Politische Zugeständnisse: Frankreich setzt Rentenreform aus
Die politische Landschaft Frankreichs erlebt einen bemerkenswerten Wandel, nachdem Premierminister Sébastien Lecornu verkündete, die umstrittene Rentenreform des Präsidenten Emmanuel Macron vorerst auf Eis zu legen. In seiner Regierungserklärung betonte Lecornu, dass die Anhebung des Renteneintrittsalters auf 64 Jahre bis Januar 2028 ausgesetzt werde. Dieser Schritt soll das Vertrauen stärken und Raum für die Entwicklung neuer Lösungsansätze schaffen, wie Lecornu vor der Nationalversammlung erläuterte.
Dieses Zugeständnis könnte sich als entscheidend erweisen, um ein bevorstehendes Misstrauensvotum im Parlament zu überstehen, das am Donnerstag zur Abstimmung kommt. Sowohl die Linkspartei als auch die nationale Rechte haben bereits Misstrauensanträge eingereicht, um die Regierung zu stürzen, und das Rassemblement National hat angekündigt, den Antrag der Linkspartei zu unterstützen.
Dabei steht insbesondere der Antrag der Sozialisten im Fokus, die einer Duldung der Regierung bislang einzig unter der Bedingung zustimmen wollen, dass Lecornu die ausgesetzte Reform offiziell ankündigt. Diese Forderung kommunizierten sie kurz vor Lecornus Rede.
Die ursprüngliche Rentenreform, die im Frühjahr 2023 ohne parlamentarische Abstimmung durchgesetzt wurde, hatte landesweit monatelange Massenproteste ausgelöst. Sie wurde als essenzielles Projekt zur Behebung eines Defizits in der Rentenkasse verteidigt. Doch Lecornu plädiert nun für eine umfassende Debatte zur Reformierung des Rentensystems. Dieses soll trotz der notwendigen Anpassungen langfristig stabil und finanzierbar bleiben. Die derzeit anvisierten Kosten belaufen sich auf 400 Millionen Euro für das Jahr 2026 und 1,8 Milliarden Euro im Jahr 2027. Die Reformpause betrifft insgesamt 3,5 Millionen Franzosen und soll durch Einsparungen finanziell ausgeglichen werden.

