Tech-Branche verirrt sich erneut in unverständlichen Namen: OpenAI verzettelt sich mit Versionsbezeichnungen
Als OpenAI im Januar sein Modell o3-mini vorstellte, war die Verwirrung groß. Denn die Veröffentlichung folgte auf 4o mini, das seinerseits nach dem Modell 4 kam, das wiederum 3.5 ablöste – und nun steht schon Version 4.5 bereit. Noch 2021 setzte das KI-Unternehmen auf lineare Nummern, ehe man auf kryptische Kürzel und Wortkombinationen verfiel. CEO Sam Altman räumte jüngst selbst ein, dass man sich über die Namensgebung Gedanken machen müsse. „ChatGPT“ nennt er offen einen „grauenvollen“ Namen. Hinzu kommt: „OpenAI“ würde er rückblickend ebenfalls anders benennen.
Dabei ist wirre Nomenklatur in der IT-Welt Tradition. Start-ups wählten zu Dotcom-Zeiten Fantasiewörter wie Zynga, Flickr oder Zillow; Forschungsinitiativen sitzen auf Akronymen, die teils an Muppet-Figuren erinnern. Und Tech-Tycoon Elon Musk etwa taufte seinen „anti-woke“-Chatbot sarkastisch „Grok“, ein Begriff aus seinem Lieblings-Sci-Fi-Roman, der für tiefes Verstehen steht, aber außerhalb der Tech-Blase kaum Wiedererkennung bietet. Google wiederum betitelte seine neue KI-Technologie „Gemini“ – offiziell wegen der griechischen Zwillingsmythologie, wohl eher jedoch als Anspielung auf das Mercury-Nachfolgeprogramm der NASA.
Aus Marketingperspektive sind konventionelle Bezeichnungen wie Microsofts „Copilot“ oder OpenAIs eventueller Plan, sich künftig schlicht „Chat“ zu nennen, erfahrungsgemäß userfreundlicher. Doch das Problem: Bereits Apple, Alphabet (Google) oder X (ehemals Twitter) zeigen, wie unkooperativ die Öffentlichkeit auf derlei Umbenennungsaktionen reagiert. Gleichwohl besteht Hoffnung, dass sich in den kommenden Jahrzehnten ein pragmatischer Trend durchsetzt – zumindest wenn die Branche eines Tages die kindliche Lust am Kuriosen überwindet.

