Die Lage im Überblick

Europäer bieten Schutztruppe für Ukraine an

16. Dezember 2025, 07:43 Uhr · Quelle: dpa
Ukraine-Beratungen in Berlin
Foto: Kay Nietfeld/dpa-Pool/dpa
Die Spitzenrunde kam im Berliner Kanzleramt zusammen.
Europäische Führer wie Merz schlagen eine Schutztruppe für die Ukraine vor, um Frieden zu gewährleisten. Wie reagieren USA und Russland auf diese Entwicklungen?

Berlin (dpa) - Bundeskanzler Friedrich Merz und weitere europäische Staats- und Regierungschefs haben im Ringen um ein Ende des Ukraine-Kriegs angeboten, eine Schutztruppe zur Absicherung eines möglichen Waffenstillstands zusammenzustellen. In einer zum Abschluss der Ukraine-Gespräche in Berlin verabschiedeten gemeinsamen Erklärung hieß es, eine solche von Europa geführte und den USA unterstützte Truppe würde die ukrainischen Streitkräfte unterstützen und die Sicherheit des Luftraums und der Meere gewährleisten. Dies solle «auch durch Operationen innerhalb der Ukraine» geschehen, heißt es in dem Dokument. 

Die Schutztruppe ist eine von mehreren Zusagen, die die unterzeichnenden Staaten für den Fall abgeben, dass eine Vereinbarung zur Beendigung des Krieges erzielt wird. Neben Merz unterschrieben die Erklärung auch seine Kolleginnen und Kollegen aus Frankreich, Großbritannien, Polen, Italien, Dänemark, Finnland, den Niederlanden, Norwegen und Schweden sowie EU-Ratspräsident António Costa und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Von US-Seite gab es zu der Erklärung zunächst keine Stellungnahme. Zuvor hatte ein hochrangiger US-Beamter gesagt, dass in einem Sicherheitspaket auch Maßnahmen zur Überwachung und Konfliktvermeidung vorgesehen wären, damit sich die ukrainische Bevölkerung sicher fühle. Auf US-Bodentruppen in der Ukraine läuft es laut dem Beamten aber nicht hinaus.

Über eine internationale Truppe zum Schutz der Ukraine wird seit längerem diskutiert. Die USA hatten unlängst ausgeschlossen, sich an einer solchen Truppe zu beteiligen. Trump hatte im Sommer aber gesagt, die Vereinigten Staaten seien bereit, die Verbündeten – etwa aus der Luft – zu unterstützen. Vor allem Frankreich und Großbritannien drängen seit längerem auf konkrete Vorbereitungen, Deutschland war eher zurückhaltend. Russland lehnt den Einsatz von Truppen zur Überwachung eines Waffenstillstands kategorisch ab.

Ukrainische Streitkräfte mit 800.000 Soldaten

In der Erklärung der Europäer wird der Ukraine auch «anhaltende und erhebliche Unterstützung» ihrer Streitkräfte zugesichert, die in Friedenszeiten eine Stärke von 800.000 Soldaten haben sollten.

Das Dokument setzt den Schlusspunkt der zweitägigen Verhandlungen in Berlin, an denen am Sonntag und Montag neben den wichtigsten europäischen Verbündeten der Ukraine und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auch eine US-Delegation unter Führung des Sondergesandten der US-Regierung, Steve Witkoff, teilgenommen hatte. Im Zentrum stand dabei die Weiterentwicklung eines von den USA vorgelegten Friedensplans – allerdings ohne russische Beteiligung. Daher stellt sich die Frage, wie Moskau auf die Ergebnisse der Gespräche in Berlin reagieren wird.

Was ist das wichtigste Ergebnis?

Inhaltliche Details sind nicht bekannt. Aber alle beteiligten Seiten werteten die Verhandlung öffentlich als Fortschritt. Das betrifft vor allem die Sicherheitsgarantien für die Ukraine im Falle eines Waffenstillstands. «Was die USA hier in Berlin an rechtlichen und an materiellen Garantien auf den Tisch gelegt haben, ist wirklich beachtlich. Das ist ein ganz wichtiger Fortschritt», sagte beispielsweise Kanzler Merz.

