Guttenberg bittet bei Trauerfeier um Verzeihung

Ingolstadt (dpa) - Zum zweiten Mal innerhalb von gut zwei Wochen hat Deutschland Abschied von in Afghanistan gefallenen Soldaten genommen.

Im Ingolstädter Münster erwiesen am Samstag mehr als tausend Angehörige, Soldaten und Spitzenpolitiker den vier bei Kämpfen in der nordafghanischen Provinz Baghlan getöteten Männern die letzte Ehre. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg bat die Hinterbliebenen um Verzeihung, stellte die Bundeswehr aber gleichzeitig auf weitere Verluste ein: «Tod und Verwundung sind Begleiter unserer Einsätze geworden, und sie werden es auch in den nächsten Jahren sein - wohl nicht nur in Afghanistan.»

An der Zeremonie nahm auch wieder Bundeskanzlerin Angela Merkel teil. Weitere Trauergäste waren Außenminister Guido Westerwelle, die Ministerpräsidenten aus Bayern und Baden-Württemberg, Horst Seehofer und Stefan Mappus, der Bundeswehr-Generalinspekteur Volker Wieker sowie der afghanische Außenminister Salmai Rassul.

Die vier Soldaten waren am 15. April bei einer gemeinsamen Operation mit der afghanischen Armee getötet worden. Drei kamen bei der Explosion einer Sprengfalle ums Leben. Ein Oberstabsarzt wurde beim Angriff auf ein Sanitätsfahrzeug durch eine Granate getötet. Bereits zwei Wochen zuvor - am Karfreitag - waren drei Soldaten bei schweren Gefechten in der Provinz Kundus gefallen. Seit Beginn des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan vor acht Jahren starben dort 43 deutsche Soldaten.

«Nichts in der Welt macht hilf- und sprachloser als der Tod», sagte Guttenberg in seiner Trauerrede. Er verneigte sich vor den Toten, wandte sich aber auch mit deutlichen Worten an die Hinterbliebenen. «In politischer Verantwortung hat man Sie, verehrte Angehörige, auch um Verzeihung zu bitten», sagte er. «Entschuldigung wäre wohl ein unangebrachtes Wort, da Schuld und die Fähigkeit zu zweifeln mit Verantwortung einhergehen - aber Verzeihung.»

Die Soldaten seien in der Gewissheit gestorben, «unserer Gesellschaft einen Schutz zu geben, dessen Bedarf wir erst zögerlich wahrzunehmen beginnen», sagte der Minister. Sie seien Opfer «hinterhältiger, feiger Anschläge» geworden, die erneut drastisch verdeutlicht hätten, wie gefährlich der Einsatz in Afghanistan sei. Man habe in Deutschland lange Zeit nicht wahrhaben wollen, dass Tod und Verwundung zu den Einsätzen der Bundeswehr gehörten. Der Umgang damit dürfe aber «niemals, wirklich niemals zur Routine werden».

Im Ingolstädter Münster erinnerten großformatige Fotos hinter den mit schwarz-rot-goldenen Fahnen bedeckten Särge an die Soldaten, die zwischen 24 und 38 Jahre alt wurden. Auf jedem der Särge lagen ein Stahlhelm und militärische Auszeichnungen. Vor dem Münster verfolgten hunderte Menschen, darunter zahlreiche Soldaten, die Trauerfeier auf zwei Großbildleinwänden.

Die Zeremonie wurde von der Bundeswehr auch nach Afghanistan übertragen. Vor einer Woche hatte die internationale Schutztruppe ISAF im Hauptquartier für Nordafghanistan in Masar-i-Scharif Abschied von den Soldaten genommen. An der dortigen Trauerfeier nahmen 1500 Soldaten aus 19 Ländern teil. Wegen der vorübergehenden Sperrung des deutschen Luftraums hatten die Särge erst am Mittwoch nach Deutschland geflogen werden können.

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Konflikte / Bundeswehr / Trauer / Afghanistan
24.04.2010 · 21:49 Uhr
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