Porträt: Ahmadinedschad - Hardliner bleibt im Amt

Teheran (dpa) - An dem kleinen, bärtigen Mann scheiden sich die Geister: Er habe dem stolzen Kulturvolk der Iraner mit seiner Konfrontationspolitik gegenüber dem Westen und Israel Würde und Selbstbewusstsein zurückgegeben, sagt er über sich selbst.

Weit mehr als 60 Prozent der Wähler bestätigten ihn darin und bestimmten ihn auch für die nächsten vier Jahre zu ihrem Präsidenten. Für weite Teile des Westens ist Ahmadinedschad dagegen der unbelehrbare Hardliner, der den Holocaust leugnet, das Existenzrecht Israels anzweifelt und an einer Atombombe bastelt. Er hat den Iran damit nach Meinung seiner internen Kritiker an den Rand der Isolierung gebracht.

Ahmadinedschad, geboren 1956 im zentraliranischen Garmsar als Sohn eines Schmiedes, zählt zu den führenden Vertretern der harten Linie. Er hat die Unterstützung des schiitischen Klerus, der Revolutionsgarden und auch die der Basarhändler. Ohne eine Duldung durch den Obersten Führer der islamischen Republik, Ajatollah Ali Chamenei, wären seine Frontalangriffe und Korruptionsvorwürfe etwa gegen seine Amtsvorgänger im Wahlkampf kaum denkbar gewesen.

Seine Wahlversprechen vor vier Jahren, besonders Wirtschaftsreformen zugunsten der Armen, Pläne zur Umverteilung der Einnahmen aus der Erdölförderung und der Kampf gegen die Korruption brachten dem verheirateten Vater von zwei Söhnen und einer Tochter den Spitznamen islamischer Robin Hood ein. Erfolgreich war die Politik des 52-Jährigen aber nach Meinung seiner Kritiker nicht.

Nach Expertendarstellung hat ihn sein Sozialpopulismus mit kostenlosen Kartoffelrationen und Rentenerhöhungen trotz Wirtschaftskrise und hoher Inflation auch diesmal wieder Stimmen vor allem bei den einfachen Leuten auf dem Land gebracht. Schon in seiner Zeit als Bürgermeister von Teheran hatte er sich gern als Mann des Volkes gegeben, der in einem klapprigen Peugeot ohne Chauffeur durch die Straßen der Hauptstadt fuhr und sich in den Armenvierteln umsah.

Während seiner ersten Amtszeit als Präsident hatte Ahmadinedschad alle Aufrufe der Weltgemeinschaft, das kontroverse Atomprogramm des Landes einzustellen, ignoriert. Vor den Wahlen kündigte er sogar an, dass auch die Atomverhandlungen mit den ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates und Deutschland eingestellt würden. Im Atomstreit gebe es außer mit der Internationalen Atomenergiebehörde nichts mehr zu reden. Weitere Sanktionen, so der Präsident, würden das Land nur selbstständiger und unabhängiger machen. Damit wären auch Hoffnungen auf eine Wiederaufnahme der Gespräche mit den USA gedämpft.

Auch seine Hasstiraden gegen Israel, die international für große Empörung gesorgt hatten, will er nicht einstellen. Mit den USA will er nur dann reden, wenn sich die amerikanische Politik auch in der Praxis ändert. Der Wahlsieg ist für Ahmadinedschad die Mission, die in den zurückliegenden vier Jahren angefangenen Politik, in der nächsten Amtsperiode zu vervollständigen. Dies könnte laut Beobachtern zu der befürchteten Krise und Militäranschlägen seitens Israel gegen den Iran führen. Andererseits ist Ahmadinedschad auch der erste iranische Präsident, der überhaupt mit den USA reden will. US-Präsident Brack Obama hatte er nach dessen Amtseinführung ein Glückwunschschreiben geschickt.

Wahlen / Iran
15.06.2009 · 10:10 Uhr
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