Polens Ministerpräsident Donald Tusk sagte nach dem Treffen laut Mitteilung, er habe zum ersten Mal von den amerikanischen Verhandlungsführern gehört, dass die USA sich in einer Form für die Sicherheit der Ukraine einsetzen wollten, «die den Russen keine Zweifel lässt, dass die amerikanische Antwort militärischer Natur sein wird, sollten sie die Ukraine erneut angreifen.» 

US-Präsident Trump sagte in Washington, man sei jetzt «näher» als bisher an einer Lösung. Er habe Gespräche mit den Europäern und Selenskyj geführt. «Es scheint gut zu laufen.» Zugleich schränkte der US-Präsident ein: «Das sagen wir schon seit langem, und es ist eine schwierige Angelegenheit.»

Selenskyj scheint sich damit abgefunden zu haben, dass ein Nato-Beitritt unrealistisch ist. Nun geht es darum, wie man eine Beistandsgarantie der Nato-Staaten hinbekommt, die Artikel 5 des Nato-Vertrags ähnelt. Danach wird ein Angriff auf einen Staat wie ein Angriff auf alle behandelt. Was das nun im Einzelnen bedeuten kann, ist aber noch ziemlich unklar.

An welcher Stelle gab es keine Fortschritte?

Bei der schwierigsten Frage möglicher Gebietsabtretungen der Ukraine an den Angreifer Russland. Selenskyj sprach von weiterhin «unterschiedlichen Positionen» der Kriegsparteien und äußerte die Hoffnung, dass die USA als Vermittler einen Konsens herbeiführen könnten. Es gibt zwar Lösungsansätze, aber wirkliche Bewegung ist auch nach dem Treffen in Berlin nicht in Sicht.

Zu Russlands Kernforderungen für einen Waffenstillstand gehört, dass die Ukraine im Gebiet Donezk auch jene für die Verteidigung des Landes strategisch wichtigen Städte aufgibt, die Russland bisher nicht erobern konnte. Selenskyj lehnte solche Geschenke an den «Aggressorstaat» ab und verweist auf die Verfassung des Landes, die solche Gebietsabtretungen nicht zulässt.

Wie geht es jetzt weiter?

Die USA werden die Ergebnisse jetzt wieder mit Russland rückkoppeln, das in Berlin nicht mit am Tisch saß. Wann und wie das erfolgen wird, ist noch unklar. Der hochrangige US-Beamte erwähnte auch ein Treffen mit Arbeitsgruppen und Militärangehörigen am Wochenende «vielleicht» in Miami im US-Bundesstaat Florida - es blieb aber unklar, ob das ein rein US-interner Termin sein soll oder ob auch andere Länder daran beteiligt sein sollen.

Welche russische Reaktion ist zu erwarten?

Von offizieller Seite gab es aus Russland bis zum späten Abend keine Reaktionen auf die Erklärungen der Europäer und der Amerikaner zu den Gesprächen mit Selenskyj. Allerdings hatte der Kreml bereits vor Beginn der Verhandlungen erklärt, dass von den europäischen Verbündeten der Ukraine bei den Verhandlungen «kaum etwas Gutes» zu erwarten sei und schon bisherige Vorschläge aus der EU für Russland unannehmbar gewesen seien.

So lehnte Russland den Einsatz von Truppen aus Nato-Staaten zur Überwachung eines Waffenstillstands bislang kategorisch ab und warnte, dass Truppen des Militärbündnisses als militärisches Ziel gesehen und vernichtet würden. Auch ein von Selenskyj vorgeschlagene Referendum zu den von Russland geforderten Gebietsabtretungen, das die Europäer unterstützen würden, stieß in Moskau auf Ablehnung.

Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow stellte es so dar, dass es sich um russisches Territorium handele. Russland hatte die vier Gebiete Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson zwar schon annektiert, kontrolliert sie aber bis heute nicht komplett, und international anerkannt wird diese Annexion ohnehin nicht.

