Mutter und Tochter verschwunden - Mordkommission ermittelt

München (dpa) - Es begann als Vermisstenfall, jetzt ermittelt die Mordkommission: Gut eine Woche nach dem Verschwinden einer Mutter und ihrer Tochter in München glaubt die Polizei nicht mehr daran, die beiden lebend zu finden.

«Wir gehen aktuell davon aus, dass Mutter und Tochter tot sind», sagte der Chefsprecher des Münchner Polizeipräsidiums, Marcus da Gloria Martins.

Der neue Ehemann der Mutter, mit dem sie seit rund einem Jahr verheiratet war, ist tatverdächtig und sitzt in Untersuchungshaft. Der 44 Jahre alte Deutsch-Russe schweige zu den Vorwürfen. Der Haftbefehl laute auf «Totschlag in Tatmehrheit mit Mord». Welche Indizien für die Beamten für Mord und gegen den Mann sprechen, verrieten sie aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht.

Die 41-jährige Münchnerin und ihre 16 Jahre alte Tochter gelten seit dem 13. Juli als vermisst. Laut einer Vermisstenanzeige des inzwischen verdächtigen Stiefvaters sollen sie die gemeinsame Wohnung im Stadtteil Ramersdorf verlassen haben, um in einem Einkaufscenter shoppen zu gehen. Ob sie dort jemals ankamen und ob sie sich überhaupt jemals auf den Weg dorthin machten, ist laut da Gloria Martins unklar.

Von ihnen fehle jede Spur, an der Darstellung des Mannes gebe es Zweifel. «Wir gehen davon aus, dass die Aussagen, die im Rahmen der Vermisstenanzeigen gemacht wurden, Plausibilitätslücken haben», sagte der Polizeisprecher. Die Angaben des Ehemannes, seine Frau und ihre Tochter seien zum Einkaufen aufgebrochen, «kann so durch Dritte nicht bestätigt werden».

Der Kriminologe Christian Pfeiffer äußerte sich allgemein und sagte, in rund 70 Prozent der Fälle, in denen Frauen getötet werden, seien Täter die Partner oder Ex-Partner. «Der gefährlichste Mann im Leben einer Frau ist der Ehemann oder der feste Partner. Da droht die höchste Gefahr, dass man getötet wird, dass man vergewaltigt wird, dass man zusammengeschlagen wird.»

Gerade bei den Tötungsdelikten sei das Risiko in den vergangenen 20 bis 30 Jahren nur geringfügig gesunken, sagte der ehemalige Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen der Deutschen Presse-Agentur. Die Aufklärungsquote der Polizei bei solchen Fällen liege bei mehr als 95 Prozent. Häufiges Motiv sei, dass der Mann die Frau für immer «besitzen wolle, sie nicht gehen lassen wolle. «Das muss die Polizei nun aufklären.»

Mutter und Tochter galten nach früheren Mitteilungen der Beamten als zuverlässig. Daher sei ihr Verschwinden ebenso untypisch wie die Tatsache, dass sich die beiden seit Tagen bei niemandem gemeldet hätten. Infolgedessen startete die Polizei die Suche. Das Kommissariat 11 des Polizeipräsidiums München übernahm zunächst die Suche und richtete eine Ermittlungsgruppe namens «EG Duo» ein.

Nach der Festnahme des 44-Jährigen geht die Polizei in die Offensive: Sie veröffentlichte ein Foto des Verdächtigen in blau-weiß kariertem Hemd und hellen Shorts. Zudem gab sie Bilder von den beiden Fahrzeugen der Familie - von einem roten Hyundai i30 und einem anthrazitfarbenen VW Tiguan - heraus. Sie hofft auf Zeugen, die den Verdächtigen oder die beiden Frauen von Freitag, 12. Juli, bis Sonntag, 14. Juli, gesehen oder sonstige Hinweise für die Beamten haben. «Der Busfahrer, der Taxifahrer, derjenige, der mit dem Hund spazieren geht» - sie alle seien gefragt, sagte da Gloria Martins. Sie könnten sich bei jeder Polizeidienststelle melden.

Kriminalität / Vermisstenfall / Mordkommission / Untersuchungshaft / Marcus da Gloria Martins / Bayern / Deutschland
22.07.2019 · 14:39 Uhr
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