Tödlicher Anschlag in Sydney

Antisemitismuswelle in Australien - Juden warnen schon lange

15. Dezember 2025, 15:40 Uhr · Quelle: dpa
Angriff am Bondi Beach
Foto: Mark Baker/AP/dpa
Die Behörden gehen bei der Tat vom Sonntag von einem antisemitischen Terroranschlag aus.
Nach dem tödlichen Anschlag in Sydney warnt Israel vor der wachsenden Antisemitismuswelle. Die jüdische Gemeinde berichtet von einem scharfen Anstieg der Vorfälle seit dem Hamas-Angriff im Oktober 2023.

Tel Aviv/Sydney (dpa) - Nach dem Anschlag am jüdischen Lichterfest in der Metropole Sydney mit 15 Todesopfern hat Israels Führung Australien scharf kritisiert und dem Land Tatenlosigkeit angesichts einer massiven Welle des Antisemitismus vorgeworfen. Die Regierung habe nichts unternommen, um den Anstieg des Judenhasses zu stoppen, sagte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, «und das Ergebnis sind die schrecklichen Angriffe auf Juden, die wir heute gesehen haben».

Die Ermittler haben die beiden Angreifer des Chanukka-Festes am berühmten Bondi Beach in Sydney als Vater und Sohn identifiziert. Der 50-jährige Vater war von Einsatzkräften am Tatort erschossen worden. Der 24-jährige Sohn wurde gefasst und liegt mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. Das Motiv ist noch unklar. 

Eine der größten jüdischen Gemeinden weltweit

Auch die Anerkennung Palästinas durch Australien im September sieht Netanjahu im Zusammenhang mit Antisemitismus in dem Land äußerst kritisch. Nach dem Anschlag in Sydney warf er Premierminister Anthony Albanese vor, damit «Öl ins antisemitische Feuer» gegossen zu haben. Albanese sagte dazu am Montag, er sehe keinen Zusammenhang zwischen dem tödlichen Anschlag in Sydney und der Anerkennung eines palästinensischen Staates durch seine Regierung. Die Mehrheit der Welt erkenne eine Zweistaatenlösung als den richtigen Weg an, betonte er beim Sender ABC.

Als Anfangspunkt der antisemitischen Welle gilt der beispiellose Hamas-Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober 2023. Nur zwei Tage später hatten sich vor dem ikonischen Opernhaus in Sydney zahlreiche propalästinensische Demonstranten versammelt. Sie schwenkten als Zeichen der Solidarität palästinensische Flaggen, riefen aber auch judenfeindliche Parolen. 

Die Zahl der Juden in Australien wird auf mehr als 100.000 geschätzt, die israelische Jewish Agency nannte zuletzt eine Zahl von mehr als 117.000 jüdischen Menschen in dem Land. Damit ist es eine der größten jüdischen Gemeinden weltweit. Allein in Sydney wird die Zahl der jüdischen Einwohner auf rund 50.000 geschätzt. Nach Informationen des Jüdischen Museums in Sydney sind nach dem Zweiten Weltkrieg rund 27.000 Holocaust-Überlebende nach Australien ausgewandert. 

Anstieg antisemitischer Übergriffe

In den vergangenen zwei Jahren, seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel, ist es nach Angaben jüdischer Repräsentanten zu einem scharfen Anstieg antisemitischer Übergriffe in Australien gekommen. «Von links nach rechts: Seit dem 7. Oktober bricht der Antisemitismus in Australien Rekorde», schrieb auch die linksliberale israelische Zeitung «Haaretz». 

«Australien galt früher als tolerantes Land, doch in den letzten Jahren wurde dort ein starker Anstieg antisemitischer Vorfälle verzeichnet, darunter Brandanschläge auf Synagogen und verbale Angriffe – einschließlich Rufen wie "Heil Hitler" und des Zeigens des Hitlergrußes», schrieb die Zeitung.

Laut einem Bericht des Exekutivrats australischer Juden kam es in den beiden Jahren seit dem 7. Oktober 2023 zu durchschnittlich 1.858 antisemitischen Vorfällen im Jahr. In den zehn Jahren davor seien es jeweils durchschnittlich 342 im Jahr gewesen. Alex Ryvchin, Führungsmitglied des Exekutivrats, nannte die Zahlen aber nur «die Spitze des Eisbergs». Viele Vorfälle würden gar nicht gemeldet, sagte er zuletzt in einem Radiointerview. «Die Leute denken, ihre persönliche Geschichte sei unwichtig oder sie schämen sich», sagte Ryvchin. 

Jüdische Organisation: «Wie oft haben wir die Regierung gewarnt?»

Die jüdische Organisation Australian Jewish Association erhob nach dem Anschlag in Sydney Vorwürfe auf X: «Wie oft haben wir die Regierung gewarnt? Kein einziges Mal hatten wir das Gefühl, dass sie zugehört hat.»

Australiens Premier Albanese hatte dem Iran im Sommer vorgeworfen, antisemitische Angriffe in Australien organisiert zu haben. Australien brach deswegen auch die diplomatischen Beziehungen zu Teheran ab. Der Iran hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. 

«Es ist die Verantwortung aller Australier, die jüdische Gemeinschaft Australiens zu umarmen und ihr dabei zu helfen, diese unglaublich schwierige Zeit zu überstehen», sagt der Regierungschef der Region New South Wales, Chris Minns nach dem Anschlag.

Update: In einer früheren Version des Artikels hieß es im 2. Absatz, der Sohn sei von einem Passanten überwältigt und dann festgenommen worden. Bisherigen Erkenntnissen zufolge wurde der Vater zunächst von einem Passanten entwaffnet, später aber von Einsatzkräften erschossen.
Terrorismus / Nahost / Israel / Palästinensische Gebiete / Australien
15.12.2025 · 15:40 Uhr
[2 Kommentare]
Nach Angriff am Bondi Beach
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