Was haben die Europäer zu regeln?

Den Europäern steht der schwierigste Teil der Woche noch bevor. Am Donnerstag soll eine Entscheidung über die Nutzung des in der EU eingefrorenen russischen Staatsvermögens von etwa 185 Milliarden Euro fallen. Dabei geht es um sehr viel – für die EU, die Ukraine und auch für Merz persönlich.

Der Kanzler hat sich an die Spitze der Befürworter eines solchen Schrittes gesetzt. Für ihn ist es die erste große Bewährungsprobe als Führungspersönlichkeit in Europa. Er erhöhte daher am Montag noch einmal den Druck und erklärte die Entscheidung zur «Schlüsselfrage» für die EU: Bei einem Nein sei die Handlungsfähigkeit Europas über Jahre «massiv beschädigt».

Für die Ukraine würde ein Nein bedeuten, dass die Unterstützung der Verbündeten nach und nach versiegen würde. Und bei US-Präsident Trump gibt es ohnehin keinerlei Bereitschaft mehr, für den Krieg Geld auszugeben.

Putin wird die Entscheidung genau verfolgen. Der Kreml warnt vor weitreichenden Folgen eines solchen «Diebstahls» und droht mit Gegenmaßnahmen. Aus russischer Sicht dürfte das auch die Chancen für einen Waffenstillstand zerschlagen.

Ist ein Waffenstillstand vor Weihnachten möglich?

Eher nicht. Aber Kanzler Merz forderte Putin auf, die Waffen wenigstens über die Feiertage ruhen zu lassen. «Vielleicht hat die russische Staatsführung einen Rest an menschlichem Anstand und lässt wenigstens die Bevölkerung über Weihnachten mit diesem Terror einmal für ein paar Tage in Ruhe.»

