stehe nicht zur Diskussion. Israel könne sich nicht dafür entschuldigen, dass sich seine Soldaten selbst verteidigt hätten, sagte Netanjahu am Freitag.

Israel sei nicht an einer Konfrontation mit der Türkei interessiert, sagte Verteidigungsminister Ehud Barak am Montag vor einem Parlamentsausschuss in Jerusalem. Allerdings dürfe man auch nicht die Augen vor den Veränderungen in der Türkei verschließen.

Die Türkei wendet sich aus Sicht Israels vom Westen ab und will sich auf Kosten Israels profilieren, um eine größere Rolle im Nahen Osten spielen. Die Türkei wolle außerdem die traditionelle Rolle Ägyptens als wichtigster Vermittler und Unterstützer der Palästinenser einnehmen.

Konflikte / Nahost / Türkei / Israel
05.07.2010 · 13:51 Uhr
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