Investmentweek

Kürzen oder Schulden? Deutschlands Haushalt vor der Zerreißprobe

03. März 2025, 15:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
Die neue Bundesregierung steht vor einer Finanzkrise: Milliardenlücken im Haushalt, steigende Rüstungsausgaben und sinkende Steuereinnahmen. Ökonomen schlagen drastische Sparmaßnahmen vor – doch die Pläne treffen auf massive gesellschaftliche Widerstände.

Es ist ein Dilemma, das Deutschland seit Jahren vor sich herschiebt: Die Kassen sind leer, aber die Ausgaben steigen. Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie, die Energiewende und der Ukraine-Krieg haben die Staatsfinanzen massiv belastet.

Doch mit dem drohenden Rückzug der USA aus der europäischen Sicherheitsarchitektur und den wachsenden Herausforderungen durch Infrastruktur, Verteidigung und Sozialsysteme wächst der Druck auf die neue Bundesregierung, drastische Maßnahmen zu ergreifen.

Eines steht fest: Ohne unpopuläre Entscheidungen wird es nicht gehen. Das Problem dabei? Die Kürzungen treffen fast jeden – von Familien über Arbeitnehmer bis hin zu Rentnern und Beamten.

Milliardenlücke im Haushalt – woher soll das Geld kommen?

Zwischen Union und SPD herrscht in einem Punkt Einigkeit: Die Haushaltslücke beläuft sich auf einen zweistelligen Milliardenbetrag.

Doch wie diese geschlossen werden soll, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Während die einen eine Reform der Schuldenbremse fordern, plädieren andere für strikte Einsparungen.

„Es ist notwendig, eine mehrjährige Strategie zu entwickeln, die Schulden und Ausgabenumschichtungen sinnvoll kombiniert“, erklärt Clemens Fuest, Präsident des Münchner Ifo-Instituts. Doch wo ansetzen? Ökonomen haben eine ganze Liste von Sparvorschlägen vorgelegt – und die sorgt für Aufregung.

Das Elterngeld – eine Kürzung, die Familien besonders trifft

Einer der radikalsten Vorschläge: Die komplette Abschaffung des Elterngeldes. Rund acht Milliarden Euro jährlich könnte der Staat so einsparen. Ein Vorschlag, der bereits heftige Kritik ausgelöst hat.

„Das Elterngeld ist ein klassischer Fall von ‚nice to have‘, aber nicht prioritär“, argumentiert Fuest. Doch für viele Familien bedeutet die finanzielle Unterstützung in den ersten Lebensmonaten des Kindes eine wichtige Entlastung.

Schon die Begrenzung der Einkommensgrenze auf 150.000 Euro brutto pro Jahr hatte einen politischen Aufschrei ausgelöst. Eine komplette Streichung? Politisch kaum durchsetzbar.

Pendlerpauschale: Ist sie noch zeitgemäß?

Ein weiterer umstrittener Punkt auf der Kürzungsliste ist die Pendlerpauschale. Jahrelang hat der Staat Berufstätige mit steuerlichen Erleichterungen unterstützt, die weite Wege zur Arbeit zurücklegen. Doch Ökonomen halten die Subvention für veraltet.

„Der Staat kann nicht länger finanzieren, dass Menschen möglichst weit entfernt vom Arbeitsplatz wohnen“, sagt Reint Gropp, Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle. Die Idee: Die Streichung der Pauschale könnte Milliarden einsparen und den Wohnungsmarkt entlasten. Kritiker warnen jedoch, dass gerade Geringverdiener und ländliche Regionen massiv darunter leiden würden.

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Rente und Pensionen: Die heiligen Kühe der Haushaltspolitik

Besonders heikel ist die Debatte um die Renten- und Pensionszahlungen. In keinem anderen Bereich steigen die Kosten so stark wie hier. Bereits heute fließen über 100 Milliarden Euro jährlich aus dem Bundeshaushalt in die Rentenkasse – Tendenz steigend.

Die Forderungen der Ökonomen:

  • Rente mit 67 war erst der Anfang: Das Renteneintrittsalter soll weiter steigen.
  • Langsamere Rentenanpassung: Renten sollen langsamer als Löhne steigen.
  • Abschaffung der „Rente mit 63“ für langjährig Versicherte.
  • Beamtenpensionen reformieren: Anpassung an das gesetzliche Rentenniveau.

Diese Maßnahmen könnten Milliarden einsparen, doch der Widerstand wäre enorm. „Die Rentner sind eine der stärksten Wählergruppen in Deutschland“, warnt ein Regierungsberater. „Wer an ihrer Altersvorsorge schraubt, riskiert politisch alles.“

Neues Sondervermögen für Verteidigung?

Während die Debatte über Einsparungen läuft, scheint ein Bereich von den Kürzungen ausgenommen zu sein: Die Verteidigungsausgaben. Angesichts der unsicheren geopolitischen Lage und der drohenden Reduzierung der NATO-Hilfen durch die USA plant die Regierung ein neues Sondervermögen für die Bundeswehr. Bereits jetzt sind zusätzliche 50 Milliarden Euro für Rüstungsausgaben im Gespräch.

Während Kürzungen bei Renten, Elterngeld und Subventionen diskutiert werden, plant die Regierung ein neues Sondervermögen für die Bundeswehr. Kritiker sehen darin eine gefährliche Schieflage der Haushaltspolitik.

Doch wie passt das zu den Sparmaßnahmen? Kritiker sehen hier eine gefährliche Schieflage: „Einerseits kürzt man bei Familien und Rentnern, andererseits stockt man das Militärbudget auf – das ist politisch brandgefährlich“, warnt eine Sozialwissenschaftlerin.

Die Schuldenbremse – ein Auslaufmodell?

Angesichts der Finanzmisere mehren sich die Stimmen, die eine Reform der Schuldenbremse fordern. Ökonomin Monika Schnitzer hält es für „unrealistisch“, alle Investitionen aus bestehenden Haushaltsmitteln zu finanzieren. Ihre Lösung: „Eine Reform der Schuldenbremse ist notwendig, um Investitionen in die Zukunft nicht abzuwürgen.“

Doch die Union hält dagegen. Friedrich Merz machte zuletzt deutlich: „Es kann nicht sein, dass wir aus Bequemlichkeit neue Schulden machen. Deutschland braucht einen klaren Sparkurs.“

Finanzen / Wirtschaft
[InvestmentWeek] · 03.03.2025 · 15:00 Uhr
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