Kritik an Käßmanns Afghanistan-Äußerungen hält an

Hannover (dpa) - Die Kritik an der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche, Margot Käßmann, wegen ihrer Äußerungen zum Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan reißt nicht ab. Die Bundesregierung ging auf deutliche Distanz zur Bischöfin.

«Es gibt hier eine Meinungsverschiedenheit», sagte der stellvertretende Regierungssprecher Christoph Steegmans am Montag in Berlin. «So wie andere Meinungen unseren Respekt haben, sollten auch diejenigen Respekt erfahren, die es sich ja mit einer Entscheidung für den Afghanistan-Einsatz nicht leicht gemacht haben oder nicht leicht machen.»

Unterdessen will Außenminister Guido Westerwelle (FDP) noch vor der Afghanistan-Konferenz Ende Januar das Gespräch mit den Bundestagsfraktionen für eine gemeinsame Haltung suchen. Deutschland ist derzeit mit bis zu 4500 Soldaten in dem Land am Hindukusch engagiert.

Mit Blick auf Käßmann sagte der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Oberst Ulrich Kirsch, der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» (Montag): «Es wäre besser gewesen, wenn Käßmann vor ihrer Predigt das Gespräch mit den Soldaten über ihre schwierige Aufgabe gesucht hätte.» Ihr Nein zum Afghanistan-Einsatz schaffe nur neue Frustrationen.

Die hannoversche Bischöfin selbst zeigte sich empört darüber, was aus ihrer Predigt gemacht worden sei. Sie habe nie einen sofortigen Abzug gefordert, sondern einen erkennbaren Plan für den Abzug, sagte sie der «Bild»-Zeitung (Montag). Nicht in ihrer Neujahrspredigt, aber in einem Interview zu Weihnachten hatte sie allerdings auch gesagt: «Auch nach den weitesten Maßstäben der Evangelischen Kirche in Deutschland ist dieser Krieg so nicht zu rechtfertigen.» Und: «Möglichst bald sollten die deutschen Soldaten aus Afghanistan abgezogen werden.»

Der Deutschen Presse-Agentur dpa sagte sie nun: «Meine Predigt sagt nicht, dass der Afghanistan-Einsatz schlecht ist, sondern dass wir mehr Fantasie für den Frieden brauchen.»

Westerwelle begrüßte ihre Klarstellung. Er betonte: «Es handelt sich um einen zivilen Aufbau, der militärisch abgesichert werden muss. Für mich ist das ein Gebot der Mitmenschlichkeit, dass wir Menschen nicht den Taliban in Afghanistan überlassen - ihrer Folterung und ihrer Ermordung.»

Der stellvertretende Regierungssprecher sagte, die Bundesregierung sei überzeugt, dass für die eigene Sicherheit in Deutschland der Afghanistan-Einsatz nötig sei. «Und jede militärische Situation wirft immer auch ethische Fragen auf.» Trotzdem der Differenzen sei die Regierung selbstredend mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) immer im Gespräch.

Westerwelle bekräftigte in Berlin sein Ziel, dass die Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die afghanische Regierung noch in diesem Jahr beginnt. Damit sollen die Voraussetzungen für einen Truppenabzug geschaffen werden. Westerwelle geht davon aus, dass nach der Afghanistan-Konferenz über die Zukunft des Landes Ende Januar in London weitere Treffen dieser Art stattfinden werden. Er selbst werde noch vor London in mehrere der beteiligten Ländern reisen, um die Konferenz vorzubereiten.

Konflikte / Bundeswehr / Kirchen / Afghanistan
04.01.2010 · 15:13 Uhr
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