Thyssenkrupp im Spannungsfeld von Stahlkrise und Restrukturierung
Der Industriekonzern Thyssenkrupp steht vor einem herausfordernden Geschäftsjahr, in dem die Sanierung seiner angeschlagenen Stahlsparte unerfreuliche finanzielle Spuren hinterlassen wird. Erwartet werden signifikante Verluste im Millionenbereich, bedingt durch notwendige hohe Rückstellungen. Das Unternehmen rechnet für das Geschäftsjahr 2025/26, welches am Ende September endet, mit einem Nettofehlbetrag zwischen 400 und 800 Millionen Euro.
Die Stahlsparte, Thyssenkrupp Steel Europe, kämpft mit globalen Überkapazitäten und niedrigen Preisen, während kostengünstige Konkurrenz aus Asien zusätzlichen Druck aufbaut. Als Reaktion plant das Traditionsunternehmen eine Reduzierung der Produktionskapazitäten und den Abbau von tausenden Stellen. Eine Vereinbarung mit der IG Metall für die Feinjustierung dieser Pläne wurde bereits Anfang Dezember getroffen. Neuigkeiten zu einer möglichen Übernahme durch den indischen Anbieter Jindal Steel sind bislang nicht bekannt, obwohl ein prüfendes indikatives Angebot vorliegt.
Angesichts der stagnierenden Konjunktur malt Thyssenkrupp kein rosiges Bild des Marktumfelds. Die Umsatzprognose bewegt sich in einer Spanne von minus zwei bis plus einem Prozent. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern wird auf 500 bis 900 Millionen Euro geschätzt, womit das Unternehmen die Erwartungen der Analysten nicht ganz trifft.
Rückblickend hatte Thyssenkrupp im vorangegangenen Geschäftsjahr seine Prognosen senken müssen, da die Nachfrage schwächelte und die Preise fielen. Der Umsatz ging um über sechs Prozent auf 32,8 Milliarden Euro zurück, während sich das bereinigte Ebit dank Kostenreduktionen um 13 Prozent auf 640 Millionen Euro verbesserte. Das Unternehmen konnte einen Nettogewinn von 532 Millionen Euro vermeldet, nachdem es zuvor tief in den Verlustzonen rangierte. Ein entscheidender Faktor war eine Aufwertung des verbliebenen Anteils am Aufzugsgeschäft sowie die Veräußerung der Thyssenkrupp Electrical Steel India, während umfangreiche Abschreibungen und Restrukturierungskosten die Bilanz belasteten.
Erfreulicherweise bleibt die Dividende auf einem stabilen Niveau von 15 Cent je Aktie bestehen und signalisiert Vertrauen in die zukünftigen Entwicklungen.

