Heizen im Bestand: Wärmepumpen überzeugen auch in alten Häusern
Wärmepumpen gelten als Schlüsseltechnologie für eine klimaneutrale Wärmeversorgung. Doch ob sie auch in Altbauten effizient arbeiten können, war lange umstritten. Eine umfassende Feldstudie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) zeigt nun: Auch ältere Gebäude lassen sich mit Wärmepumpen zuverlässig und klimafreundlich beheizen.

Effizient trotz hoher Heizlasten
Im Forschungsprojekt „WPsmart im Bestand“ wurden über fünf Jahre hinweg 56 Wärmepumpen in Altbauten untersucht – von unsanierten Einfamilienhäusern bis zu teilmodernisierten Mehrfamilienhäusern. Die meisten Anlagen erzielten stabile Jahresarbeitszahlen zwischen zwei und vier, einige sogar darüber. Damit arbeiten sie deutlich effizienter als vielfach angenommen. „Die mittleren Heizkreistemperaturen und nicht die maximalen Bedingungen sind entscheidend für die Effizienz“, betonen die Forscher:innen. Selbst bei Außentemperaturen unter null blieben viele Systeme im effizienten Betrieb. Nur selten musste ein elektrischer Heizstab zuschalten, etwa bei technischen Defekten oder extremen Kältephasen.
Die Messungen widerlegen das häufige Vorurteil, Altbauten seien grundsätzlich ungeeignet. Viele Gebäude erreichten akzeptable Vorlauftemperaturen von rund 44 Grad Celsius – niedriger, als es die meisten Hausbesitzer:innen erwarten würden. Damit bestätigen sich frühere Modellrechnungen, wonach auch ältere Heizsysteme bei passender Regelung und hydraulischem Abgleich mit Wärmepumpen kompatibel sind.
Eine Wärmepumpe im Altbau hat Grenzen
Trotz der positiven Bilanz hängt die Effizienz im Altbau stark von der Auslegung ab. Klassische Heizkörper erfordern oft höhere Temperaturen als Fußbodenheizungen, was die Leistungszahl mindert. In vielen der untersuchten Gebäude blieben die Radiatoren jedoch erhalten, ohne dass die Effizienz stark litt – entscheidend war eine sorgfältige Abstimmung von Wärmepumpe, Heizsystem und Regelung. Wo dauerhaft hohe Vorlauftemperaturen nötig sind, kann der Austausch einzelner Heizkörper sinnvoll sein.
Eine Herausforderung bleibt die Geräuschentwicklung von Luft-Wasser-Wärmepumpen, vor allem in dicht bebauten Quartieren. Das Fraunhofer-Team empfiehlt daher eine sorgfältige Standortwahl und schallmindernde Aufstellung. Auch ökonomisch müssen Altbauten im Einzelfall betrachtet werden: Der Energieverbrauch ist oft höher, die Amortisation dauert länger. Dennoch können Wärmepumpen über die Lebensdauer hinweg wirtschaftlich arbeiten – insbesondere in Kombination mit Photovoltaik und staatlichen Förderprogrammen.
Altbau als Teil der Wärmewende
Die Ergebnisse des Fraunhofer ISE zeigen deutlich, dass das Alter eines Gebäudes kein Ausschlusskriterium für den Einsatz von Wärmepumpen ist. Entscheidend ist der energetische Zustand, die Systemtemperatur und die Einbindung in ein abgestimmtes Gesamtkonzept. „Der Altbau ist kein Sonderfall mehr, sondern Teil der Lösung“, sagt Projektleiter Henrik Holmberg vom Fraunhofer ISE.
Da der Gebäudesektor einen großen Anteil am Energieverbrauch in Deutschland hat, könnte die Erschließung des Altbaubestands mit Wärmepumpen einen erheblichen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten. Um dieses Potenzial zu nutzen, sind gezielte Förderprogramme, geschulte Fachkräfte und eine fortlaufende Forschung nötig. Die Studie belegt: Mit dem richtigen Know-how können Wärmepumpen auch im Altbau effizient, leise und klimafreundlich arbeiten – und damit ein zentrales Element der Wärmewende werden.

