Hideo Kojima: Warum er niemals in Rente gehen wird & neue Projekt-Infos
Kaum eine Persönlichkeit prägt die digitale Unterhaltungslandschaft so nachhaltig und eigenwillig wie Hideo Kojima. Man könnte meinen, dass der Schöpfer legendärer Marken wie Metal Gear und Death Stranding nach Jahrzehnten des Erfolgs den Gedanken hegt, sich entspannt zurückzulehnen. Ein Leben, in dem man nur noch sporadisch im Büro vorbeischaut, um nach dem Rechten zu sehen, während das Bankkonto wächst? Für viele ein Traum, für diesen speziellen Künstler jedoch eine absolute Horrorvorstellung. In einem kürzlich geführten Gespräch mit dem japanischen Magazin Ananweb gewährte der Meisterentwickler tiefe Einblicke in seine Seele und erklärte, warum der bloße finanzielle Triumph für ihn niemals das Endziel sein kann.
Die Philosophie der Hände
Es ist fast paradox: Der Mann, der komplexe Welten erschafft, fürchtet sich vor der Leere des Müßiggangs. Kojima gab offen zu, dass er sich manchmal vorstellt, den ultimativen Bestseller gelandet zu haben. Doch die Fantasie endet schnell in purer Langeweile. Den ganzen Tag zu Hause sitzen und Blu-rays schauen? Für seinen unruhigen Geist wäre das keine Erfüllung. Er betonte eindringlich, dass es nicht sein Job sei, einfach nur Verkaufsschlager zu produzieren, um sich dann zur Ruhe zu setzen. Vielmehr treibt ihn der innere Drang, „für immer mit seinen eigenen Händen zu arbeiten“. Diese handwerkliche Nähe zum Produkt, das direkte Formen und Gestalten, ist der Treibstoff, der ihn jeden Morgen aufstehen lässt. Ohne diese kreative Betätigung wüsste er schlichtweg nicht, wohin mit sich selbst, da ihm der Austausch über seine Leidenschaften fehlen würde.
Physint – Spionage neu erfunden
Dieser unermüdliche Tatendrang fließt direkt in seine aktuellen Projekte. Mit Physint kehrt Kojima Productions ins Genre der Action-Spionage zurück. Doch wer nun glaubt, er würde sich auf alten Lorbeeren ausruhen, irrt gewaltig. Der Visionär erklärte selbstbewusst, dass er ein Standard-Spionage-Abenteuer mittlerweile sprichwörtlich im Schlaf entwickeln könnte. Genau deshalb fordert er sich selbst heraus. Das Ziel ist nichts Geringeres, als die Grenzen zwischen Film und Videospiel endgültig aufzulösen. Er plant, nicht nur mit Schauspielern, sondern auch mit Produktionscrews aus der Filmindustrie zusammenzuarbeiten. Dabei treibt ihn jedoch eine Sorge um: Die Realität verändert sich heutzutage so rasant, dass die gesellschaftlichen Themen seines Spiels vielleicht schon veraltet sein könnten, bevor der Titel überhaupt erscheint.
OD – Ein radikales Experiment
Parallel dazu braut sich mit OD etwas noch Mysteriöseres zusammen. Bei diesem Horror-Titel hält sich der Japaner zwar bedeckt, ließ aber durchblicken, dass er hier völlig neue Wege beschreiten will. Es geht nicht nur um neue Spielmechaniken, sondern um den Versuch, das „Service-Modell von Grund auf zu ändern“. Selbst er ist sich unsicher, ob dieses Wagnis gelingen wird, doch genau diese Ungewissheit scheint ihn zu reizen. Der veröffentlichte Trailer ist laut ihm vollgestopft mit Hinweisen, die nur darauf warten, von aufmerksamen Fans entschlüsselt zu werden. Kojima bleibt sich also treu: Stagnation ist der Feind, Innovation die einzige Option.


