RTL setzt auf YouTube: Strategie für das digitale Zeitalter mit "Snackable Content"
In der sich ständig wandelnden Medienlandschaft rückt RTL Deutschland Youtube stärker in den Fokus, um insbesondere junge Zielgruppen zu erreichen, die sich vom linearen Fernsehen abgewandt haben. Laut Martin Gradl, dem Geschäftsführer der RTL-News, sei die Plattform bereits für verschiedene Formate genutzt worden, und die Präsenz auf YouTube solle in Zukunft noch intensiviert werden. Dies bestätigte Gradl auf einer Veranstaltung der Medienanstalten in Berlin und betonte, dass es für den Erfolg essentiell sei, auf den Plattformen präsent zu sein, auf denen auch die User verweilen. Rückblickend räumte er ein, dass in der Vergangenheit diesbezüglich zu wenig unternommen worden sei.
Der strategische Schachzug beinhaltet die Verbreitung von "Snackable Content", also kurzen, ansprechenden Ausschnitten aus dem TV-Programmangebot, um auf diese Weise auch für klassische Medienmarken Chancen zu generieren und ein Publikum abseits der traditionellen Sehgewohnheiten zu gewinnen. Mit mehr als zehn Accounts auf YouTube, die nicht nur TV-Clips, sondern auch originäre Inhalte wie Interviews und spezielle Formate anbieten, baut RTL seine Online-Präsenz gezielt aus.
In der digitalen Offensivstrategie sind Begleitangebote wie das wöchentliche Update "Voice of Washington" vom Korrespondenten Christopher Wittich oder das Format "Good News" angedacht. Auch andere Unterhaltungsformate, die im TV für hohe Einschaltquoten sorgten, wie etwa Wiedersehensshows aus dem Realitybereich, sollen den YouTube-Auftritt bereichern.
Neben RTL spielte auch ProSiebenSat.1 eine Rolle auf dem Kongress. Manager Henrik Pabst unterstrich die Wichtigkeit der Balance zwischen Unterhaltung und Information und bezeugte das Erfolgspotenzial bekannter Gesichter im Fernsehen. Das Beispiel der Unterhaltungskünstler Joko und Klaas, die bei ProSieben ein 24-Stunden-Programm gestalteten, zeige deutlich, wie man Zuschauer für das lineare TV begeistern könne.
Die Veranstaltung war ebenfalls Gelegenheit, die Herausforderungen des modernen Rundfunks zu diskutieren, darunter der Rückgang des Interesses an Nachrichten. Eine Studie des Reuters Institute Digital News Report 2023 wies auf eine zunehmende Nachrichtenmüdigkeit hin, aber auch auf eine Präferenz für positive und konstruktive Nachrichteninhalte, eine Richtung, in die RTL mit seinem Online-Auftritt sicherlich Einfluss nehmen möchte. (eulerpool-AFX)