Renten(un)gleichheit: Ein westdeutsches Dilemma
Frauen in Westdeutschland stehen im Ruhestand im Schnitt 13.500 Euro weniger pro Jahr zur Verfügung als ihren männlichen Pendants. Diese erhebliche Rentenlücke von 61 Prozent umfasst betriebliche, gesetzliche und private Renten. Hingegen beläuft sich die Rentenlücke in den neuen Bundesländern bemerkenswerterweise nur auf 24 Prozent.
Diese aufschlussreichen Ergebnisse gehen auf die Forschung der Soziologin Carla Rowold zurück, die für ihre Arbeit mit dem Forschungspreis des 'Forschungsnetzwerk Alterssicherung' (FNA) ausgezeichnet wurde. Das FNA, eine Wissensressource und Förderplattform der Deutschen Rentenversicherung, zielt darauf ab, Wissenschaft und Praxis der Alterssicherung besser zu vernetzen.
Der tiefere Ursprung dieses Problems liegt in der traditionellen Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern, die vor allem in Westdeutschland stark etabliert ist. Die Hans-Böckler-Stiftung berichtet, dass die Teilzeitquote unter westdeutschen Frauen 2023 bei 48 Prozent lag - 14 Prozentpunkte höher als im Osten.
Frauen übernehmen demnach einen Löwenanteil der unbezahlten Sorgearbeit, während Männern überwiegend die Erwerbsarbeit zufällt. Dieses Muster wird durch wohlfahrtsstaatliche Strukturen gestützt, die Pflegearbeit und ehrenamtliche Tätigkeiten auf Angehörige abwälzen.
Ein Paradoxon dabei ist, dass Frauen, die ihre Rolle im System einnehmen, im Rentensystem benachteiligt werden. Die ungleiche Verteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit zwischen den Geschlechtern manifestiert sich als 'Gender Pay Gap', der 2025 bei 16 Prozent lag, und setzt sich im 'Gender Pension Gap' fort. Eine gleichmäßige Verteilung dieser Arbeiten und Reformen wie die Abschaffung des Ehegattensplittings und eine Weiterentwicklung der Elternzeitregelungen sind entscheidend, um mehr Gleichheit und eine Verringerung der Rentenlücke zu erzielen.

