Grünes Licht für Abfall-Diesel: Neue Öko-Kraftstoffverordnung tritt in Kraft
Die Transformation der Mobilität gewinnt an Fahrt: Eine kürzlich vom Bundeskabinett verabschiedete Verordnung ebnet dem sogenannten paraffinischen Diesel, der vollständig aus Abfallstoffen wie gebrauchtem Frittenfett und Pflanzenölen hergestellt wird, den Weg in die deutschen Tankstellen. Erstmalig wird es möglich, diesen Öko-Diesel ohne herkömmlichen Diesel als Zusatz zu tanken. Die bisherige Regelung beschränkte die Verwendung dieser alternativen Treibstoffe auf eine Beimischungsquote von maximal 26 Prozent. Die Zustimmung des Bundesrates ermöglicht nun eine signifikante Ausweitung des Angebots nachhaltigerer Kraftstoffoptionen.
Diese Entwicklung stößt auf ein geteiltes Echo innerhalb der Bundesregierung. Während Verkehrsminister Volker Wissing den Schritt als "wichtigen Schritt für mehr Klimaschutz im Verkehr" begrüßt und die hohe Qualität und Nachhaltigkeit des Kraftstoffs hervorhebt – vor allem, weil dessen Nutzung das Potenzial besitzt, die CO2-Emissionen massiv zu senken –, vertritt das Bundesumweltministerium eine differenzierte Position. Es betont, dass Nachhaltigkeit des Treibstoffes nicht per se garantiert sei. Besonders umstritten ist der Gebrauch von Palmöl als Basis für HVO-Diesel, was laut Ministerium zu erheblichen Treibhausgasemissionen und Biodiversitätsverlusten führen kann.
Das Verkehrsministerium weist darauf hin, dass Palmöl gemäß dem Bundesimmissionsschutzgesetz nicht als Biokraftstoff anrechenbar ist, und hebt die Attraktivität des auf Abfallstoffen basierenden HVO im Zuge steigender CO2-Bepreisung hervor. Die Umweltvertreter ergänzen jedoch, dass die Verfügbarkeit des neuen Kraftstoffs limitiert sein könnte, da Altspeiseöle bereits jetzt vollständig im Verkehrssektor Verwendung finden und nicht vermehrt werden könnten.
Die Debatte unterstreicht die Komplexität und Herausforderungen der Energiewende im Transportwesen. Die einen sehen die Möglichkeit, die Emissionsreduktion auf individueller Ebene voranzubringen, während andere an der Effizienz zweifeln und befürchten, dass nur eine kleine Anzahl von Fahrzeugen von dem reinen Öko-Diesel profitieren könnte, statt einen größeren Klimanutzen durch die Beimischung für die gesamte Fahrzeugflotte zu erzielen. (eulerpool-AFX)