Revolution im Kriegsgebiet: Starlink bringt Satelliten-Handynetz nach Ukraine
Die Trümmer eines zerbombten Mobilfunkmastes erzählen die Geschichte eines Landes im Ausnahmezustand. Seit der russischen Invasion im Februar 2022 ist die Ukraine immer wieder Ziel systematischer Angriffe auf ihre Infrastruktur, insbesondere auf Telekommunikationsnetzwerke. Doch nun kündigt sich eine technologisch-strategische Wende an: Kyivstar PJSC, der größte Mobilfunkanbieter des Landes, und Elon Musks Starlink, bekannt für seine Satelliten-Internetdienste, planen ein revolutionäres Projekt.
Ab dem vierten Quartal 2025 sollen Kyivstar-Kunden Textnachrichten über Starlinks satellitenbasiertes Netz senden können. Später folgen Sprach- und Datendienste – ein Meilenstein für ein Land, das dringend eine widerstandsfähige Telekommunikationsinfrastruktur benötigt.
Satelliten als Antwort auf Russlands Angriffe
Die Zusammenarbeit mit Starlink ist weit mehr als nur ein technologischer Fortschritt. Sie ist ein strategischer Schachzug, um Russlands Angriffe ins Leere laufen zu lassen. Der Feind hat erkannt, wie essenziell Kommunikation in einem modernen Krieg ist, und zielt daher auf Mobilfunkmasten und Glasfaserkabel. Satellitengestützte Netze hingegen sind für bodengestützte Angriffe unerreichbar.
Die Bedeutung von Starlink ist für die Ukraine schon lange offensichtlich. Portable Starlink-Terminals haben seit Beginn des Krieges eine entscheidende Rolle gespielt. Sie stellen hochleistungsfähige Breitband-Internetverbindungen bereit, die sowohl für militärische Kommunikation als auch für die zivile Nutzung unverzichtbar sind.
Der lange Weg zur direkten Satellitenverbindung
Starlink ist keine Unbekannte auf dem globalen Telekommunikationsmarkt. Seit Januar 2024 verfügt das Unternehmen über Satelliten, die direkte Verbindungen zu Smartphones ermöglichen. In den USA erhielt Starlink kürzlich die Genehmigung der Federal Communications Commission (FCC) für die Bereitstellung solcher Dienste. Auch eine Partnerschaft mit T-Mobile US Inc. zeigt das Potenzial dieser Technologie: Mit tausenden Satelliten im Orbit kann Starlink nun auch Kunden in entlegenen Gebieten erreichen, die bislang als „Netzlücken“ galten.
Doch warum dauert es in der Ukraine bis 2025? Kyivstar erklärt, dass der Aufbau einer solchen Infrastruktur in einem Kriegsgebiet nicht nur logistische Herausforderungen birgt, sondern auch eine erhebliche Investition erfordert. Im Juni hatte die Muttergesellschaft Veon Ltd. bereits zugesagt, bis 2027 eine Milliarde US-Dollar in den Wiederaufbau der digitalen Infrastruktur der Ukraine zu investieren. Ein ambitionierter Plan, der nun durch die Starlink-Kooperation neue Dynamik erhält.
Konkurrenz der Satellitennetzwerke
Starlink ist nicht der einzige Akteur in diesem Rennen. Weltweit arbeiten Unternehmen wie Amazon (Projekt Kuiper) und OneWeb daran, satellitenbasierte Netzwerke zu etablieren. Dennoch scheint Starlink der Konkurrenz derzeit voraus zu sein – sowohl in der Technologie als auch in der strategischen Umsetzung. Die Partnerschaft mit Kyivstar beweist dies eindrucksvoll.
Für die Ukraine bedeutet dies nicht nur den Zugang zu einer widerstandsfähigen Kommunikation, sondern auch die Hoffnung auf technologische Selbstbestimmung. Ein Schritt, der weit über den Krieg hinaus Auswirkungen haben wird.

