Neue Offenheiten und Kontroversen: Der schmale Grat der Wirtschaftsverbände gegenüber der AfD
Die jüngste Öffnung des Verbandes der Familienunternehmer gegenüber der AfD sorgt in der deutschen Wirtschaftslandschaft für Gesprächsstoff, jedoch nicht für einen allgemeinen Richtungswechsel. Andere Wirtschaftsverbände bleiben bei ihrer kritischen Haltung, während die AfD-Führung davon ausgeht, dass mehr Unternehmer künftig den Kontakt zur Partei suchen könnten.
Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), betont im Gespräch mit dem 'Handelsblatt', dass zahlreiche wirtschaftliche Gründe gegen die AfD sprechen. Dennoch sei der Dialog zwischen Unternehmen und AfD-Vertretern auf kommunaler Ebene oft unvermeidlich, insbesondere wenn es um Standortentscheidungen geht. Im Gegensatz zu anderen europäischen Parteien hätte sich die AfD jedoch zunehmend radikalisiert, was im Ausland häufig auf Unverständnis stöße.
AfD-Parteivorsitzende Alice Weidel, vertreten durch ihren Sprecher, zeigt sich offen für Gespräche mit mittelständischen Unternehmen und Kammern, auch wenn diese oft diskret stattfinden. Die neue Haltung der Familienunternehmer wertet Weidel als Zeichen für ein entspannteres Verhältnis der Wirtschaft zur AfD. Dies könnte, ihrer Meinung nach, künftig weiteren Gesprächsbereitheiten den Weg ebnen.
Dem gegenüber warnt der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, Jörg Dittrich, vor den Gefahren des Populismus für die Wirtschaft und betont die Verantwortung von Wirtschaftsvertretungen, klare Grenzen zu setzen. Bitkom, der Verband der Digitalwirtschaft, bleibt auf Distanz. Die AfD wird als digitalpolitisch rückwärtsgewandt und gesellschaftlich spaltend charakterisiert, und ein Dialog wird auf Bitkom-Veranstaltungen nicht angestrebt.
Der Verband Die Familienunternehmer hatte Vertreter der AfD kürzlich erstmals zu einem Parlamentarischen Abend in Berlin eingeladen, der in den Räumen der Deutschen Bank stattfand. Dies führte dazu, dass die Deutsche Bank nun den Räumlichkeiten nicht mehr für zukünftige Veranstaltungen des Verbandes zur Verfügung stellt. Dies verdeutlicht die Spannungen, die die Öffnung gegenüber der AfD innerhalb der Wirtschaft auslöst.

