Papst Benedikt stärkt Kirche und wirbt für Europa

Prag/Brno (dpa) - Papst Benedikt XVI. hat während seines ersten Tschechien-Besuchs die atheistische Mehrheit im Land zur Zusammenarbeit mit den Christen aufgefordert. Die Rolle des Christentums im vereinten Europa dürfe nicht ignoriert werden, sagte der Pontifex.

«Gemeinsam müssen wir das Ringen um die Freiheit und die Suche nach Wahrheit in Angriff nehmen», forderte er am Samstag in Prag mit Bezug auf Politik und Wirtschaft. Christiliche Traditionen hätten die tschechische Kultur geformt, erinnerte der Heilige Vater. In Tschechien sind nur etwa ein knappes Drittel der mehr als zehn Millionen Einwohner Christen.

Am Sonntag predigte der Papst vor 130 000 Gläubigen in Brno (Brünn). «Wir Christen sind aufgerufen, sie (die Botschaft Gottes) jeden Tag durch unser Zeugnis zu verbreiten». Das Oberhaupt der katholischen Weltkirche zeigte sich während seiner öffentlichen Auftritte offen für aktuelle Glaubensfragen, die über Konfessionsgrenzen hinausgehen.

Der Fall des Kommunismus in Mittelosteuropa vor 20 Jahren habe Freiheit auch für die Religion bedeutet, sagt er. «Europa ist mehr als ein Kontinent. Es ist ein Zuhause», beschrieb er das wieder zusammengewachsene Europa. «Zuweilen stellt man mit einer gewissen Nostalgie fest, dass der Rhythmus des modernen Lebens dazu neigt, manche Spuren einer an Glauben reichen Vergangenheit zu verwischen», erinnerte er kulturelle und historische Wurzeln, die Europa dem Christentum verdankt.

Benedikt bereist noch bis Montag das einzige ausgeprägt säkularisierte EU-Land. Der 82-jährige machte bei dem intensiven Besuchprogramm einen guten körperlichen Eindruck, nur seine Stimme klang manchmal etwas heiser. Mehr Besucher als erwartet säumten die Straßen, als Benedikt mit seinem «Papa-Mobil» vorbeifuhr und besuchten die Messe in Brno. Der Auftritt einer kleinen schwarzen Spinne, die etwa eine Minute lang auf dem weißen Gewand des Papstes während einer Rede in der Prager Burg herumkrabbelte, wurde nebenbei zur Attraktion im Internet.

Während eines Treffens zwischen Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und dem tschechischen Ministerpräsidenten Jan Fischer spielte auch die heikle Frage der Rückgabe von Kircheneigentum eine Rolle. Der Vatikan sei bereit, Verhandlungen bis zur Überwindung der Wirtschaftskrise zurückzustellen, sagte Fischer anschließend.

Die tschechische Kirche hatte nach dem Zweiten Weltkrieg den Großteil ihres Besitzes durch die vom kommunistischen Regime erzwungene «Nationalisierung» verloren und pocht auf Rückgabe und Entschädigung. Das Parlament in Prag ist aber bisher nicht bereit, einem millionenschweren Kompromiss zuzustimmen. Im Mai 2003 lehnten die Abgeordneten auch einen Grundlagenvertrag zwischen Tschechien und dem Vatikan ab. Am Montag will sich Benedikt zum Abschluss seiner Reise in Stara Boleslav (Altbunzlau), dem Heiligtum der tschechischen Nationalwallfahrt, bei einer öffentliche Messe speziell an die Jugend wenden.

Kirchen / Tschechien / Vatikan
27.09.2009 · 16:21 Uhr
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