Konflikte / Krieg / Diplomatie / Ukraine / Deutschland / USA / Russland
16.12.2025 · 07:43 Uhr
[2 Kommentare]
Baustelle (Archiv)
München - Die Stimmung im deutschen Wohnungsbau hat sich im November etwas aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg von -22,8 auf -21,0 Punkte, wie das Institut am Dienstag mitteilte. Die Unternehmen schätzten ihre Lage demnach besser ein. Ihre Erwartungen für die kommenden Monate bleiben jedoch verhalten. "Die Unternehmen im Wohnungsbau sind aktuell zwar weniger pessimistisch", sagte Klaus […] (00)
vor 23 Minuten
Der Sohn von Rob Reiner ist nach dem Tod seiner Eltern festgenommen worden.
(BANG) - Der Sohn von Rob Reiner ist nach dem Tod seiner Eltern festgenommen worden. Der 'When Harry Met Sally'-Regisseur und seine Frau Michele Singer Reiner wurden am Sonntag (14. Dezember) tot in ihrem Haus in Los Angeles aufgefunden. Laut Unterlagen des Los Angeles Sheriff's Department wurde nun Nick Reiner in Gewahrsam genommen. Er wird eines Verbrechens beschuldigt; die Art des mutmaßlichen […] (00)
vor 13 Stunden
Scapade AirLock – Smarter Wegbegleiter mit integrierter Apple “Wo ist?”-Funktion
Die Feiertage stehen vor der Tür und damit auch die Suche nach den perfekten Weihnachtsgeschenken. Für alle, die gerne reisen und smarte Technik lieben, hat   Scapade  in diesem Jahr besonders stilvolle Geschenkideen zusammengestellt. Praktisch, innovativ und elegant – hier findet wirklich jeder das passende Gadget. Der  Scapade AirPack  ist ein smarter, 28-Liter-Reiserucksack, der modernes […] (00)
vor 2 Stunden
Destiny 2 Renegades – Neuer Dungeon fordert die Hüter und bringt euch auf Schiffe des Imperiums
Der  neue Dungeon  „Equilibrium“ in  Destiny 2: Renegades  ist  seit dem 13. Dezember 2025  um 18 Uhr MEZ für alle Spieler: innen  verfügbar, die  Renegades  besitzen. Darin schließen sich Hüter mit Aunor Mahal zusammen, um tödliche Verteidigungsmaßnahmen auf Schiffen des Imperiums zu überwinden und die Akolythen von Dredgen Bael auf der Venus zur Strecke zu bringen. Spieler: innen werden  die […] (00)
vor 2 Stunden
«Zootopia 2» dominiert das chinesische Kino
Die Zahlen zeigen einmal mehr, wie unterschiedlich die Marktmechaniken funktionieren. Disneys Zootopia 2 hat sich auch am vergangenen Wochenende souverän an der Spitze der chinesischen Kinocharts behauptet. Zwischen dem 12. und 14. Dezember spielte der Animationsfilm laut Artisan Gateway umgerechnet rund 55 Millionen US-Dollar ein. Damit kletterte das Gesamtergebnis auf etwa 500 Millionen Dollar allein in China. Der Film trägt damit maßgeblich […] (00)
vor 8 Stunden
Boston Celtics - Detroit Pistons
Boston (dpa) - Die Detroit Pistons haben das NBA-Spitzenspiel gegen die Boston Celtics gewonnen und Rang eins in der Eastern Conference gefestigt. Das 112: 105 war der vierte Sieg in Serie für die Pistons und zugleich eine gelungene Revanche für die Niederlage Ende November, mit der die Celtics eine Serie von 13 Siegen der Pistons beendet hatten. Cade Cunningham verbuchte im TD Garden 32 Punkte, […] (00)
vor 1 Stunde
Eltern bleiben die Hauptberater ihrer Kinder in Finanzfragen, so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage von Union Investment. Fast drei Viertel der zwischen 1995 und 2012 Geborenen, befragt für die Studie, sehen ihre Eltern als entscheidende Ansprechpartner in Sachen Geldanlage. Das Vertrauen in die elterlichen Ratschläge übertrifft dabei die traditionellen Finanzberater der Banken und selbst die […] (00)
vor 3 Minuten
Mit smarter Energie urbane Räume neu denken
Hamburg, 16.12.2025 (PresseBox) - Wie entwickeln sich unsere Städte weiter – und welche Rolle spielen dabei Energiewirtschaft und smarte Infrastruktur? Energie und Stadtentwicklung sind mittlerweile untrennbar miteinander verbunden. Wie wir Energie erzeugen, verteilen und nutzen, prägt, wie urbane Räume wachsen, funktionieren und wie wir Mobilität künftig leben wollen. Mit unserer Sonderpublikation „Energie- & […] (00)
vor 7 Stunden
 
Europa steht dieser Tage in einem neuen Licht, da es bemüht ist, eine tragfähige Lösung für den […] (00)
Deutschlands jüngste Abiturientin studiert jetzt
Bonn (dpa) - Lina Heider ist zwölf Jahre alt – und studiert jetzt VWL an der Uni Bonn. Im […] (02)
In Australien herrscht gegenwärtig eine gedrückte Stimmung, geprägt von Unsicherheit und […] (00)
Auspuff (Archiv)
Brüssel - Kurz vor einer Entscheidung beim sogenannten Verbrenner-Aus prüft die EU-Kommission […] (04)
«Skam Croatia – Sram»: Trailer zur dritten Staffel veröffentlicht
Die kroatische Adaption des Erfolgsformats «Skam» geht in die nächste Runde. Mit Skam Croatia – Sram […] (00)
Where Winds Meet startet mit Millionenpublikum im ersten Monat
Das Action-Adventure Where Winds Meet von NetEase Games und Everstone Games ist erfolgreich in […] (00)
Kathy Bates in 'Misery'
(BANG) - Kathy Bates zeigt sich "entsetzt" über die "schreckliche Nachricht" vom Tod von Rob […] (00)
Knapp die Hälfte der Deutschen nutzt Smart-Home-Gerät
Ein Bewegungssensor schaltet bei Inaktivität die intelligente Beleuchtung ab, das smarte […] (00)
 
 
Suchbegriff