Lebensgefahr durch Kräuterdroge «Lava Red»

Hannover (dpa) - Polizei, Ärzte und Psychologen warnen vor einer neuen Kräuterdroge mit dem Namen «Lava Red». Die Substanz kommt harmlos daher und wird als «Raumduftmischung» oder «Räucherware zum Meditieren» angeboten - und das völlig legal.

Das Mittel besteht aus getrockneten pflanzlichen Stoffen, die mit einem künstlichen Cannabinoid besprüht werden. Doch nach Ansicht von Experten ist die neue Droge lebensgefährlich. Das sagt unter anderem der Leiter der Suchtklinik «Teen Spirit Island» im Kinderkrankenhaus auf der Bult in Hannover, Prof. Christoph Möller.

«Es ist sehr wahrscheinlich, dass der künstliche Cannabis-Wirkstoff süchtig macht. Er greift in den Gehirnstoffwechsel und die seelische Entwicklung ein», sagte Psychiater Möller. Vermehrt landen in seinem Krankenhaus inzwischen Jugendliche nach dem Konsum von «Lava Red» mit schweren Kreislaufstörungen und anderen Symptomen.

Das Landeskriminalamt in Hannover ermittelt gegen die Anbieter der Ware, nachdem in Springe zwei 15- und 16-jährige Schüler nach dem Rauchen von «Lava Red» mit Kreislaufstörungen zusammengebrochen waren. Auch in Wolfsburg ist ein Fall aktenkundig, hier wurde einem 12-Jährigen das Rauschmittel verkauft.

«Es ist ein bundesweites Phänomen, dass immer mehr Kräutermischungen angeboten werden, die einen Rausch auslösen», berichtet Frank Federau vom niedersächsischen Landeskriminalamt. «Alle beinhalten synthetische Cannabinoide, die gefährlich sind. Ist ein solcher Baustein entdeckt und wird verboten, ändert der Hersteller einen Baustein in der chemischen Zusammensetzung und bietet den Stoff unter anderem Namen an.»

«Lava Red» ist so zur noch nicht verbotenen Nachfolgedroge von «Spice» geworden. «Lava Red enthält Inhaltsstoffe, deren Wirkungen unerforscht und bedenklich sind», erklärt Federau. Jede Packung, die das Landeskriminalamt bekommt, müsse im Labor untersucht werden, um die Inhaltsstoffe zu identifizieren. «Wir gehen davon aus, dass die Hersteller bewusst das Betäubungsmittelgesetz umgehen», sagt der Polizist. «Es werden vorsätzlich falsche Angaben zum Gebrauch gemacht. Dass eine Kräutermischung, die zehn Euro pro Gramm kostet, nicht als Badezusatz oder Räucherware eingesetzt wird, dürfte klar sein.» Junge Abnehmer werden durch verharmlosende Erfahrungsberichte im Internet geködert.

Doch gerade Jugendlichen wird die gesundheitsschädigende und rauschauslösende Wirkung von «Lava Red» zum Verhängnis. In der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Kinderkrankenhauses Auf der Bult ist das Mittel bekannt, hier mussten schon mehrere Jugendliche mit einem «Kräuterrausch» ambulant behandelt werden. Neben Erbrechen und schweren Kreislaufstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit kann das Mittel auch lebensgefährliche Symptome wie Herzrhythmusstörungen, Wahrnehmungsveränderungen und Panikattacken hervorrufen.

Professor Möller betont: «Vor allem Jugendliche, die ja noch in der Entwicklung sind, können leicht abhängig werden. Denn synthetische Cannabinoide greifen massiv in den Gehirnstoffwechsel ein, außerdem wird die seelische Entwicklung gestört.»

Die Hersteller profitieren davon, dass Substanzen nur dann verboten sind, wenn sie identifiziert, als schädlich eingestuft und in die entsprechenden Anlagen zum Betäubungsmittelgesetz aufgenommen worden sind. Ist ein synthetisches Cannabinoid erkannt und verboten, kann die chemische Formel leicht verändert und der somit legale Wirkstoff einer neu benannten Kräutermischung zugesetzt werden. Die Jugendlichen fühlen sich sicher, weil «Lava Red» noch nicht verboten ist und der Gebrauch schwer nachgewiesen werden kann.

Die Entscheidung, welche Stoffe in die Anlagen des Betäubungsmittelgesetzes aufgenommen werden, liegt bei der Bundesregierung. Sie fällt ihre Entscheidung aufgrund der Einschätzung eines Sachverständigenausschusses für Betäubungsmittel sowie des Bundeskriminalamtes, der Bundesopiumstelle und des Bundesministeriums für Gesundheit. Die nächsten Veränderungen im Betäubungsmittelrecht werden Ende Januar 2011 in Kraft treten. Ob der Gesetzgeber das künstliche Cannabinoid, das wahrscheinlich in «Lava Red» enthalten ist, dann schon verbieten kann, bleibt abzuwarten.

Gesellschaft / Kriminalität
12.12.2010 · 11:32 Uhr
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