Problem Rentenlücke: Kein Auskommen mit dem Renteneinkommen?

Bisher wurde geschätzt, dass 70% des letzten Nettoeinkommens ausreichen, um den Lebensstandard im Alter zu halten. Eine empirische Studie aber zeigt: der deutsche Rentner bräuchte eigentlich 87% vom letzten Netto zum Leben.
Empirische Studie der Uni BochumEine im Auftrag der Investmentgesellschaft Fidelity durchgeführte Studie der Universität Bochum bringt es an den Tag: Die alte Regel, dass etwa über zwei Drittel des letzten Nettoeinkommens in der Regel genügen, um eine adäquate Versorgung im Alter zu garantieren, scheint nicht mehr zuzutreffen. Dr. Martin Werding, Professor für Sozialpolitik und öffentliche Finanzen an der Ruhr-Uni und Autor der Studie, hat zu dieser Thematik Daten des sozi-ökonomischen Panels des Wirtschaftsforschungsinstituts DIW Berlin ausgewertet. Dabei wurden im Rahmen einer repräsentativen Längsschnittbefragung 20.000 Menschen in zirka 11.000 privaten Haushalten befragt, die sich zeitlich zwischen dem Rentenantritt und dem 75. Lebensjahr befanden. Für diesen Zeitraum wurde ihre Zufriedenheit in Bezug auf ihr Renteneinkommen erfragt. Dabei kam heraus, dass die bisher angenommene Zufriedenheit mit der Rente nicht mehr zutrifft – ein Großteil der befragten Rentenempfänger wünschte sich mehr Euro zum Leben. Dieser Mehrbedarf wurde durch die Studie bestätigt: Ihr Ergebnis besagt, dass einem Rentner mit lückenloser Erwerbsbiografie künftig jeden Monat 650 Euro fehlen – das sind 350 Euro mehr als bislang angenommen.
Erster Schritt zur Vorbeugung; Defizite ermitteln
Somit wird klar, dass die Rentner von morgen und übermorgen im Idealfall vermehrt selbst vorsorgen sollten. Erster Schritt dazu ist die Ermittlung der Versorgungslücke: Laut Jürgen Schlüpfer, selbstständiger Handelsvertreter für Swiss Life Select und Spezialist für betriebliche Altersvorsorge (bAV), steuert man am besten einer Versorgungslücke entgegen, indem man sie als erstes ermittelt. Anschließend gilt es seiner Meinung nach, aufgrund dieser ersten Analyse individuelle Lösungen für jeden Bedarf zu finden – eine Leistung, die nur eine ganzheitliche Finanzberatung leisten kann. Zur Ermittlung der Lücke sollte man zuerst das jährliche Infoschreiben der Deutschen Rentenversicherung zurate ziehen. Dort wird einem die voraussichtliche Rentenanwartschaft genannt. Dabei ist allerdings zu beachten, dass von den genannten Beträgen noch Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge abgehen. Und Rentensteigerungen sind eher konservativ mit einem Prozent zu prognostizieren.
Hat man so die gesetzliche Rente ermittelt, muss man noch etwaige Zusatzrenten wie zum Beispiel eine Betriebsrente hinzurechnen – dann hat man das spätere wahrscheinliche Renteneinkommen ermittelt. Eine Minus-Differenz zum aktuellen Nettoeinkommen definiert die Versorgungslücke.
Lebensstandard halten – privat vorsorgen
Für Jürgen Schäfer von Swiss Life Select gibt es keine Alternative: Wer seiner Meinung nach im Alter einen angemessenen Lebensstandard halten möchte, muss privat vorsorgen, da sich der Staat dieser gesellschaftlichen Aufgabe immer stärker entzieht. Empfehlenswert ist da ein individuell zusammengestellter Mix aus Aktienanlagen, börsennotierten Indexfonds, Sachwerten und der Riesterrente.

