Spenden von Toten - Schreiber geht CSU frontal an

Augsburg (dpa) - Die CSU hat nach Angaben des früheren Waffenlobbyisten Karlheinz Schreiber im Jahr 1991 «unzulässige Spenden» in Millionenhöhe aus Schmiergeldern erhalten.

Die Spenden sollen von dem früheren und 1992 gestorbenen CSU-Justiziar Franz Josef Dannecker über die Namen von Verstorbenen gestückelt in die Parteikasse geschleust worden sein. Dannecker soll die Namen für die Tarn-Spenden aus Sterbeanzeigen von Zeitungen genommen haben, ließ Schreiber am Mittwoch über seine Anwälte vor dem Landgericht Augsburg ausführen. «Tote können keine Fragen mehr beantworten und Ärger machen», sagte Schreibers Anwalt. Über weitere Zuwendungen an die CSU wolle er im Verlauf des Verfahrens noch genauere Angaben machen.

Der ehemalige CSU-Generalsekretär Thomas Goppel schloss nicht aus, dass die CSU Spenden von Schreiber angenommen hat, aber keinesfalls auf illegale Art und Weise. «Auf dem Wege, wie er das behauptet, gab es Spenden nicht», sagte Goppel.

CSU-Chef Horst Seehofer sagte zu Schreibers Vorwürfen, die CSU-Landesleitung habe erklärt, dass sie von solchen Dingen keine Kenntnis habe. Dagegen soll laut Schreiber der frühere CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß von der Existenz einer inoffiziellen Parteikasse gewusst haben. «Aus meinen Gesprächen mit Dannecker und Strauß war für mich klar, dass es ein solches Konto geben musste. Die beiden haben sich in meiner Gegenwart darüber unterhalten», heißt es in Schreibers Erklärung.

Die SPD forderte eine lückenlose Aufklärung möglicher «krimineller Machenschaften der CSU» durch den Bundestag. Die Grünen im bayerischen Landtag erklärten, sollten die Angaben Schreibers über die Tarnung der Spenden durch Tote stimmen, wäre das «hochgradig kriminell» und müsse restlos geklärt werden.

Schreiber steht seit Montag wegen Steuerhinterziehung und Beihilfe zum Betrug vor Gericht. Wie seine Anwälte am Mittwoch weiter erläuterten, sollen im Februar 1991 bei einem Verkauf von 36 deutschen Fuchs-Spürpanzern an Saudi-Arabien insgesamt rund 200 Millionen Mark Schmiergelder geflossen sein. Davon seien etwa 24 Millionen über Scheinfirmen auf Schreibers Konten gelangt, die aber wirtschaftlich anderen Personen zuzurechnen seien. Mit diesem Geld will der Angeklagte dann politische Parteien und individuelle Politiker mit Zahlungen bedacht haben. Alle vier politisch relevanten Parteien - CDU, CSU, SPD und FDP - seien involviert gewesen. Der millionenschwere Großteil soll aber an die CSU geflossen sein.

Zum Beweis dafür führte Schreiber fünf Barzahlungen an die CSU mit genauem Datum vom 24. September bis 26. November 1991 an. Die insgesamt rund 1,4 Millionen Mark (716 000 Euro) seien zum Teil bar an Dannecker übergeben oder an ein Schweizer Nummernkonto überwiesen worden. Schreiber laut Anwälten: «Am 6. November 1991 habe ich 500 000 D-Mark in bar abgehoben und sie dann auf ein Nummernkonto in der Schweiz gezahlt. Die Kontonummer hat mir Herr Dannecker genannt. Bei dem Nummernkonto hat es sich nach meiner Einschätzung um das inoffizielle Konto der CSU gehandelt.» Er räumte aber ein, nie Kontoauszüge gesehen zu haben. Er könne auch nicht mit Bestimmtheit sagen, bei welcher Bank dieses Konto geführt wurde.

Im Steuerhinterziehungsverfahren gegen den Politikersohn Max Strauß wegen angeblicher verdeckter Zahlungen von Schreiber, in dem Strauß zuerst verurteilt und später freigesprochen worden war, hatte der damalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) als Zeuge die Existenz geheimer CSU-Kassen vehement zurückgewiesen. Auch Spendenzahlungen von Schreiber an die Partei hatte Stoiber verneint.

Prozesse / Kriminalität / Schreiber
20.01.2010 · 16:20 Uhr
[11 Kommentare]
 
Gericht hebt historisches Urteil gegen Harvey Weinstein auf
New York (dpa) - Völlig überraschend hat ein Gericht in New York die historische Verurteilung […] (02)
Eddie Murphy: Unfall an seinem Filmset
(BANG) - Bei einem Unfall am Set von Eddie Murphys neuem Film sind mehrere Crew-Mitglieder […] (00)
Air Liquide spürt Druck durch Wechselkurse
Der französische Gasekonzern Air Liquide hat im ersten Quartal aufgrund von ungünstigen […] (00)
Food Truck Simulator & Aquarist finden ihren Weg auf die PlayStation
Zwei neue Simulatoren – Food Truck Simulator und Aquarist – kommen auf PlayStation 4 und […] (00)
Nadal gewinnt Generationen-Duell zum Auftakt in Madrid
Madrid (dpa) - Der spanische Tennisstar Rafael Nadal hat das Generationen-Duell beim Masters- […] (01)
Apple Event Let Loose im Mai angekündigt
Auf seiner Website veröffentlichte Apple eine Einladung über einen am 7. Mai 2024 um 16 Uhr […] (00)
 
 
Suchbegriff

Diese Woche
Letzte Woche
Vorletzte Woche
Top News