JPMorgan und Evercore überholen Morgan Stanley im M&A-Beratungsgeschäft
Goldman Sachs bleibt zwar der unangefochtene Marktführer bei der Beratung von Fusionen und Übernahmen (M&A), doch die Rangfolge darunter hat sich verändert. JPMorgan Chase und die Investmentboutique Evercore haben Morgan Stanley als wichtigste Herausforderer von Goldman verdrängt.
JPMorgan erzielte im Jahr 2024 Beraterhonorare von 3,29 Milliarden US-Dollar, während Evercore mit 2,45 Milliarden US-Dollar ebenfalls knapp vor Morgan Stanley lag, das auf 2,38 Milliarden US-Dollar kam.
M&A-Beratung gilt als das Prestigegeschäft des Investmentbankings, da sie mit hohen Margen arbeitet und Unternehmen bereit sind, hohe Gebühren für strategische Transaktionen zu zahlen. Während IPOs oder Anleiheemissionen große Teams erfordern, sind M&A-Deals oft auf wenige Berater angewiesen – die allerdings über exzellente Netzwerke und Verhandlungsgeschick verfügen müssen.
JPMorgan rückt näher an Goldman Sachs heran
Lange Zeit war Morgan Stanley die klare Nummer zwei hinter Goldman Sachs. Doch die aktuellen Zahlen zeigen, dass JPMorgan den Abstand zu Goldman Sachs auf ein historisches Tief reduziert hat. Im vierten Quartal 2024 übertraf die Bank mit 1,06 Milliarden US-Dollar an reinen M&A-Honoraren sogar Goldman Sachs – und das bereits zum zweiten Mal im vergangenen Jahr.
„JPMorgan ist enorm aggressiv vorgegangen“, erklärte ein CEO einer Wall-Street-Bank. „Sie haben konsequent argumentiert: ‚Wir sind euer größter Kreditgeber, also sollten wir auch eure M&A-Beratung übernehmen.‘“
Seit 2023 investiert JPMorgan 200 Millionen US-Dollar in den Ausbau seines Investmentbankings, einschließlich der gezielten Abwerbung von Dealmakern. CEO Jamie Dimon ist bekannt dafür, persönlich bei großen Mandanten anzurufen, um Geschäfte für seine Bank zu sichern.
Evercore und die Renaissance der Investmentboutiquen
Ein weiterer Gewinner der neuen Ordnung ist Evercore. Die Boutique-Beratung ohne Handels- oder Kreditgeschäft konnte sich mit 2,45 Milliarden US-Dollar vor Morgan Stanley setzen und gewann Mandate für Großtransaktionen wie die 29-Milliarden-Dollar-Übernahme von Calpine durch Constellation Energy.
Evercore hat sein Geschäft über reine M&A-Beratung hinaus auf Transaktionen privater Fonds und Restrukturierungsberatung ausgeweitet – zwei Segmente, in denen die großen Banken weniger präsent sind.
„Evercore hat sich als führende Boutique-Bank etabliert“, sagte Aidan Hall, Analyst bei Keefe, Bruyette & Woods.
Morgan Stanley unter Druck – Hoffnung durch neuen CEO
Morgan Stanley, einst eine der „Blauen Blutlinien“ der Wall Street, kämpft mit einem strategischen Wandel. Unter dem früheren CEO James Gorman wurde der Fokus auf Vermögensverwaltung gelegt, ein stabiler, aber weniger prestigeträchtiger Bereich.
Mit Ted Pick als neuem CEO gibt es Hoffnung in der M&A-Sparte, dass wieder mehr in das klassische Investmentbanking investiert wird. „Es war eine Erleichterung, dass Ted CEO wurde – er kommt aus dem Investmentbanking, nicht aus der Vermögensverwaltung“, sagte ein Morgan-Stanley-Banker.
Doch der Aufbau eines starken M&A-Geschäfts braucht Zeit. „Die Deals von heute wurden vor drei Jahren angebahnt“, erklärte ein ehemaliger Investmentbanker einer großen Wall-Street-Bank.
Neue Herausforderer auf der Wall Street
Nicht nur JPMorgan und Evercore profitieren vom Wandel: Jefferies hat sich ebenfalls Marktanteile gesichert und mit 1,8 Milliarden US-Dollar an M&A-Gebühren die Großbanken Bank of America und Citigroup überholt.
Die Wall Street erlebt eine Neuverteilung der Macht – und Goldman Sachs bekommt nicht nur von traditionellen Banken, sondern zunehmend von agilen Boutiquen Konkurrenz.