Trumps beißende Abrechnung mit Steve Bannon

04. Januar 2018, 12:27 Uhr · Quelle: dpa

Washington (dpa) - Donald Trump braucht ganze 1158 Zeichen, um seiner Wut freien Lauf zu lassen. In harschen Worten rechnet der Präsident mit seinem ehemaligen Chefstrategen Steve Bannon ab. Er zweifelt an dessen geistiger Verfassung und beschreibt ihn als Scharlatan.

«Bannon hat nichts mit mir oder meiner Präsidentschaft zu tun», so Trump. «Als er gefeuert wurde, hat er nicht nur seinen Job verloren, sondern auch seinen Verstand.» Bannon habe wenig Anteil an seinem Wahlsieg gehabt. Im Weißen Haus habe er sich wichtiger gemacht, als er es gewesen sei.

Trump bricht öffentlich mit Bannon, nachdem dieser Trumps ältesten Sohn wegen eines Treffens mit einer russischen Anwältin kritisiert hatte. Die Äußerungen des Präsidenten fallen wohlgemerkt nicht auf Twitter, das Weiße Haus verschickt stattdessen eine Pressemitteilung.

Auslöser des Ganzen ist ein Buch des Journalisten Michael Wolff, das in der kommenden Woche erscheint und den Titel «Fire and Fury» («Feuer und Zorn») trägt. Trump kommt darin nicht gut weg, so kann man es zumindest in ersten Auszügen nachlesen.

In einem Stück im «New Yorker» zeichnet Wolff das Bild eines Wahlkampfteams, in dem kaum jemand an einen Wahlsieg Trumps geglaubt habe. Nicht einmal der Unternehmer selbst. Michael Flynn, der später seinen Posten als Sicherheitsberater nach nur 25 Tagen räumen musste, soll so sogar ein Redehonorar eines russischen Staatssenders heruntergespielt haben. Flynn habe zu einem Freund gesagt, dass die 45.000 US-Dollar, die er für die Rede bekommen habe, nur ein Problem darstellten, wenn man die Wahl gewinnen werde.

Wolff sagt, er habe in 18 Monaten über 200 Interviews geführt. Er habe so etwas wie einen Sitz auf einem Sofa im Westflügel der Regierungszentrale gehabt. Das Weiße Haus weist das zurück. Das Buch sei voll mit falschen und irreführenden Behauptungen von Menschen, die keinen Zugang oder keinen Einfluss hätten, sagt Trumps Sprecherin Sarah Sanders. Es sei nicht mehr als «trashige Boulevard-Fiktion».

Wolff beschreibt eine von Chaos geprägte Regierungszentrale, in der es anfangs kaum klar verteilte Rollen, aber viele um Einfluss buhlende Figuren gab. Trump stellt er als undisziplinierten Präsidenten dar, der den Sinn für die Realität verloren habe und selbst von seinen engsten Beratern missachtet werde.

Immer wieder im Zentrum der Schilderungen steht Bannon. Hängen bleibt dabei das Bild eines Mannes, der eifrig die Fäden im Hintergrund spann. Das ist nichts Neues. Bannon selbst war während seiner Zeit im Weißen Haus eifrig bemüht, dieses Image eines düsteren Strategen zu pflegen. Sein Büro im Westflügel bezeichnete er oft als «War Room», als Kriegszentrale. An einer Wand hing ein Zettel mit Versprechen, die Trump während des Wahlkampfes gemacht hatte und die Bannon in den ersten hundert Tagen der Präsidentschaft umsetzen wollte.

Bannon fiel dem Machtkampf im Weißen Haus zum Opfer, da war er gerade etwas mehr als zweihundert Tage im Amt. Seither konzentriert er sich nicht nur darauf, populistische Kandidaten zu finden, die er in seinem selbst erklärten Krieg gegen das Establishment der Republikaner in die parteiinternen Vorwahlen schicken will. Er ist auch eifrig bemüht, seine Sicht über Trumps Präsidentschaft zu verbreiten. So bezeichnete er den Rausschmiss von FBI-Chef James Comey als großen Fehler.

In dieselbe Kerbe schlägt Bannon nun mit dem, was er über ein Treffen von Trumps ältestem Sohn mit einer russischen Anwältin während des Wahlkampfes zu sagen hat. Das sei «Verrat, unpatriotisch und übler Mist» gewesen. So zumindest zitiert der britische «Guardian» Äußerungen Bannons aus Wolffs Buch.

Das Treffen im Juni 2016 ist Teil der Russland-Affäre um Einfluss aus Moskau auf die US-Wahl. Trump Jr. hatte sich von der Anwältin heikle Informationen über Hillary Clinton versprochen, der demokratischen Präsidentschaftskandidatin. Mit im Raum waren bei dem Gespräch auch Trumps Berater und Schwiegersohn Jared Kushner sowie der damalige Wahlkampfchef Paul Manafort.

Bannon soll darüber gesagt haben: «Die drei ranghohen Herren hielten es für eine gute Idee, in einem Konferenzraum im 25. Stock des Trump Towers eine Vertreterin einer ausländischen Regierung zu treffen - ohne Anwälte. (...) Jemand hätte sofort das FBI rufen sollen.»

Bannon widerspricht damit indirekt der Darstellung Trumps, dass es keine geheimen Absprachen zwischen seinem Wahlkampfteam und Russland gegeben habe. Der Ex-Berater sei Trumps Frankenstein-Monster, schreibt David Graham im «Atlantic». Trump habe ihm Macht gegeben und ihn dann entlassen, nun verfolge Bannon ihn. Dass dieser es wage, das Treffen von Don Jr. als Verrat zu bezeichnen, sei bedeutend, weil er auf ewig das Label des Ex-Chefstrategen im Weißen Haus tragen werde.

Noch dazu schießt Bannon gegen die Familie des Präsidenten, den heiligen Kern in der Trumpschen Welt. Das erklärt vielleicht in Teilen, warum Trumps Reaktion so heftig ausfällt. Seine Sprecherin Sarah Sanders sagt, Trump sei wütend über Bannons Äußerungen und angewidert. Seine Anschuldigung gegen Trump Jr. sei lächerlich.

Und Trump missfiel es schon seit längerem, dass Bannon sich so viel Geltung verschaffen konnte. Schon im November 2016 sagte er der «New York Times», der einzige, der Entscheidungen treffe, sei er selbst. In seiner Erklärung vom Mittwoch stellt er Bannon als Hochstapler dar, der gezielt Informationen an die Medien durchgestochen habe, um sich wichtig zu tun. «Steve repräsentiert nicht meine Basis, es geht ihm nur um sich selbst», erklärt Trump.

Am bemerkenswertesten ist aber vielleicht der letzte Absatz seiner Stellungnahme. Es gebe viele großartige republikanische Kongressmitglieder und Kandidaten, die hinter seiner Agenda stünden, heißt es da. Genau wie ihm selbst sei ihnen daran gelegen, das Land aufzubauen, «statt einfach alles niederbrennen zu wollen». Trump stellt sich damit auf die Seite jener Konservativen, die seit längerem gefordert hatten, er müsse sich von Bannon lossagen. Dem Establishment, dem Bannon den Kampf angesagt hat.

Regierung / Präsident / USA
04.01.2018 · 12:27 Uhr
[3 Kommentare]
Johannes Schätzl (Archiv)
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