Novo Nordisk vor turbulenter Hauptversammlung: Führungsumbau verunsichert Aktionäre
Machtprobe zwischen Foundation und Minderheitsaktionären
Die Novo Nordisk Foundation, Mehrheitsaktionärin und dominierende Kraft im Konzern, drückt eine grundlegende Neuausrichtung des Boards durch. Nach Berichten internationaler Medien soll ein großer Teil der bisherigen unabhängigen Mitglieder ausscheiden – darunter auch Aufsichtsratschef Helge Lund. Hintergrund sind interne Konflikte über die strategische Ausrichtung des Konzerns, die sich offenbar über Monate zugespitzt haben.
Während die Foundation mit ihrer Stimmgewalt kaum aufzuhalten ist, regt sich bei wichtigen Minderheitsaktionären deutlicher Widerstand. Sowohl Norges Bank Investment Management als auch CalSTRS wollen die Pläne nicht unterstützen. Norges Bank kündigte an, sich zu enthalten – CalSTRS will aktiv dagegen stimmen.
Rückzug eines Kandidaten verschärft Unsicherheit
Zusätzliche Brisanz brachte der überraschende Ausstieg von Mikael Dolsten, dem früheren Forschungschef von Pfizer. Er hatte sich ursprünglich für einen Sitz im Board beworben, zog seine Kandidatur jedoch kurzfristig zurück. Das Unternehmen spricht von „persönlichen Gründen“, ohne Bezug zu Novo Nordisk oder der Foundation.
Ein Ersatz wird nicht nominiert. Die Neuaufstellung soll nun erst zur regulären Hauptversammlung im März 2026 abgeschlossen werden. Klar ist bereits, dass Lars Rebien Sørensen den Vorsitz übernehmen soll, flankiert von Cees de Jong als künftigem Stellvertreter.
Schwäche im US-Markt verstärkt den Druck
Neben der Governance-Debatte belasten operative Probleme: In den USA – dem wichtigsten Wachstumsmarkt – verliert Novo Nordisk an Tempo. Der Konkurrent Eli Lilly zieht mit Mounjaro und Zepbound laut Marktbeobachtern davon und gewinnt in höheren Dosierungen spürbar Marktanteile.
Hinzu kommt steigender Wettbewerbsdruck durch sogenannte Compounding Pharmacies, die kostengünstig hergestellte Alternativpräparate vertreiben. Diese Anbieter sprechen Endverbraucher aggressiv direkt an – ein Trend, der die etablierten Hersteller zunehmend herausfordert.
Aktie tief im roten Bereich – Analysten sehen nur noch verhaltenes Potenzial
Der Kurs rutscht weiter ab: Die Novo-Nordisk-Aktie notiert aktuell bei 310,70 DKK, ein Minus von 2,49 Prozent. Seit Jahresbeginn hat das Papier über 50 Prozent an Wert verloren. Die ADRs an der NYSE schlossen zuletzt bei 49,16 US-Dollar und tendieren vorbörslich weiter nach unten.
Trotz der langen Liste an Belastungsfaktoren bleiben viele Analysten vorsichtig optimistisch. Acht Einschätzungen liegen für die ADRs vor – fünf raten zum Kauf, zwei zum Halten, eine zum Verkauf. Das durchschnittliche Ziel von 61,20 US-Dollar signalisiert ein mögliches Aufwärtspotenzial von rund 27 Prozent.


